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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
daß er ein Geistliches oder Weltliches ampt/
ein Canonicat, ein Praelatur/ oder Pfleg/ o-
der Vogtey erlangt/ aber bald hernacher lest
er sein Ingenium sehen/ vnd zeiget/ was für
heimliche tück hinder jhm gesteckt/ die jhm
aber zum verderben geraichen.

Noch ein andere vrsach ist verhanden/
warumb GOtt seinen Namen/ ineffabilis
fornen an die Stirn deß Hohenpriesters ge-
setzt hat/ weil nemblich die Eitelkeiten der
Menschlichen gedancken vnaußsprechlich vnd
vnbegreiflich seynd/ dann Gott allein waist/
erkennet vnd ergründet sie. Dann wer köndte
zu gnügen erkennen die vilfeltigen Lugen/
welche in deß Menschen Kopff geschmidet
werden: Item/ die falschheiten/ so da erdich-
tet werden: Item/ die Schlösser welche im
Lufft gebawt werden? Allein Gott waist/ ver-
stehet vnd ergründet solches alles: Er allein
verstund deß Kaysers Caligulae böse gedan-
cken/ als derselb wünschete/ dz alle Römer nur
einen eintzigen Nacken hetten/ damit er jhnen
desto leichtlicher mit einem eintzigen straich
den Kopff abschlagen vnnd den garauß ma-
chen hette mögen.

Weil

Hirnſchleiffer.
daß er ein Geiſtliches oder Weltliches ampt/
ein Canonicat, ein Prælatur/ oder Pfleg/ o-
der Vogtey erlangt/ aber bald hernacher leſt
er ſein Ingenium ſehen/ vnd zeiget/ was fuͤr
heimliche tuͤck hinder jhm geſteckt/ die jhm
aber zum verderben geraichen.

Noch ein andere vrſach iſt verhanden/
warumb GOtt ſeinen Namen/ ineffabilis
fornen an die Stirn deß Hohenprieſters ge-
ſetzt hat/ weil nemblich die Eitelkeiten der
Menſchlichen gedancken vnaußſprechlich vñ
vnbegreiflich ſeynd/ dann Gott allein waiſt/
erkennet vnd ergruͤndet ſie. Dann wer koͤndte
zu gnuͤgen erkennen die vilfeltigen Lugen/
welche in deß Menſchen Kopff geſchmidet
werden: Item/ die falſchheiten/ ſo da erdich-
tet werden: Item/ die Schloͤſſer welche im
Lufft gebawt werden? Allein Gott waiſt/ ver-
ſtehet vnd ergruͤndet ſolches alles: Er allein
verſtund deß Kayſers Caligulæ boͤſe gedan-
cken/ als derſelb wuͤnſchete/ dz alle Roͤmer nur
einen eintzigen Nacken hetten/ damit er jhnen
deſto leichtlicher mit einem eintzigen ſtraich
den Kopff abſchlagen vnnd den garauß ma-
chen hette moͤgen.

Weil
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[75/0091] Hirnſchleiffer. daß er ein Geiſtliches oder Weltliches ampt/ ein Canonicat, ein Prælatur/ oder Pfleg/ o- der Vogtey erlangt/ aber bald hernacher leſt er ſein Ingenium ſehen/ vnd zeiget/ was fuͤr heimliche tuͤck hinder jhm geſteckt/ die jhm aber zum verderben geraichen. Noch ein andere vrſach iſt verhanden/ warumb GOtt ſeinen Namen/ ineffabilis fornen an die Stirn deß Hohenprieſters ge- ſetzt hat/ weil nemblich die Eitelkeiten der Menſchlichen gedancken vnaußſprechlich vñ vnbegreiflich ſeynd/ dann Gott allein waiſt/ erkennet vnd ergruͤndet ſie. Dann wer koͤndte zu gnuͤgen erkennen die vilfeltigen Lugen/ welche in deß Menſchen Kopff geſchmidet werden: Item/ die falſchheiten/ ſo da erdich- tet werden: Item/ die Schloͤſſer welche im Lufft gebawt werden? Allein Gott waiſt/ ver- ſtehet vnd ergruͤndet ſolches alles: Er allein verſtund deß Kayſers Caligulæ boͤſe gedan- cken/ als derſelb wuͤnſchete/ dz alle Roͤmer nur einen eintzigen Nacken hetten/ damit er jhnen deſto leichtlicher mit einem eintzigen ſtraich den Kopff abſchlagen vnnd den garauß ma- chen hette moͤgen. Weil

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/91>, abgerufen am 25.11.2024.