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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
Mitgesellen der Engeln werden mögen/ weil
sie sich auch erinnern/ daß sie in disem jammer-
thal vnnd in diser armseligen Welt stecken/
vnnd auß jener allerhöchsten Seligkeit ver-
riben seind/ so haben vnnd empfinden sie in
diser Welt kein einige frewd noch wollust/
dann dises gegenwertige leben ist jhnen aller-
dings zuwider/ derwegen sprechen sie sambt
dem Elia im 3. Buch der Königen am 19. ca.
Es ist mit gnug: nimb nur mein Seel.
Item sambt dem H. Dauid. in seinem 119.
Psalm. Wehe mir/ daß sich mein bleiben
vnd walfarth verlengert hat: Ich muß
wohnen vnder den Burgern Redar.

Der Gottloß beklaget sich vber die kurtze
zeit dises lebens/ aber der gerechte beschweret
sich vber die lange zeit oder verlengerung deß
lebens. Solches aber ist kein wunder/ dann der
gerecht eilet zur belohnung/ der Gottloß
aber zur straff: der gerecht eilet zur Cron/ aber
der Gottloß zur schmach: weil der sünder zur
höllischen straff verordnet ist/ so beklagt er
sich/ vnnd es verdreustjhne/ daß sein leben so
kurtz vnd geschwind vergehet/ weil aber dem
gerechten das Lorber- vnd Palm Kräntzlein

deß

Hirnſchleiffer.
Mitgeſellen der Engeln werden moͤgen/ weil
ſie ſich auch erinnern/ daß ſie in diſem jam̃er-
thal vnnd in diſer armſeligen Welt ſtecken/
vnnd auß jener allerhoͤchſten Seligkeit ver-
riben ſeind/ ſo haben vnnd empfinden ſie in
diſer Welt kein einige frewd noch wolluſt/
dann diſes gegenwertige leben iſt jhnen aller-
dings zuwider/ derwegen ſprechen ſie ſambt
dem Elia im 3. Buch der Koͤnigen am 19. ca.
Es iſt mit gnug: nimb nur mein Seel.
Item ſambt dem H. Dauid. in ſeinem 119.
Pſalm. Wehe mir/ daß ſich mein bleiben
vnd walfarth verlengert hat: Ich muß
wohnen vnder den Burgern Redar.

Der Gottloß beklaget ſich vber die kurtze
zeit diſes lebens/ aber der gerechte beſchweret
ſich vber die lange zeit oder verlengerung deß
lebens. Solches aber iſt kein wunder/ dann der
gerecht eilet zur belohnung/ der Gottloß
aber zur ſtraff: der gerecht eilet zur Cron/ aber
der Gottloß zur ſchmach: weil der ſuͤnder zur
hoͤlliſchen ſtraff verordnet iſt/ ſo beklagt er
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[565[564]/0580] Hirnſchleiffer. Mitgeſellen der Engeln werden moͤgen/ weil ſie ſich auch erinnern/ daß ſie in diſem jam̃er- thal vnnd in diſer armſeligen Welt ſtecken/ vnnd auß jener allerhoͤchſten Seligkeit ver- riben ſeind/ ſo haben vnnd empfinden ſie in diſer Welt kein einige frewd noch wolluſt/ dann diſes gegenwertige leben iſt jhnen aller- dings zuwider/ derwegen ſprechen ſie ſambt dem Elia im 3. Buch der Koͤnigen am 19. ca. Es iſt mit gnug: nimb nur mein Seel. Item ſambt dem H. Dauid. in ſeinem 119. Pſalm. Wehe mir/ daß ſich mein bleiben vnd walfarth verlengert hat: Ich muß wohnen vnder den Burgern Redar. Der Gottloß beklaget ſich vber die kurtze zeit diſes lebens/ aber der gerechte beſchweret ſich vber die lange zeit oder verlengerung deß lebens. Solches aber iſt kein wunder/ dann der gerecht eilet zur belohnung/ der Gottloß aber zur ſtraff: der gerecht eilet zur Cron/ aber der Gottloß zur ſchmach: weil der ſuͤnder zur hoͤlliſchen ſtraff verordnet iſt/ ſo beklagt er ſich/ vnnd es verdreuſtjhne/ daß ſein leben ſo kurtz vnd geſchwind vergehet/ weil aber dem gerechten das Lorber- vnd Palm Kraͤntzlein deß

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 565[564]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/580>, abgerufen am 11.09.2024.