Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.meine, daß, wenn Sie vor dem Richter stehen, Sie "Wir sind Menschen, Herr Geheimrath, wir sind "Beamte sind aber eine besondre Klasse von "Seine Majestät der König kennt gewiß meine "Der Hochselige kannte sie freilich durch Herrn "Herr Geheimrath meinen meinen Bruder in der Er weiß wie man in Rom gegessen Und zu Athen sich gab den Kuß; Darüber hat er ganz vergessen, Wie man die Gabel halten muß. meine, daß, wenn Sie vor dem Richter ſtehen, Sie „Wir ſind Menſchen, Herr Geheimrath, wir ſind „Beamte ſind aber eine beſondre Klaſſe von „Seine Majeſtät der König kennt gewiß meine „Der Hochſelige kannte ſie freilich durch Herrn „Herr Geheimrath meinen meinen Bruder in der Er weiß wie man in Rom gegeſſen Und zu Athen ſich gab den Kuß; Darüber hat er ganz vergeſſen, Wie man die Gabel halten muß. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0118" n="104"/> meine, daß, wenn Sie vor dem Richter ſtehen, Sie<lb/> ebenfalls nichts mehr, noch weniger ausſagen würden?“</p><lb/> <p>„Wir ſind Menſchen, Herr Geheimrath, wir ſind<lb/> alle Menſchen, und unſer Loos iſt irren.“</p><lb/> <p>„Beamte ſind aber eine beſondre Klaſſe von<lb/> Menſchen, die nicht irren ſollen; ſonſt jagt man<lb/> ſie fort.“</p><lb/> <p>„Seine Majeſtät der König kennt gewiß meine<lb/> Loyalität.“</p><lb/> <p>„Der Hochſelige kannte ſie freilich durch Herrn<lb/> Rietz. Ich möchte Ihnen nicht rathen, ſich darauf<lb/> zu berufen. Ueberhaupt ſcheinen mir Ihre Erinne¬<lb/> rungen und Kenntniſſe etwas antediluvianiſcher Art.<lb/> Wenn man ein Beamter iſt Ihres Ranges, die ge¬<lb/> bildete Geſellſchaft beſucht, iſt es erſte Pflicht, daß<lb/> man ſich um die Verhältniſſe und Anſichten kümmert.<lb/> Vielleicht liegt das in Ihrer Familie —“</p><lb/> <p>„Herr Geheimrath meinen meinen Bruder in der<lb/> Jägerſtraße. Ja um die Dehors kümmert er ſich<lb/> allerdings wenig. Sollte er ſich vielleicht bei irgend<lb/> einer Gelegenheit einen Verſtoß haben zu Schulden<lb/> kommen laſſen! Gott er hat ein gewiſſermaßen kind¬<lb/> liches Gemüth, er kann kein Waſſer trüben. Aber<lb/> Gelehrte — Gelehrte mein theuerſter Gönner, ach der<lb/> Vers iſt wie auf ihn gemacht:<lb/><lg type="poem"><l rendition="#et">Er weiß wie man in Rom gegeſſen</l><lb/><l rendition="#et">Und zu Athen ſich gab den Kuß;</l><lb/><l rendition="#et">Darüber hat er ganz vergeſſen,</l><lb/><l rendition="#et">Wie man die Gabel halten muß.</l><lb/></lg> </p> </div> </body> </text> </TEI> [104/0118]
meine, daß, wenn Sie vor dem Richter ſtehen, Sie
ebenfalls nichts mehr, noch weniger ausſagen würden?“
„Wir ſind Menſchen, Herr Geheimrath, wir ſind
alle Menſchen, und unſer Loos iſt irren.“
„Beamte ſind aber eine beſondre Klaſſe von
Menſchen, die nicht irren ſollen; ſonſt jagt man
ſie fort.“
„Seine Majeſtät der König kennt gewiß meine
Loyalität.“
„Der Hochſelige kannte ſie freilich durch Herrn
Rietz. Ich möchte Ihnen nicht rathen, ſich darauf
zu berufen. Ueberhaupt ſcheinen mir Ihre Erinne¬
rungen und Kenntniſſe etwas antediluvianiſcher Art.
Wenn man ein Beamter iſt Ihres Ranges, die ge¬
bildete Geſellſchaft beſucht, iſt es erſte Pflicht, daß
man ſich um die Verhältniſſe und Anſichten kümmert.
Vielleicht liegt das in Ihrer Familie —“
„Herr Geheimrath meinen meinen Bruder in der
Jägerſtraße. Ja um die Dehors kümmert er ſich
allerdings wenig. Sollte er ſich vielleicht bei irgend
einer Gelegenheit einen Verſtoß haben zu Schulden
kommen laſſen! Gott er hat ein gewiſſermaßen kind¬
liches Gemüth, er kann kein Waſſer trüben. Aber
Gelehrte — Gelehrte mein theuerſter Gönner, ach der
Vers iſt wie auf ihn gemacht:
Er weiß wie man in Rom gegeſſen
Und zu Athen ſich gab den Kuß;
Darüber hat er ganz vergeſſen,
Wie man die Gabel halten muß.
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