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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
ler vnd falsche Brüder bey vnd vmb vns/ aber
wann kein Gelt mehr verhanden ist/ alßdann
stehen sie von vns vnd fliehen vns wie die Pe-
stilentz. Zugleicher weiß wie das Quecksilber
sich stelt/ als habe es ein grosse lieb vnd freund-
schafft mit dem Goldt/ aber zur zeit deß pro-
birens vnd im Fewr verlest es das Gold/ also
erzeigen sich etliche Menschen zur zeit deß
wolstandts/ als weren sie vnsere beste freun-
de/ aber in begebender widerwertigkeit geben
sie jhr falschheit zuerkennen/ vnd fliehen vns/
wie die Aussetzigen/ vnd alßdann kan von jh-
nen gesagt werden/ was der H. Job am 6.
Capitel sich beklagt: Meine Brüder gehen
vor mir vber/ wie ein Bach/ wie die
Wasserström in den thalen schnell für-
vber fliessen.
Seneca aber redet von der
aigenschafft vnnd nutz der wahren freunden
vnnd spricht: Nichts frewet vnser Gemüt
mehrers/ als eben ein getrewe vnnd liebliche
freundtschafft: was kan lieblicher sein/ als
wann die gemüter dermassen verainigt seind/
daß man alle geheimnussen sicherlich darein
legen kan? wann deines freundts Gewissen
dermassen beschaffen ist/ daß du es vil weni-

ger

Hirnſchleiffer.
ler vnd falſche Bruͤder bey vnd vmb vns/ aber
wann kein Gelt mehr verhanden iſt/ alßdañ
ſtehen ſie von vns vnd fliehen vns wie die Pe-
ſtilentz. Zugleicher weiß wie das Queckſilber
ſich ſtelt/ als habe es ein groſſe lieb vnd freund-
ſchafft mit dem Goldt/ aber zur zeit deß pro-
birens vnd im Fewr verleſt es das Gold/ alſo
erzeigen ſich etliche Menſchen zur zeit deß
wolſtandts/ als weren ſie vnſere beſte freun-
de/ aber in begebender widerwertigkeit geben
ſie jhr falſchheit zuerkennen/ vnd fliehen vns/
wie die Auſſetzigen/ vnd alßdann kan von jh-
nen geſagt werden/ was der H. Job am 6.
Capitel ſich beklagt: Meine Bruͤder gehen
vor mir vber/ wie ein Bach/ wie die
Waſſerſtroͤm in den thalen ſchnell fuͤr-
vber flieſſen.
Seneca aber redet von der
aigenſchafft vnnd nutz der wahren freunden
vnnd ſpricht: Nichts frewet vnſer Gemuͤt
mehrers/ als eben ein getrewe vnnd liebliche
freundtſchafft: was kan lieblicher ſein/ als
wann die gemuͤter dermaſſen verainigt ſeind/
daß man alle geheimnuſſen ſicherlich darein
legen kan? wann deines freundts Gewiſſen
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[478[477]/0493] Hirnſchleiffer. ler vnd falſche Bruͤder bey vnd vmb vns/ aber wann kein Gelt mehr verhanden iſt/ alßdañ ſtehen ſie von vns vnd fliehen vns wie die Pe- ſtilentz. Zugleicher weiß wie das Queckſilber ſich ſtelt/ als habe es ein groſſe lieb vnd freund- ſchafft mit dem Goldt/ aber zur zeit deß pro- birens vnd im Fewr verleſt es das Gold/ alſo erzeigen ſich etliche Menſchen zur zeit deß wolſtandts/ als weren ſie vnſere beſte freun- de/ aber in begebender widerwertigkeit geben ſie jhr falſchheit zuerkennen/ vnd fliehen vns/ wie die Auſſetzigen/ vnd alßdann kan von jh- nen geſagt werden/ was der H. Job am 6. Capitel ſich beklagt: Meine Bruͤder gehen vor mir vber/ wie ein Bach/ wie die Waſſerſtroͤm in den thalen ſchnell fuͤr- vber flieſſen. Seneca aber redet von der aigenſchafft vnnd nutz der wahren freunden vnnd ſpricht: Nichts frewet vnſer Gemuͤt mehrers/ als eben ein getrewe vnnd liebliche freundtſchafft: was kan lieblicher ſein/ als wann die gemuͤter dermaſſen verainigt ſeind/ daß man alle geheimnuſſen ſicherlich darein legen kan? wann deines freundts Gewiſſen dermaſſen beſchaffen iſt/ daß du es vil weni- ger

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 478[477]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/493>, abgerufen am 03.09.2024.