[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].Hirnschleiffer. empfahet der Mensch einen lust vnd nutz. Derfürnembste nutz aber/ welchen die Ohren dem Menschen bringen/ beschicht durch die wort/ vermittelst derselben communiciren sie ein- ander jhre concepten, gedancken vnd rath- schläg/ dann ohne dieselbige würde das gan- tze Menschliche leben nit allein blind/ sonder auch stumm vnd vnuollkommen seyn/ samb hette der Mensch weder Zungen/ noch Mund noch wort: weil auch der Mensch der lehr vnd vn- derweisung bedarff/ so ist kein ainiger anderer leiblicher sinn tauglicher darzu/ als eben die augen vnd das gehör/ dann sie legen das erste Fundament der Lehr. Nit ohne ists/ dz das gesicht/ die ohren oder Sie E 2
Hirnſchleiffer. empfahet der Menſch einen luſt vñ nutz. Derfuͤrnembſte nutz aber/ welchen die Ohren dem Menſchen bringen/ beſchicht durch die wort/ vermittelſt derſelben communiciren ſie ein- ander jhre concepten, gedancken vnd rath- ſchlaͤg/ dann ohne dieſelbige wuͤrde das gan- tze Menſchliche leben nit allein blind/ ſonder auch ſtum̃ vnd vnuollkom̃en ſeyn/ ſamb hette der Menſch weder Zungen/ noch Mund noch wort: weil auch der Menſch der lehr vnd vn- derweiſung bedarff/ ſo iſt kein ainiger anderer leiblicher ſinn tauglicher darzu/ als eben die augen vnd das gehoͤr/ dann ſie legen das erſte Fundament der Lehr. Nit ohne iſts/ dz das geſicht/ die ohren oder Sie E 2
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Hirnſchleiffer.
empfahet der Menſch einen luſt vñ nutz. Der
fuͤrnembſte nutz aber/ welchen die Ohren dem
Menſchen bringen/ beſchicht durch die wort/
vermittelſt derſelben communiciren ſie ein-
ander jhre concepten, gedancken vnd rath-
ſchlaͤg/ dann ohne dieſelbige wuͤrde das gan-
tze Menſchliche leben nit allein blind/ ſonder
auch ſtum̃ vnd vnuollkom̃en ſeyn/ ſamb hette
der Menſch weder Zungen/ noch Mund noch
wort: weil auch der Menſch der lehr vnd vn-
derweiſung bedarff/ ſo iſt kein ainiger anderer
leiblicher ſinn tauglicher darzu/ als eben die
augen vnd das gehoͤr/ dann ſie legen das erſte
Fundament der Lehr.
Nit ohne iſts/ dz das geſicht/ die ohren oder
das gehoͤr in vilen dingen vbertrifft/ aber doch
hat ein lebendige ſtim̃ ein ſonďbare/ verborgne
krefftige energiã vnd nachtruck: ja ſo gar fi-
des ex auditu, der Glaub entſpringt auß dem
gehoͤr/ dañ das gehoͤr iſt das jenig/ darauß das
leben ď ſeelen ſeinẽ anfang nim̃t/ vnd von dan-
nen nahet ſich die him̃liſche lehr zu ď Seelen:
diſer vrſachen halben befleiſſet ſich der Teufel
zũ hoͤchſten das gehoͤr zuuerſtopffen/ vnd den
menſchen taub zumachẽ/ wie zuſehen iſt an dẽ
Iſraelitern/ von denen Zach. am 7. c. meltet:
Sie
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