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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
fahrne vnuerstendige Leut sich dermassen an
die leibswollust hengen vnd ergeben/ daß sie so
gar im alter vnnd bey jhrem besten verstandt/
hart daruon zubringen seind/ können auch
schwerlich bewögt werden/ ein ehrlichs leben
an sich zunemmen: wie schwerlich einer sein
Muttersprach vergißt vnd ein andere lernet/
also schwerlich verlest ein Gottloser den bö-
sen weeg/ welchen er angefangen hat zugehen/
aber vil schwerlicher kombts jhn an/ einen an-
dern zuwandern/ dann wann die gewonheit
durchs alter gesterckt wirdt/ so erlanget sie die
krafft der natur/ das deutet Job am 20. Cap.
an/ vnd spricht: Seine gebain werden er-
fült werden mit den Sünden seiner Ju-
gent/ vnd werden mit jhm in der Erden
schlafen ligen.
Er wil sagen: die eralte ge-
wonheit machet/ daß einer böß vnd Gottloß
ist so wol im alter als in der jugent.

Durch die jetztbemelte gewonheit deß
sündigens steigt der Sünder noch einen an-
dern tieffern staffel hinab zur Höllen/ der
heist durities cordis oder obstinatio oder
halßstarrigkeit/ von dern steht geschriben:
Mag auch ein Mohr sein haut verende-

ren/

Hirnſchleiffer.
fahrne vnuerſtendige Leut ſich dermaſſen an
die leibswolluſt hengen vñ ergeben/ daß ſie ſo
gar im alter vnnd bey jhrem beſten verſtandt/
hart daruon zubringen ſeind/ koͤnnen auch
ſchwerlich bewoͤgt werden/ ein ehrlichs leben
an ſich zunemmen: wie ſchwerlich einer ſein
Mutterſprach vergißt vnd ein andere lernet/
alſo ſchwerlich verleſt ein Gottloſer den boͤ-
ſen weeg/ welchen er angefangen hat zugehen/
aber vil ſchwerlicher kombts jhn an/ einen an-
dern zuwandern/ dann wann die gewonheit
durchs alter geſterckt wirdt/ ſo erlanget ſie die
krafft der natur/ das deutet Job am 20. Cap.
an/ vnd ſpricht: Seine gebain werden er-
fuͤlt werden mit den Suͤnden ſeiner Ju-
gent/ vnd werden mit jhm in der Erden
ſchlafen ligen.
Er wil ſagen: die eralte ge-
wonheit machet/ daß einer boͤß vnd Gottloß
iſt ſo wol im alter als in der jugent.

Durch die jetztbemelte gewonheit deß
ſuͤndigens ſteigt der Suͤnder noch einen an-
dern tieffern ſtaffel hinab zur Hoͤllen/ der
heiſt durities cordis oder obſtinatio oder
halßſtarꝛigkeit/ von dern ſteht geſchriben:
Mag auch ein Mohr ſein haut verende-

ren/
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[464[463]/0479] Hirnſchleiffer. fahrne vnuerſtendige Leut ſich dermaſſen an die leibswolluſt hengen vñ ergeben/ daß ſie ſo gar im alter vnnd bey jhrem beſten verſtandt/ hart daruon zubringen ſeind/ koͤnnen auch ſchwerlich bewoͤgt werden/ ein ehrlichs leben an ſich zunemmen: wie ſchwerlich einer ſein Mutterſprach vergißt vnd ein andere lernet/ alſo ſchwerlich verleſt ein Gottloſer den boͤ- ſen weeg/ welchen er angefangen hat zugehen/ aber vil ſchwerlicher kombts jhn an/ einen an- dern zuwandern/ dann wann die gewonheit durchs alter geſterckt wirdt/ ſo erlanget ſie die krafft der natur/ das deutet Job am 20. Cap. an/ vnd ſpricht: Seine gebain werden er- fuͤlt werden mit den Suͤnden ſeiner Ju- gent/ vnd werden mit jhm in der Erden ſchlafen ligen. Er wil ſagen: die eralte ge- wonheit machet/ daß einer boͤß vnd Gottloß iſt ſo wol im alter als in der jugent. Durch die jetztbemelte gewonheit deß ſuͤndigens ſteigt der Suͤnder noch einen an- dern tieffern ſtaffel hinab zur Hoͤllen/ der heiſt durities cordis oder obſtinatio oder halßſtarꝛigkeit/ von dern ſteht geſchriben: Mag auch ein Mohr ſein haut verende- ren/

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 464[463]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/479>, abgerufen am 02.09.2024.