"Wenn man dem nur ganz trauen kann" sagte Lu¬ pinus. Der Wirkliche lächelte leichthin: "Das zu prü¬ fen ist meine Sache. Ihre, Anstand, Ernst, Moralität zu zeigen -- und vorsichtig zu sein. Denn mir ist gar nichts darum zu thun, daß Sie mit blauem Auge davonkommen und durch eine Hinterthür schlüpfen, sondern Ihre Ehre soll ganz fleckenlos dastehen. Ver¬ stehen Sie mich, mein Herr Geheimrath? Es han¬ delt sich um Ihre vollkommene Rechtfertigung, weil unser Interesse damit zusammenhängt. Verstehen Sie mich! Wissen Sie auch, daß der Justizminister schon einen Candidaten für Ihren Posten in petto hat?"
"Womit habe ich das verdient!" Beinahe ent¬ fiel ihm der Hut, als er mit der Hand über die Stirn fuhr.
"Das machen Sie mit sich selbst aus. Dann kann ich Ihnen auch nicht verbergen, daß das Ver¬ hältniß mit Ihrer Köchin Seine Majestät choquirt. Sie thäten besser sie wegzuschicken, oder wieder zu heirathen."
"Wenn ich die Ungnade Seiner Majestät damit abwenden könnte -- mein Gott, ich bin ja zu allem bereit -- jeden Augenblick."
"Warten Sie's doch noch ab, -- entgegnete der Wirkliche, wirklich von diesem Zeichen der Devotion überrascht. Es kann sich manches wieder ändern. Ueberhaupt müssen wir warten, setzte er hinzu, denn ich besinne mich, daß der Minister morgen wegen des Geburtstags Seiner Majestät nicht zu sprechen ist."
„Wenn man dem nur ganz trauen kann“ ſagte Lu¬ pinus. Der Wirkliche lächelte leichthin: „Das zu prü¬ fen iſt meine Sache. Ihre, Anſtand, Ernſt, Moralität zu zeigen — und vorſichtig zu ſein. Denn mir iſt gar nichts darum zu thun, daß Sie mit blauem Auge davonkommen und durch eine Hinterthür ſchlüpfen, ſondern Ihre Ehre ſoll ganz fleckenlos daſtehen. Ver¬ ſtehen Sie mich, mein Herr Geheimrath? Es han¬ delt ſich um Ihre vollkommene Rechtfertigung, weil unſer Intereſſe damit zuſammenhängt. Verſtehen Sie mich! Wiſſen Sie auch, daß der Juſtizminiſter ſchon einen Candidaten für Ihren Poſten in petto hat?“
„Womit habe ich das verdient!“ Beinahe ent¬ fiel ihm der Hut, als er mit der Hand über die Stirn fuhr.
„Das machen Sie mit ſich ſelbſt aus. Dann kann ich Ihnen auch nicht verbergen, daß das Ver¬ hältniß mit Ihrer Köchin Seine Majeſtät choquirt. Sie thäten beſſer ſie wegzuſchicken, oder wieder zu heirathen.“
„Wenn ich die Ungnade Seiner Majeſtät damit abwenden könnte — mein Gott, ich bin ja zu allem bereit — jeden Augenblick.“
„Warten Sie's doch noch ab, — entgegnete der Wirkliche, wirklich von dieſem Zeichen der Devotion überraſcht. Es kann ſich manches wieder ändern. Ueberhaupt müſſen wir warten, ſetzte er hinzu, denn ich beſinne mich, daß der Miniſter morgen wegen des Geburtstags Seiner Majeſtät nicht zu ſprechen iſt.“
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„Wenn man dem nur ganz trauen kann“ ſagte Lu¬
pinus. Der Wirkliche lächelte leichthin: „Das zu prü¬
fen iſt meine Sache. Ihre, Anſtand, Ernſt, Moralität
zu zeigen — und vorſichtig zu ſein. Denn mir iſt
gar nichts darum zu thun, daß Sie mit blauem Auge
davonkommen und durch eine Hinterthür ſchlüpfen,
ſondern Ihre Ehre ſoll ganz fleckenlos daſtehen. Ver¬
ſtehen Sie mich, mein Herr Geheimrath? Es han¬
delt ſich um Ihre vollkommene Rechtfertigung, weil
unſer Intereſſe damit zuſammenhängt. Verſtehen Sie
mich! Wiſſen Sie auch, daß der Juſtizminiſter ſchon
einen Candidaten für Ihren Poſten in petto hat?“
„Womit habe ich das verdient!“ Beinahe ent¬
fiel ihm der Hut, als er mit der Hand über die
Stirn fuhr.
„Das machen Sie mit ſich ſelbſt aus. Dann
kann ich Ihnen auch nicht verbergen, daß das Ver¬
hältniß mit Ihrer Köchin Seine Majeſtät choquirt.
Sie thäten beſſer ſie wegzuſchicken, oder wieder zu
heirathen.“
„Wenn ich die Ungnade Seiner Majeſtät damit
abwenden könnte — mein Gott, ich bin ja zu allem
bereit — jeden Augenblick.“
„Warten Sie's doch noch ab, — entgegnete der
Wirkliche, wirklich von dieſem Zeichen der Devotion
überraſcht. Es kann ſich manches wieder ändern.
Ueberhaupt müſſen wir warten, ſetzte er hinzu, denn
ich beſinne mich, daß der Miniſter morgen wegen des
Geburtstags Seiner Majeſtät nicht zu ſprechen iſt.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/126>, abgerufen am 25.11.2024.
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