Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht immer ein Glück. -- Schickt sich Gottes Natur
nur für die Subalternen, für die Vornehmen aber
nicht?"

"Wie Du wieder bist, Mann! Ist nicht Gottes
Natur auch in den Zelten und im Hofjäger? -- In's
Freie raus ist recht hübsch, ja, und ich sage gar nichts
dagegen, aber so zu Fuß mit Sack und Pack! --
Das schickt sich doch nicht mehr."

Er war bei guter Laune: "Nächstes Mal wollen
wir einen Wagen nehmen."

Sie nahm die gute Laune wahr: "Es ist mir
auch schon recht, daß Du lieber hier raus wolltest,
als nach Charlottenburg, denn da sind immer unter¬
wegs die Soldaten und die Gensd'armenofficiere flan¬
kiren in den Gärten nach hübschen Gesichtern, und
Du hast schon recht, hier heraus kommen sie nicht
geritten, weil's zu sandig ist und die vornehmen
Equipagen nicht her fahren, aber sieh mal, unsre
Kinder werden doch jetzt größer, besonders die Adel¬
heid -- Was siehst Du denn so besonders dahin?"

"Ich freue mich, daß die Adelheid so groß ge¬
worden ist."

"Ist Dir sonst was besonderes?"

"Ja ich habe Lust nach was Besonderm, nickte
er, denn ich bin durstig."

Die Erklärung des Besonderen schwebte schon
heran. Adelheid kam aus dem Kruge mit einem
Glase Weißbier. Wer ein Glas Weißbier, das ber¬
liner große Glas, welches in der populären Sprache

nicht immer ein Glück. — Schickt ſich Gottes Natur
nur für die Subalternen, für die Vornehmen aber
nicht?“

„Wie Du wieder biſt, Mann! Iſt nicht Gottes
Natur auch in den Zelten und im Hofjäger? — In's
Freie raus iſt recht hübſch, ja, und ich ſage gar nichts
dagegen, aber ſo zu Fuß mit Sack und Pack! —
Das ſchickt ſich doch nicht mehr.“

Er war bei guter Laune: „Nächſtes Mal wollen
wir einen Wagen nehmen.“

Sie nahm die gute Laune wahr: „Es iſt mir
auch ſchon recht, daß Du lieber hier raus wollteſt,
als nach Charlottenburg, denn da ſind immer unter¬
wegs die Soldaten und die Gensd'armenofficiere flan¬
kiren in den Gärten nach hübſchen Geſichtern, und
Du haſt ſchon recht, hier heraus kommen ſie nicht
geritten, weil's zu ſandig iſt und die vornehmen
Equipagen nicht her fahren, aber ſieh mal, unſre
Kinder werden doch jetzt größer, beſonders die Adel¬
heid — Was ſiehſt Du denn ſo beſonders dahin?“

„Ich freue mich, daß die Adelheid ſo groß ge¬
worden iſt.“

„Iſt Dir ſonſt was beſonderes?“

„Ja ich habe Luſt nach was Beſonderm, nickte
er, denn ich bin durſtig.“

Die Erklärung des Beſonderen ſchwebte ſchon
heran. Adelheid kam aus dem Kruge mit einem
Glaſe Weißbier. Wer ein Glas Weißbier, das ber¬
liner große Glas, welches in der populären Sprache

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0139" n="125"/>
nicht immer ein Glück. &#x2014; Schickt &#x017F;ich Gottes Natur<lb/>
nur für die Subalternen, für die Vornehmen aber<lb/>
nicht?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wie Du wieder bi&#x017F;t, Mann! I&#x017F;t nicht Gottes<lb/>
Natur auch in den Zelten und im Hofjäger? &#x2014; In's<lb/>
Freie raus i&#x017F;t recht hüb&#x017F;ch, ja, und ich &#x017F;age gar nichts<lb/>
dagegen, aber &#x017F;o zu Fuß mit Sack und Pack! &#x2014;<lb/>
Das &#x017F;chickt &#x017F;ich doch nicht mehr.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Er war bei guter Laune: &#x201E;Näch&#x017F;tes Mal wollen<lb/>
wir einen Wagen nehmen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Sie nahm die gute Laune wahr: &#x201E;Es i&#x017F;t mir<lb/>
auch &#x017F;chon recht, daß Du lieber hier raus wollte&#x017F;t,<lb/>
als nach Charlottenburg, denn da &#x017F;ind immer unter¬<lb/>
wegs die Soldaten und die Gensd'armenofficiere flan¬<lb/>
kiren in den Gärten nach hüb&#x017F;chen Ge&#x017F;ichtern, und<lb/>
Du ha&#x017F;t &#x017F;chon recht, hier heraus kommen &#x017F;ie nicht<lb/>
geritten, weil's zu &#x017F;andig i&#x017F;t und die vornehmen<lb/>
Equipagen nicht her fahren, aber &#x017F;ieh mal, un&#x017F;re<lb/>
Kinder werden doch jetzt größer, be&#x017F;onders die Adel¬<lb/>
heid &#x2014; Was &#x017F;ieh&#x017F;t Du denn &#x017F;o be&#x017F;onders dahin?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich freue mich, daß die Adelheid &#x017F;o groß ge¬<lb/>
worden i&#x017F;t.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;I&#x017F;t Dir &#x017F;on&#x017F;t was be&#x017F;onderes?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ja ich habe Lu&#x017F;t nach was Be&#x017F;onderm, nickte<lb/>
er, denn ich bin dur&#x017F;tig.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Die Erklärung des Be&#x017F;onderen &#x017F;chwebte &#x017F;chon<lb/>
heran. Adelheid kam aus dem Kruge mit einem<lb/>
Gla&#x017F;e Weißbier. Wer ein Glas Weißbier, das ber¬<lb/>
liner große Glas, welches in der populären Sprache<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0139] nicht immer ein Glück. — Schickt ſich Gottes Natur nur für die Subalternen, für die Vornehmen aber nicht?“ „Wie Du wieder biſt, Mann! Iſt nicht Gottes Natur auch in den Zelten und im Hofjäger? — In's Freie raus iſt recht hübſch, ja, und ich ſage gar nichts dagegen, aber ſo zu Fuß mit Sack und Pack! — Das ſchickt ſich doch nicht mehr.“ Er war bei guter Laune: „Nächſtes Mal wollen wir einen Wagen nehmen.“ Sie nahm die gute Laune wahr: „Es iſt mir auch ſchon recht, daß Du lieber hier raus wollteſt, als nach Charlottenburg, denn da ſind immer unter¬ wegs die Soldaten und die Gensd'armenofficiere flan¬ kiren in den Gärten nach hübſchen Geſichtern, und Du haſt ſchon recht, hier heraus kommen ſie nicht geritten, weil's zu ſandig iſt und die vornehmen Equipagen nicht her fahren, aber ſieh mal, unſre Kinder werden doch jetzt größer, beſonders die Adel¬ heid — Was ſiehſt Du denn ſo beſonders dahin?“ „Ich freue mich, daß die Adelheid ſo groß ge¬ worden iſt.“ „Iſt Dir ſonſt was beſonderes?“ „Ja ich habe Luſt nach was Beſonderm, nickte er, denn ich bin durſtig.“ Die Erklärung des Beſonderen ſchwebte ſchon heran. Adelheid kam aus dem Kruge mit einem Glaſe Weißbier. Wer ein Glas Weißbier, das ber¬ liner große Glas, welches in der populären Sprache

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/139
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/139>, abgerufen am 06.05.2024.