Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.Der Landtstörtzer. weniger/ dann es kamen bißweiln junge Kna-ben zu vns zur Herberg/ dern etliche hatten Gelt/ etliche hatten keins/ etliche bettelten vnd zohen alle fort. Da gedachte ich bey mir selbst: Gusman/ was machestu? warumb bistu so gar verzagt? warumb verligstu dich allhie bey disem schinderischen Wirth? warumb zeuchstu nit auch weiter? warumb trachtestu nit auch nach anderm vnd mehrerm: Letztli- chen zeigte ich dem Wirth vnnd seiner Arbeit die Feygen/ zohe von jhm/ vnnd als ich mein bey jhm erobertes Gelt verzehrt hatte/ fing ich an zu betteln/ weil aber eben damals der liebse- lig Getraidt vbel gerathen/ vnnd aller Orten ein grosse Thewrung verhanden war/ so gab man desto weniger Almusen. Weil dann das bitten vnnd begeren mir wenig halff/ so ward ich gleichsamb gezwungen/ mein Kleyd anzu- greiffen/ vnd meisten theils zu verkauffen/ dann es heist: vt vitam redimas, Schuch/ Bruch & omnia vendas. Dannenhero als ich gen Madril kam/ befandt ich mich nur in einem blossen Hemmet/ vnd so gar war dasselb aller- ding zerrissen vnd vnflätig/ vnd ob derwegen schon D 3
Der Landtſtoͤrtzer. weniger/ dann es kamen bißweiln junge Kna-ben zu vns zur Herberg/ dern etliche hatten Gelt/ etliche hatten keins/ etliche bettelten vnd zohen alle foꝛt. Da gedachte ich bey mir ſelbſt: Guſman/ was macheſtu? warumb biſtu ſo gar verzagt? warumb verligſtu dich allhie bey diſem ſchinderiſchen Wirth? warumb zeuchſtu nit auch weiter? warumb trachteſtu nit auch nach anderm vnd mehrerm: Letztli- chen zeigte ich dem Wirth vnnd ſeiner Arbeit die Feygen/ zohe von jhm/ vnnd als ich mein bey jhm erobertes Gelt verzehꝛt hatte/ fing ich an zu betteln/ weil aber eben damals der liebſe- lig Getraidt vbel gerathen/ vnnd aller Orten ein groſſe Thewrung verhanden war/ ſo gab man deſto weniger Almuſen. Weil dann das bitten vnnd begeren mir wenig halff/ ſo ward ich gleichſamb gezwungen/ mein Kleyd anzu- greiffen/ vnd meiſten theils zu verkauffen/ dañ es heiſt: vt vitam redimas, Schuch/ Bruch & omnia vendas. Dannenhero als ich gen Madril kam/ befandt ich mich nur in einem bloſſen Hemmet/ vnd ſo gar war daſſelb aller- ding zerꝛiſſen vnd vnflaͤtig/ vnd ob derwegen ſchon D 3
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Der Landtſtoͤrtzer.
weniger/ dann es kamen bißweiln junge Kna-
ben zu vns zur Herberg/ dern etliche hatten
Gelt/ etliche hatten keins/ etliche bettelten vnd
zohen alle foꝛt. Da gedachte ich bey mir ſelbſt:
Guſman/ was macheſtu? warumb biſtu ſo
gar verzagt? warumb verligſtu dich allhie
bey diſem ſchinderiſchen Wirth? warumb
zeuchſtu nit auch weiter? warumb trachteſtu
nit auch nach anderm vnd mehrerm: Letztli-
chen zeigte ich dem Wirth vnnd ſeiner Arbeit
die Feygen/ zohe von jhm/ vnnd als ich mein
bey jhm erobertes Gelt verzehꝛt hatte/ fing ich
an zu betteln/ weil aber eben damals der liebſe-
lig Getraidt vbel gerathen/ vnnd aller Orten
ein groſſe Thewrung verhanden war/ ſo gab
man deſto weniger Almuſen. Weil dann das
bitten vnnd begeren mir wenig halff/ ſo ward
ich gleichſamb gezwungen/ mein Kleyd anzu-
greiffen/ vnd meiſten theils zu verkauffen/ dañ
es heiſt: vt vitam redimas, Schuch/ Bruch
& omnia vendas. Dannenhero als ich gen
Madril kam/ befandt ich mich nur in einem
bloſſen Hemmet/ vnd ſo gar war daſſelb aller-
ding zerꝛiſſen vnd vnflaͤtig/ vnd ob derwegen
ſchon
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