[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Hirnschleiffer.

ger förchtest/ denn dein aignes/ wann sein re-
de dein trawrigkeit/ anligen vnd kummernuß
lindert/ wann sein anblick dich frewet/ vnnd
wann er aller laster vnd begirden frey ist. Dann
die laster kriechen allgemach herzu/ vnnd kle-
ben an dem Nechsten.

Aristoteles redet von viererley art der
Menschen/ welche vnbestendig seind in der
freundtschafft: Die ersten seind die grausa-
men vnd gestrengen/ dann dieselbigen können
vnnd wollen kein schertz verstehen/ seindt ge-
schwindt im harnisch/ vnd gnaigt zum schel-
ten vnd schlagen/ derwegen hat jhr freundt-
schafft keinen bestandt: Zu dem seind sie ai-
gensinnig/ hartköpffig vnd eigenwillig/ der-
wegen warnet vns der Ecclesiast: vor solchen
freunden vnnd spricht: Werde nit ein
freundt eines zornigen Menschens. Am
andern ist kein freundtschafft mit den alten
zumachen/ in denen kein rechte affection noch
lieb ist/ dann sie haben die natürliche hitz
(welche ein vrsach der lieb ist) verlohren: sie
seind kalt vnnd haben kein freud an anderer
Leut red vnd gespräch/ noch auch an anderer
Leut wercken. Sie seind auch argwönisch vnd

halten

Hirnſchleiffer.

ger foͤrchteſt/ denn dein aignes/ wann ſein re-
de dein trawrigkeit/ anligen vnd kummernuß
lindert/ wann ſein anblick dich frewet/ vnnd
wann er aller laſter vñ begirden frey iſt. Dañ
die laſter kriechen allgemach herzu/ vnnd kle-
ben an dem Nechſten.

Ariſtoteles redet von viererley art der
Menſchen/ welche vnbeſtendig ſeind in der
freundtſchafft: Die erſten ſeind die grauſa-
men vnd geſtrengen/ dann dieſelbigen koͤnnen
vnnd wollen kein ſchertz verſtehen/ ſeindt ge-
ſchwindt im harniſch/ vnd gnaigt zum ſchel-
ten vnd ſchlagen/ derwegen hat jhr freundt-
ſchafft keinen beſtandt: Zu dem ſeind ſie ai-
genſinnig/ hartkoͤpffig vnd eigenwillig/ der-
wegen warnet vns der Eccleſiaſt: vor ſolchen
freunden vnnd ſpricht: Werde nit ein
freundt eines zornigen Menſchens. Am
andern iſt kein freundtſchafft mit den alten
zumachen/ in denen kein rechte affection noch
lieb iſt/ dann ſie haben die natuͤrliche hitz
(welche ein vrſach der lieb iſt) verlohren: ſie
ſeind kalt vnnd haben kein freud an anderer
Leut red vnd geſpraͤch/ noch auch an anderer
Leut wercken. Sie ſeind auch argwoͤniſch vñ

halten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0494" n="479[478]"/><fw place="top" type="header">Hirn&#x017F;chleiffer.</fw><lb/>
ger fo&#x0364;rchte&#x017F;t/ denn dein aignes/ wann &#x017F;ein re-<lb/>
de dein trawrigkeit/ anligen vnd kummernuß<lb/>
lindert/ wann &#x017F;ein anblick dich frewet/ vnnd<lb/>
wann er aller la&#x017F;ter vn&#x0303; begirden frey i&#x017F;t. Dan&#x0303;<lb/>
die la&#x017F;ter kriechen allgemach herzu/ vnnd kle-<lb/>
ben an dem Nech&#x017F;ten.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Ari&#x017F;toteles</hi> redet von viererley art der<lb/>
Men&#x017F;chen/ welche vnbe&#x017F;tendig &#x017F;eind in der<lb/>
freundt&#x017F;chafft: Die er&#x017F;ten &#x017F;eind die grau&#x017F;a-<lb/>
men vnd ge&#x017F;trengen/ dann die&#x017F;elbigen ko&#x0364;nnen<lb/>
vnnd wollen kein &#x017F;chertz ver&#x017F;tehen/ &#x017F;eindt ge-<lb/>
&#x017F;chwindt im harni&#x017F;ch/ vnd gnaigt zum &#x017F;chel-<lb/>
ten vnd &#x017F;chlagen/ derwegen hat jhr freundt-<lb/>
&#x017F;chafft keinen be&#x017F;tandt: Zu dem &#x017F;eind &#x017F;ie ai-<lb/>
gen&#x017F;innig/ hartko&#x0364;pffig vnd eigenwillig/ der-<lb/>
wegen warnet vns der <hi rendition="#aq">Eccle&#x017F;ia&#x017F;t:</hi> vor &#x017F;olchen<lb/>
freunden vnnd &#x017F;pricht: <hi rendition="#fr">Werde nit ein<lb/>
freundt eines zornigen Men&#x017F;chens.</hi> Am<lb/>
andern i&#x017F;t kein freundt&#x017F;chafft mit den alten<lb/>
zumachen/ in denen kein rechte <hi rendition="#aq">affection</hi> noch<lb/>
lieb i&#x017F;t/ dann &#x017F;ie haben die natu&#x0364;rliche hitz<lb/>
(welche ein vr&#x017F;ach der lieb i&#x017F;t) verlohren: &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;eind kalt vnnd haben kein freud an anderer<lb/>
Leut red vnd ge&#x017F;pra&#x0364;ch/ noch auch an anderer<lb/>
Leut wercken. Sie &#x017F;eind auch argwo&#x0364;ni&#x017F;ch vn&#x0303;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">halten</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[479[478]/0494] Hirnſchleiffer. ger foͤrchteſt/ denn dein aignes/ wann ſein re- de dein trawrigkeit/ anligen vnd kummernuß lindert/ wann ſein anblick dich frewet/ vnnd wann er aller laſter vñ begirden frey iſt. Dañ die laſter kriechen allgemach herzu/ vnnd kle- ben an dem Nechſten. Ariſtoteles redet von viererley art der Menſchen/ welche vnbeſtendig ſeind in der freundtſchafft: Die erſten ſeind die grauſa- men vnd geſtrengen/ dann dieſelbigen koͤnnen vnnd wollen kein ſchertz verſtehen/ ſeindt ge- ſchwindt im harniſch/ vnd gnaigt zum ſchel- ten vnd ſchlagen/ derwegen hat jhr freundt- ſchafft keinen beſtandt: Zu dem ſeind ſie ai- genſinnig/ hartkoͤpffig vnd eigenwillig/ der- wegen warnet vns der Eccleſiaſt: vor ſolchen freunden vnnd ſpricht: Werde nit ein freundt eines zornigen Menſchens. Am andern iſt kein freundtſchafft mit den alten zumachen/ in denen kein rechte affection noch lieb iſt/ dann ſie haben die natuͤrliche hitz (welche ein vrſach der lieb iſt) verlohren: ſie ſeind kalt vnnd haben kein freud an anderer Leut red vnd geſpraͤch/ noch auch an anderer Leut wercken. Sie ſeind auch argwoͤniſch vñ halten

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Distributed under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Generic (German) License.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/494
Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 479[478]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/494>, abgerufen am 03.09.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.