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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
Ein andere Außlegung.

Es beschehen vil vngleiche Heurat in der
Welt/ bißweilen nimbt ein reicher Gesell ein
armes Mädlein/ ein Edler ein Vnedle/ her-
gegen ein reiche Fraw einen armen Gesellen/
vnd ein Edle einen Schreiber/ oder Knecht.
Der Edelman nimbt bißweilen eines reichen
Wucherers oder Kauffmans Tochter/ nur
von wegen jhres Gelts vnd Guts: Manche
schöne Fraw nimbt einen heßlichen/ vnge-
schaffenen Knopff/ von wegen seiner Reich-
thumb: Mancher König od Fürst verehlicht
sich mit eines Edelmans Tochter/ nur von
wegen der eitelen vnd schnöden Lieb. Junge fri-
sche Gesellen nemmen bißweilen alte Weiber/
hergegen die alte Weiber hengen sich an junge
Rotzbuben. Deßgleichen nemmen alte Männer fri-
sche junge Mägdlein/ von wegen jhrer schön-
heit: Nit weniger werden junge gesunde schöne
Mägdlein verkuppelt mit vngesunden/ vn-
rainen stinckenden Männern. So gar nimbt
bißweilen ein feiner gelehrter Gesell ein zer-
rissene/ vbelbeschrayte Jungfraw/ mehr von
wegen deß schnöden Gelts/ dann es gilt vns
nunmehr alles gleich/ wann nur Gelt ver-

handen
Hirnſchleiffer.
Ein andere Außlegung.

Es beſchehen vil vngleiche Heurat in der
Welt/ bißweilen nimbt ein reicher Geſell ein
armes Maͤdlein/ ein Edler ein Vnedle/ her-
gegen ein reiche Fraw einen armen Geſellen/
vnd ein Edle einen Schreiber/ oder Knecht.
Der Edelman nimbt bißweilen eines reichen
Wucherers oder Kauffmans Tochter/ nur
von wegen jhres Gelts vnd Guts: Manche
ſchoͤne Fraw nimbt einen heßlichen/ vnge-
ſchaffenen Knopff/ von wegen ſeiner Reich-
thumb: Mancher Koͤnig oď Fuͤrſt verehlicht
ſich mit eines Edelmans Tochter/ nur von
wegen der eitelen vñ ſchnoͤden Lieb. Junge fri-
ſche Geſellen nem̃en bißweilen alte Weiber/
hergegen die alte Weiber hengẽ ſich an junge
Rotzbubẽ. Deßgleichẽ nem̃en alte Maͤñer fri-
ſche junge Maͤgdlein/ von wegen jhrer ſchoͤn-
heit: Nit weniger werdẽ junge geſunde ſchoͤne
Maͤgdlein verkuppelt mit vngeſunden/ vn-
rainen ſtinckenden Maͤnnern. So gar nimbt
bißweilen ein feiner gelehrter Geſell ein zer-
riſſene/ vbelbeſchrayte Jungfraw/ mehr von
wegen deß ſchnoͤden Gelts/ dann es gilt vns
nunmehr alles gleich/ wann nur Gelt ver-

handen
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[673[672]/0688] Hirnſchleiffer. Ein andere Außlegung. Es beſchehen vil vngleiche Heurat in der Welt/ bißweilen nimbt ein reicher Geſell ein armes Maͤdlein/ ein Edler ein Vnedle/ her- gegen ein reiche Fraw einen armen Geſellen/ vnd ein Edle einen Schreiber/ oder Knecht. Der Edelman nimbt bißweilen eines reichen Wucherers oder Kauffmans Tochter/ nur von wegen jhres Gelts vnd Guts: Manche ſchoͤne Fraw nimbt einen heßlichen/ vnge- ſchaffenen Knopff/ von wegen ſeiner Reich- thumb: Mancher Koͤnig oď Fuͤrſt verehlicht ſich mit eines Edelmans Tochter/ nur von wegen der eitelen vñ ſchnoͤden Lieb. Junge fri- ſche Geſellen nem̃en bißweilen alte Weiber/ hergegen die alte Weiber hengẽ ſich an junge Rotzbubẽ. Deßgleichẽ nem̃en alte Maͤñer fri- ſche junge Maͤgdlein/ von wegen jhrer ſchoͤn- heit: Nit weniger werdẽ junge geſunde ſchoͤne Maͤgdlein verkuppelt mit vngeſunden/ vn- rainen ſtinckenden Maͤnnern. So gar nimbt bißweilen ein feiner gelehrter Geſell ein zer- riſſene/ vbelbeſchrayte Jungfraw/ mehr von wegen deß ſchnoͤden Gelts/ dann es gilt vns nunmehr alles gleich/ wann nur Gelt ver- handen

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 673[672]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/688>, abgerufen am 23.11.2024.