Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

Bild:
<< vorherige Seite

Hirnschleiffer.
licher/ denn die schnaphanen/ welche auff der
gassen gehen/ vnd die haar büffen vnd hoffieren.
Von disem Fewr Cupidinis redet Augusti-
nus
vnd spricht: vnder allen streitten der Chri-
sten/ seind die streitt der keuschheit die aller
hertiste/ dann in derselben streittet man täglich
aber selten vberwindet man. Wer derwegen
disen feind begert zuvberwinden/ der muß erst-
lich sich verhalten/ allermassen wie man sich
in söschung eines Fewrs verhelt/ dann wann
ein Fewr ein brinnende materi hat/ so wirts von
jhm selbst gelöscht/ aber in etlichen Menschen
find man ein materi/ welches das Fewr in jhnen
ernehret/ wie zusehen ist an den Jungen Ge-
sellen vnd wollüstigen Männern/ in denselbigen
wird solches Fewr schwerlich vnd mit grosser
mühe gelöscht/ vnd zwar erstlich nur durch die
zäher der compunction, andacht vnd mor-
tification,
am andern durch fliehung vnnd
meidung der verdechtigen conuersation, bey-
wohnung/ gemeinschafft vnnd verdechtigen
Gesellschafft. Dann wie die Tartern vnd Par-
thier auff jhren Pferden vorm feindt fliehen/
vnnd doch derneben mit jhrem bogengeschütz
den feind hinderwertlings vbel beschedigen/
also muß man das fleisch vnnd der Weiber

Ge-
O o 5

Hirnſchleiffer.
licher/ denn die ſchnaphanen/ welche auff der
gaſſen gehẽ/ vñ die haar buͤffen vnd hoffieren.
Von diſem Fewr Cupidinis redet Auguſti-
nus
vñ ſpꝛicht: vnder allen ſtreitten der Chꝛi-
ſten/ ſeind die ſtreitt der keuſchheit die aller
hertiſte/ dañ in derſelben ſtreittet man taͤglich
aber ſelten vberwindet man. Wer derwegen
diſen feind begert zuvberwindẽ/ der muß erſt-
lich ſich verhalten/ allermaſſen wie man ſich
in ſoͤſchung eines Fewrs verhelt/ dann wann
ein Fewꝛ ein briñende materi hat/ ſo wirts von
jhm ſelbſt geloͤſcht/ aber in etlichen Menſchen
find man ein materi/ welches das Fewr in jhnẽ
ernehret/ wie zuſehen iſt an den Jungen Ge-
ſellen vñ wollüſtigen Maͤñern/ in denſelbigen
wird ſolches Fewr ſchwerlich vnd mit groſſer
muͤhe geloͤſcht/ vnd zwaꝛ erſtlich nur durch die
zaͤher der compunction, andacht vnd mor-
tification,
am andern durch fliehung vnnd
meidung der veꝛdechtigen conuerſation, bey-
wohnung/ gemeinſchafft vnnd verdechtigen
Geſellſchafft. Dañ wie die Tartern vñ Par-
thier auff jhꝛen Pferden vorm feindt fliehen/
vnnd doch derneben mit jhꝛem bogengeſchütz
den feind hinderwertlings vbel beſchedigen/
alſo muß man das fleiſch vnnd der Weiber

Ge-
O o 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0601" n="586[585]"/><fw place="top" type="header">Hirn&#x017F;chleiffer.</fw><lb/>
licher/ denn die &#x017F;chnaphanen/ welche auff der<lb/>
ga&#x017F;&#x017F;en gehe&#x0303;/ vn&#x0303; die haar bu&#x0364;ffen vnd hoffieren.<lb/>
Von di&#x017F;em Fewr <hi rendition="#aq">Cupidinis</hi> redet <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;ti-<lb/>
nus</hi> vn&#x0303; &#x017F;p&#xA75B;icht: vnder allen &#x017F;treitten der Ch&#xA75B;i-<lb/>
&#x017F;ten/ &#x017F;eind die &#x017F;treitt der keu&#x017F;chheit die aller<lb/>
herti&#x017F;te/ dan&#x0303; in der&#x017F;elben &#x017F;treittet man ta&#x0364;glich<lb/>
aber &#x017F;elten vberwindet man. Wer derwegen<lb/>
di&#x017F;en feind begert zuvberwinde&#x0303;/ der muß er&#x017F;t-<lb/>
lich &#x017F;ich verhalten/ allerma&#x017F;&#x017F;en wie man &#x017F;ich<lb/>
in &#x017F;o&#x0364;&#x017F;chung eines Fewrs verhelt/ dann wann<lb/>
ein Few&#xA75B; ein brin&#x0303;ende materi hat/ &#x017F;o wirts von<lb/>
jhm &#x017F;elb&#x017F;t gelo&#x0364;&#x017F;cht/ aber in etlichen Men&#x017F;chen<lb/>
find man ein materi/ welches das Fewr in jhne&#x0303;<lb/>
ernehret/ wie zu&#x017F;ehen i&#x017F;t an den Jungen Ge-<lb/>
&#x017F;ellen vn&#x0303; wollü&#x017F;tigen Ma&#x0364;n&#x0303;ern/ in den&#x017F;elbigen<lb/>
wird &#x017F;olches Fewr &#x017F;chwerlich vnd mit gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
mu&#x0364;he gelo&#x0364;&#x017F;cht/ vnd zwa&#xA75B; er&#x017F;tlich nur durch die<lb/>
za&#x0364;her der <hi rendition="#aq">compunction,</hi> andacht vnd <hi rendition="#aq">mor-<lb/>
tification,</hi> am andern durch fliehung vnnd<lb/>
meidung der ve&#xA75B;dechtigen <hi rendition="#aq">conuer&#x017F;ation,</hi> bey-<lb/>
wohnung/ gemein&#x017F;chafft vnnd verdechtigen<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft. Dan&#x0303; wie die Tartern vn&#x0303; Par-<lb/>
thier auff jh&#xA75B;en Pferden vorm feindt fliehen/<lb/>
vnnd doch derneben mit jh&#xA75B;em bogenge&#x017F;chütz<lb/>
den feind hinderwertlings vbel be&#x017F;chedigen/<lb/>
al&#x017F;o muß man das flei&#x017F;ch vnnd der Weiber<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O o 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[586[585]/0601] Hirnſchleiffer. licher/ denn die ſchnaphanen/ welche auff der gaſſen gehẽ/ vñ die haar buͤffen vnd hoffieren. Von diſem Fewr Cupidinis redet Auguſti- nus vñ ſpꝛicht: vnder allen ſtreitten der Chꝛi- ſten/ ſeind die ſtreitt der keuſchheit die aller hertiſte/ dañ in derſelben ſtreittet man taͤglich aber ſelten vberwindet man. Wer derwegen diſen feind begert zuvberwindẽ/ der muß erſt- lich ſich verhalten/ allermaſſen wie man ſich in ſoͤſchung eines Fewrs verhelt/ dann wann ein Fewꝛ ein briñende materi hat/ ſo wirts von jhm ſelbſt geloͤſcht/ aber in etlichen Menſchen find man ein materi/ welches das Fewr in jhnẽ ernehret/ wie zuſehen iſt an den Jungen Ge- ſellen vñ wollüſtigen Maͤñern/ in denſelbigen wird ſolches Fewr ſchwerlich vnd mit groſſer muͤhe geloͤſcht/ vnd zwaꝛ erſtlich nur durch die zaͤher der compunction, andacht vnd mor- tification, am andern durch fliehung vnnd meidung der veꝛdechtigen conuerſation, bey- wohnung/ gemeinſchafft vnnd verdechtigen Geſellſchafft. Dañ wie die Tartern vñ Par- thier auff jhꝛen Pferden vorm feindt fliehen/ vnnd doch derneben mit jhꝛem bogengeſchütz den feind hinderwertlings vbel beſchedigen/ alſo muß man das fleiſch vnnd der Weiber Ge- O o 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/601
Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 586[585]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/601>, abgerufen am 23.11.2024.