[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Hirnschleiffer.

allesammt mit der Sichel deß Todts zerschnit-
ten vnd zerhawen seynd/ weil sie allesambt e-
lendigklich vmbkommen/ vnd in Staub vnd
Aschen verkehrt seynd worden/ Warumb
darffst dann du nerrischer vnnd hoffertiger
Mensch/ der du eben dises Holtzes ein halber
theil bist/ dir selbst ein sicherheit verheissen/
dich selbst zu einem Gott machen/ vnd von
aller menigklichen verehren vnd anbetten las-
sen? Gedenck/ O Mensch/ daß dein Standt
vnd Hochheit gleichsamb nur ein silbernes
Luck auff einem zerbrochnen erdinen Hafen
ist/ gedenck/ daß du nur ein Mensch bist/ vnd
eben so wol zum Todt verurtheilt bist als ein
anderer.

Du solst sambt dem weisen König Sa-
lomon sprechen: Ich bin auch ein tödtli-
cher Mensch/ gleich wie alle andere/ vnd
auß dem jrrdischen Geschlecht dessen/
der erstlich gemacht ist. Hinweg/ hinweg
jhr böse Gedancken/ trollt euch jhr falsche
Schmaichler/ Fuchsschwentzler vnnd Oh-
renkratzer/ vberredet mich nit/ daß ich ein
Gott sey/ vnnd ein andere Natur/ weder
alle andere Adams Kinder/ habe: dann die

Erde

Hirnſchleiffer.

alleſam̃t mit der Sichel deß Todts zerſchnit-
ten vnd zerhawen ſeynd/ weil ſie alleſambt e-
lendigklich vmbkommen/ vnd in Staub vnd
Aſchen verkehrt ſeynd worden/ Warumb
darffſt dann du nerꝛiſcher vnnd hoffertiger
Menſch/ der du eben diſes Holtzes ein halber
theil biſt/ dir ſelbſt ein ſicherheit verheiſſen/
dich ſelbſt zu einem Gott machen/ vnd von
aller menigklichen verehren vnd anbetten laſ-
ſen? Gedenck/ O Menſch/ daß dein Standt
vnd Hochheit gleichſamb nur ein ſilbernes
Luck auff einem zerbrochnen erdinen Hafen
iſt/ gedenck/ daß du nur ein Menſch biſt/ vnd
eben ſo wol zum Todt verurtheilt biſt als ein
anderer.

Du ſolſt ſambt dem weiſen Koͤnig Sa-
lomon ſprechen: Ich bin auch ein toͤdtli-
cher Menſch/ gleich wie alle andere/ vnd
auß dem jrꝛdiſchen Geſchlecht deſſen/
der erſtlich gemacht iſt. Hinweg/ hinweg
jhr boͤſe Gedancken/ trollt euch jhr falſche
Schmaichler/ Fuchsſchwentzler vnnd Oh-
renkratzer/ vberꝛedet mich nit/ daß ich ein
Gott ſey/ vnnd ein andere Natur/ weder
alle andere Adams Kinder/ habe: dann die

Erde

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0683" n="668[667]"/><fw place="top" type="header">Hirn&#x017F;chleiffer.</fw><lb/>
alle&#x017F;am&#x0303;t mit der Sichel deß Todts zer&#x017F;chnit-<lb/>
ten vnd zerhawen &#x017F;eynd/ weil &#x017F;ie alle&#x017F;ambt e-<lb/>
lendigklich vmbkommen/ vnd in Staub vnd<lb/>
A&#x017F;chen verkehrt &#x017F;eynd worden/ Warumb<lb/>
darff&#x017F;t dann du ner&#xA75B;i&#x017F;cher vnnd hoffertiger<lb/>
Men&#x017F;ch/ der du eben di&#x017F;es Holtzes ein halber<lb/>
theil bi&#x017F;t/ dir &#x017F;elb&#x017F;t ein &#x017F;icherheit verhei&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
dich &#x017F;elb&#x017F;t zu einem Gott machen/ vnd von<lb/>
aller menigklichen verehren vnd anbetten la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en? Gedenck/ O Men&#x017F;ch/ daß dein Standt<lb/>
vnd Hochheit gleich&#x017F;amb nur ein &#x017F;ilbernes<lb/>
Luck auff einem zerbrochnen erdinen Hafen<lb/>
i&#x017F;t/ gedenck/ daß du nur ein Men&#x017F;ch bi&#x017F;t/ vnd<lb/>
eben &#x017F;o wol zum Todt verurtheilt bi&#x017F;t als ein<lb/>
anderer.</p><lb/>
        <p>Du &#x017F;ol&#x017F;t &#x017F;ambt dem wei&#x017F;en Ko&#x0364;nig Sa-<lb/>
lomon &#x017F;prechen: <hi rendition="#fr">Ich bin auch ein to&#x0364;dtli-<lb/>
cher Men&#x017F;ch/ gleich wie alle andere/ vnd<lb/>
auß dem jr&#xA75B;di&#x017F;chen Ge&#x017F;chlecht de&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
der er&#x017F;tlich gemacht i&#x017F;t.</hi> Hinweg/ hinweg<lb/>
jhr bo&#x0364;&#x017F;e Gedancken/ trollt euch jhr fal&#x017F;che<lb/>
Schmaichler/ Fuchs&#x017F;chwentzler vnnd Oh-<lb/>
renkratzer/ vber&#xA75B;edet mich nit/ daß ich ein<lb/>
Gott &#x017F;ey/ vnnd ein andere Natur/ weder<lb/>
alle andere Adams Kinder/ habe: dann die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Erde</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[668[667]/0683] Hirnſchleiffer. alleſam̃t mit der Sichel deß Todts zerſchnit- ten vnd zerhawen ſeynd/ weil ſie alleſambt e- lendigklich vmbkommen/ vnd in Staub vnd Aſchen verkehrt ſeynd worden/ Warumb darffſt dann du nerꝛiſcher vnnd hoffertiger Menſch/ der du eben diſes Holtzes ein halber theil biſt/ dir ſelbſt ein ſicherheit verheiſſen/ dich ſelbſt zu einem Gott machen/ vnd von aller menigklichen verehren vnd anbetten laſ- ſen? Gedenck/ O Menſch/ daß dein Standt vnd Hochheit gleichſamb nur ein ſilbernes Luck auff einem zerbrochnen erdinen Hafen iſt/ gedenck/ daß du nur ein Menſch biſt/ vnd eben ſo wol zum Todt verurtheilt biſt als ein anderer. Du ſolſt ſambt dem weiſen Koͤnig Sa- lomon ſprechen: Ich bin auch ein toͤdtli- cher Menſch/ gleich wie alle andere/ vnd auß dem jrꝛdiſchen Geſchlecht deſſen/ der erſtlich gemacht iſt. Hinweg/ hinweg jhr boͤſe Gedancken/ trollt euch jhr falſche Schmaichler/ Fuchsſchwentzler vnnd Oh- renkratzer/ vberꝛedet mich nit/ daß ich ein Gott ſey/ vnnd ein andere Natur/ weder alle andere Adams Kinder/ habe: dann die Erde

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Distributed under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Generic (German) License.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/683
Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 668[667]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/683>, abgerufen am 23.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.