Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.nur hin, wo es vergraben liegt." -- Jch wollte schla- Und doch blieb das eine davon; neben dem Bette nur hin, wo es vergraben liegt.“ — Jch wollte ſchla- Und doch blieb das eine davon; neben dem Bette <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0089"/> nur hin, wo es vergraben liegt.“ — Jch wollte ſchla-<lb/> fen, aber wer erzwingt den Schlaf, wenn die Phan-<lb/> taſiebilder, denen er entfliehen will, mit ihm auf den<lb/> Kiſſen ſich ſchaukeln. Was kaum noch im Wachen un-<lb/> beſtimmt verſchwamm, tritt zuſammen, ſcharfe Linien<lb/> trennen die Geſtalten, helle Farben glänzen blendend<lb/> vor dem zugedrückten Auge. Was der Gedanke kaum<lb/> noch ſich wagte zu geſtehen, der Traum ſchreibt es mit<lb/> Flammenſchrift auf eine ſchwarze Tafel und kein Errö-<lb/> then hilft. Jch las in dieſer Flammenſchrift: „Dies<lb/> war das Schloß, deſſen Erinnerung *** bis zum Tode<lb/> quälte. Hier ſchläft ein altes Verbrechen, ſie rütteln<lb/> daran, es gähnt und erwachend ſtreckt es die Arme<lb/> aus nach neuem Raube.“ Nun nahte ſich auch mein<lb/> voriger Wirthsſohn, Capitain Delabelle ſpielte mit in<lb/> dieſem Drama. Er zog an der Hand eine weibliche<lb/> Geſtalt, die aber noch im ungewiſſen Nebel hinter ihm<lb/> verſchwamm. Er öffnete den Mund — als eine ſtarke<lb/> Berührung meiner Schulter alle Traumbilder verſcheuchte.</p><lb/> <p>Und doch blieb das eine davon; neben dem Bette<lb/> ſtand Mathieu Delabelle, welcher mit verſchränkten Ar-<lb/> men mein Erwachen aus dem Schlaftaumel zu erwar-<lb/> ten ſchien. — „Wir ſind grade keine gute Freunde,<lb/> mein junger Soldat, begann er, und für mich iſt es<lb/> eben nicht die angenehmſte Aufgabe, den Feind meines<lb/> Vaterlandes um eine Gefälligkeit zu bitten. Jndeſſen<lb/> es muß ſeyn, ſchnell ſeyn, und beſinnen gilt nicht!“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0089]
nur hin, wo es vergraben liegt.“ — Jch wollte ſchla-
fen, aber wer erzwingt den Schlaf, wenn die Phan-
taſiebilder, denen er entfliehen will, mit ihm auf den
Kiſſen ſich ſchaukeln. Was kaum noch im Wachen un-
beſtimmt verſchwamm, tritt zuſammen, ſcharfe Linien
trennen die Geſtalten, helle Farben glänzen blendend
vor dem zugedrückten Auge. Was der Gedanke kaum
noch ſich wagte zu geſtehen, der Traum ſchreibt es mit
Flammenſchrift auf eine ſchwarze Tafel und kein Errö-
then hilft. Jch las in dieſer Flammenſchrift: „Dies
war das Schloß, deſſen Erinnerung *** bis zum Tode
quälte. Hier ſchläft ein altes Verbrechen, ſie rütteln
daran, es gähnt und erwachend ſtreckt es die Arme
aus nach neuem Raube.“ Nun nahte ſich auch mein
voriger Wirthsſohn, Capitain Delabelle ſpielte mit in
dieſem Drama. Er zog an der Hand eine weibliche
Geſtalt, die aber noch im ungewiſſen Nebel hinter ihm
verſchwamm. Er öffnete den Mund — als eine ſtarke
Berührung meiner Schulter alle Traumbilder verſcheuchte.
Und doch blieb das eine davon; neben dem Bette
ſtand Mathieu Delabelle, welcher mit verſchränkten Ar-
men mein Erwachen aus dem Schlaftaumel zu erwar-
ten ſchien. — „Wir ſind grade keine gute Freunde,
mein junger Soldat, begann er, und für mich iſt es
eben nicht die angenehmſte Aufgabe, den Feind meines
Vaterlandes um eine Gefälligkeit zu bitten. Jndeſſen
es muß ſeyn, ſchnell ſeyn, und beſinnen gilt nicht!“
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(2020-07-16T12:57:05Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-07-16T12:57:05Z)
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