Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.dieses Klosters loderte ein großes Feuer, um welches dieſes Kloſters loderte ein großes Feuer, um welches <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0014"/> dieſes Kloſters loderte ein großes Feuer, um welches<lb/> auf Steinhaufen die jeden Augenblick zum Aufbruch<lb/> rüſtige Mannſchaft ſaß. Doch durfte weder das Feuer<lb/> zu groß, noch das Geſpräch zu laut werden, um dem<lb/> Feinde nicht unſern Aufenthalt zu verrathen. Wer<lb/> ohne die Umſtände zu kennen dieſen Anblick belauſchte,<lb/> hätte das dumpfe Gemurmel der in Mänteln verhüll-<lb/> ten, bewaffneten Männer für die Berathung einer<lb/> Räuberbande gehalten. Mir war heut beſonders un-<lb/> heimlich in dieſer Geſellſchaft zu Muthe. Jch gedachte<lb/> noch immer der wunderbaren Erſcheinung, und konnte<lb/> mich endlich nicht enthalten, meinen Freund aus der<lb/> Wachtſtube herauszuziehen und mit ihm einen ſtillen<lb/> Fleck draußen in der friſchen Nacht aufzuſuchen. Hin-<lb/> ter dem Kohlgarten des Kloſters lag die kleine verfal-<lb/> lene Kirche. Jhre Zerſtörung war nicht unſer, ſondern<lb/> das Werk der Revolution. Ein verbleichtes Marien-<lb/> bild konnte man bei Tage an der Hinterwand erblik-<lb/> ken. Die Nachtluft hauchte durch die gothiſchen Fen-<lb/> ſterbogen, und vor uns plätſcherte, eingeengt im Gemü-<lb/> ſegarten, eine kleine Fontaine ihren dürftigen Waſſer-<lb/> ſtrahl in ein ſumpfiges Baſſin. Der Ort ſchien uns<lb/> zu unſern Herzensergießungen beſonders geeignet. Wir<lb/> ſetzten uns in die Thürſchwelle der Kirche, und ich<lb/> begann das Geſpräch mit der Erzählung des ſeltſamen<lb/> Vorfalls.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0014]
dieſes Kloſters loderte ein großes Feuer, um welches
auf Steinhaufen die jeden Augenblick zum Aufbruch
rüſtige Mannſchaft ſaß. Doch durfte weder das Feuer
zu groß, noch das Geſpräch zu laut werden, um dem
Feinde nicht unſern Aufenthalt zu verrathen. Wer
ohne die Umſtände zu kennen dieſen Anblick belauſchte,
hätte das dumpfe Gemurmel der in Mänteln verhüll-
ten, bewaffneten Männer für die Berathung einer
Räuberbande gehalten. Mir war heut beſonders un-
heimlich in dieſer Geſellſchaft zu Muthe. Jch gedachte
noch immer der wunderbaren Erſcheinung, und konnte
mich endlich nicht enthalten, meinen Freund aus der
Wachtſtube herauszuziehen und mit ihm einen ſtillen
Fleck draußen in der friſchen Nacht aufzuſuchen. Hin-
ter dem Kohlgarten des Kloſters lag die kleine verfal-
lene Kirche. Jhre Zerſtörung war nicht unſer, ſondern
das Werk der Revolution. Ein verbleichtes Marien-
bild konnte man bei Tage an der Hinterwand erblik-
ken. Die Nachtluft hauchte durch die gothiſchen Fen-
ſterbogen, und vor uns plätſcherte, eingeengt im Gemü-
ſegarten, eine kleine Fontaine ihren dürftigen Waſſer-
ſtrahl in ein ſumpfiges Baſſin. Der Ort ſchien uns
zu unſern Herzensergießungen beſonders geeignet. Wir
ſetzten uns in die Thürſchwelle der Kirche, und ich
begann das Geſpräch mit der Erzählung des ſeltſamen
Vorfalls.
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(2020-07-16T12:57:05Z)
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Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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