[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Hirnschleiffer.

vnnd vermeinet damit das Fewr zulöschen
vnnd abzutreiben/ aber je mehr er seine Flügel
schwinget vnd wind machet/ jemehr zündet er
das Fewr an/ vnd wird dardurch sambt seinen
Jungen verbrennt oder gefangen. O schönes
Hieroglyphicum einer verliebten Seelen?
dieselb legt die Ayer jhrer verlangen vnnd be-
girden in die Seel/ dann die Hoffart wil all-
zeit vbersich steigen/ vnnd vnderstehet sich mit
den federn jhrer Hoffart/ die höhe deß Him-
mels zu durchtringen/ aber die vnkeuschheit
neiget sich allzeit zu der Erden/ daselbst nistet
sie/ vnd machet sich dem Viech gleich/ dann
so lang diefleischliche wollust wehret/ suspen-
dieret der verstand seinen discurs: Ein vn-
keuscher hat gemeinschafft mit vnkeuschen/
derwegen machet er sein Nest in die Erden/
daselbst legt er seine Ayer hin vnnd brütet sie
auß: wann alsdann der Teuffel sihet/ daß sie
groß werden/ vnd daß der Mensch anfahet in
die böse verlangen zubewilligen/ alsdann
schleicht er herzu/ schiret das holtz/ vermehret
den scheiterhauffen/ vnd zündet das Fewr an.
Wann alsdann das Hertz empfindet/ daß es
brinnt/ so suchet es hülff/ vnd machet dem Fewr

einen

Hirnſchleiffer.

vnnd vermeinet damit das Fewr zuloͤſchen
vnnd abzutreiben/ aber je mehꝛ er ſeine Fluͤgel
ſchwinget vnd wind machet/ jemehꝛ zuͤndet er
das Fewr an/ vnd wird dardurch ſambt ſeinen
Jungen verbreñt oder gefangen. O ſchoͤnes
Hieroglyphicum einer verliebten Seelen?
dieſelb legt die Ayer jhꝛer verlangen vnnd be-
girden in die Seel/ dann die Hoffart wil all-
zeit vberſich ſteigen/ vnnd vnderſtehet ſich mit
den federn jhꝛer Hoffart/ die hoͤhe deß Him-
mels zu durchtringen/ aber die vnkeuſchheit
neiget ſich allzeit zu der Erden/ daſelbſt niſtet
ſie/ vnd machet ſich dem Viech gleich/ dann
ſo lang diefleiſchliche wolluſt wehꝛet/ ſuſpen-
dieret der verſtand ſeinen diſcurs: Ein vn-
keuſcher hat gemeinſchafft mit vnkeuſchen/
derwegen machet er ſein Neſt in die Erden/
daſelbſt legt er ſeine Ayer hin vnnd bruͤtet ſie
auß: wann alsdann der Teuffel ſihet/ daß ſie
groß werden/ vnd daß der Menſch anfahet in
die boͤſe verlangen zubewilligen/ alsdann
ſchleicht er herzu/ ſchiret das holtz/ vermehret
den ſcheiterhauffen/ vnd zuͤndet das Fewr an.
Wann alsdann das Hertz empfindet/ daß es
brinnt/ ſo ſuchet es huͤlff/ vñ machet dem Fewꝛ

einen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0598" n="583[582]"/><fw place="top" type="header">Hirn&#x017F;chleiffer.</fw><lb/>
vnnd vermeinet damit das Fewr zulo&#x0364;&#x017F;chen<lb/>
vnnd abzutreiben/ aber je meh&#xA75B; er &#x017F;eine Flu&#x0364;gel<lb/>
&#x017F;chwinget vnd wind machet/ jemeh&#xA75B; zu&#x0364;ndet er<lb/>
das Fewr an/ vnd wird dardurch &#x017F;ambt &#x017F;einen<lb/>
Jungen verbren&#x0303;t oder gefangen. O &#x017F;cho&#x0364;nes<lb/><hi rendition="#aq">Hieroglyphicum</hi> einer verliebten Seelen?<lb/>
die&#x017F;elb legt die Ayer jh&#xA75B;er verlangen vnnd be-<lb/>
girden in die Seel/ dann die Hoffart wil all-<lb/>
zeit vber&#x017F;ich &#x017F;teigen/ vnnd vnder&#x017F;tehet &#x017F;ich mit<lb/>
den federn jh&#xA75B;er Hoffart/ die ho&#x0364;he deß Him-<lb/>
mels zu durchtringen/ aber die vnkeu&#x017F;chheit<lb/>
neiget &#x017F;ich allzeit zu der Erden/ da&#x017F;elb&#x017F;t ni&#x017F;tet<lb/>
&#x017F;ie/ vnd machet &#x017F;ich dem Viech gleich/ dann<lb/>
&#x017F;o lang dieflei&#x017F;chliche wollu&#x017F;t weh&#xA75B;et/ <hi rendition="#aq">&#x017F;u&#x017F;pen-<lb/>
dieret</hi> der ver&#x017F;tand &#x017F;einen <hi rendition="#aq">di&#x017F;curs:</hi> Ein vn-<lb/>
keu&#x017F;cher hat gemein&#x017F;chafft mit vnkeu&#x017F;chen/<lb/>
derwegen machet er &#x017F;ein Ne&#x017F;t in die Erden/<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t legt er &#x017F;eine Ayer hin vnnd bru&#x0364;tet &#x017F;ie<lb/>
auß: wann alsdann der Teuffel &#x017F;ihet/ daß &#x017F;ie<lb/>
groß werden/ vnd daß der Men&#x017F;ch anfahet in<lb/>
die bo&#x0364;&#x017F;e verlangen zubewilligen/ alsdann<lb/>
&#x017F;chleicht er herzu/ &#x017F;chiret das holtz/ vermehret<lb/>
den &#x017F;cheiterhauffen/ vnd zu&#x0364;ndet das Fewr an.<lb/>
Wann alsdann das Hertz empfindet/ daß es<lb/>
brinnt/ &#x017F;o &#x017F;uchet es hu&#x0364;lff/ vn&#x0303; machet dem Few&#xA75B;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[583[582]/0598] Hirnſchleiffer. vnnd vermeinet damit das Fewr zuloͤſchen vnnd abzutreiben/ aber je mehꝛ er ſeine Fluͤgel ſchwinget vnd wind machet/ jemehꝛ zuͤndet er das Fewr an/ vnd wird dardurch ſambt ſeinen Jungen verbreñt oder gefangen. O ſchoͤnes Hieroglyphicum einer verliebten Seelen? dieſelb legt die Ayer jhꝛer verlangen vnnd be- girden in die Seel/ dann die Hoffart wil all- zeit vberſich ſteigen/ vnnd vnderſtehet ſich mit den federn jhꝛer Hoffart/ die hoͤhe deß Him- mels zu durchtringen/ aber die vnkeuſchheit neiget ſich allzeit zu der Erden/ daſelbſt niſtet ſie/ vnd machet ſich dem Viech gleich/ dann ſo lang diefleiſchliche wolluſt wehꝛet/ ſuſpen- dieret der verſtand ſeinen diſcurs: Ein vn- keuſcher hat gemeinſchafft mit vnkeuſchen/ derwegen machet er ſein Neſt in die Erden/ daſelbſt legt er ſeine Ayer hin vnnd bruͤtet ſie auß: wann alsdann der Teuffel ſihet/ daß ſie groß werden/ vnd daß der Menſch anfahet in die boͤſe verlangen zubewilligen/ alsdann ſchleicht er herzu/ ſchiret das holtz/ vermehret den ſcheiterhauffen/ vnd zuͤndet das Fewr an. Wann alsdann das Hertz empfindet/ daß es brinnt/ ſo ſuchet es huͤlff/ vñ machet dem Fewꝛ einen

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Distributed under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Generic (German) License.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/598
Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 583[582]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/598>, abgerufen am 23.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.