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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
mehr schöne denn heßliche/ oder auffs weni-
gist befinden sie sich in grösser gefahr jr keusch-
heit zubewahren/ dann allzeit verhelt sich ein
streitt zwischen der keuschheit vnd schönheit/
vnd solcher streitt ist vmb so vil desto grösser
vnd hefftiger/ vmm wie vil grösser die schönheit
ist: Dieselb ist auch bißweilen dermassen starck
vnd hefftig/ daß etliche vnbesonnene Lefler vnd
buler dahin gerathen/ daß sie von wegen der
schönheit jhrer liebhaberin sterben/ Andere wer-
den gar närrisch vnd kommen von sinnen/ ja
so gar sterben etliche auß lauter lieb/ die sie
zu einer schönen Person tragen: Zu dem ist
die leibliche schönheit sehr gefahrlich/ dann
gemainklich geduncken sich die schöne Leut
besser sein/ als andere/ daher fallen sie in vil
Laster: Der Baum der schönheit trägt vil
früchte/ nemmlich hoffart/ vermessenheit/ mut-
willigkeit/ freuel/ schamperkeit/ neyd/ vn-
keuschheit vnd faulkeit/ dann die schöne Wei-
ber mögen nit arbeiten/ seind vil zu zart/ sitzen
gern auff weichen Postern/ gehen spatziren/
vnd essen gemainklich gern gute bissel/ damit
sie schön bleiben vnd dem Man gefallen mögen.

Folgt

Hirnſchleiffer.
mehr ſchoͤne denn heßliche/ oder auffs weni-
giſt befindẽ ſie ſich in groͤſſer gefahr jr keuſch-
heit zubewahren/ dann allzeit verhelt ſich ein
ſtreitt zwiſchen der keuſchheit vnd ſchoͤnheit/
vnd ſolcher ſtreitt iſt vmb ſo vil deſto groͤſſer
vnd hefftigeꝛ/ vm̃ wie vil groͤſſer die ſchoͤnheit
iſt: Dieſelb iſt auch bißweilen dermaſſen ſtaꝛck
vnd hefftig/ daß etliche vnbeſonnene Lefler vñ
buler dahin gerathen/ daß ſie von wegen der
ſchoͤnheit jhꝛer liebhaberin ſterbẽ/ Andeꝛe wer-
den gar naͤrꝛiſch vnd kommen von ſinnen/ ja
ſo gar ſterben etliche auß lauter lieb/ die ſie
zu einer ſchoͤnen Perſon tragen: Zu dem iſt
die leibliche ſchoͤnheit ſehr gefahrlich/ dann
gemainklich geduncken ſich die ſchoͤne Leut
beſſer ſein/ als andere/ daher fallen ſie in vil
Laſter: Der Baum der ſchoͤnheit traͤgt vil
fruͤchte/ nem̃lich hoffart/ vermeſſenheit/ mut-
willigkeit/ freuel/ ſchamperkeit/ neyd/ vn-
keuſchheit vnd faulkeit/ dann die ſchoͤne Wei-
ber moͤgen nit arbeiten/ ſeind vil zu zart/ ſitzen
gern auff weichen Poſtern/ gehen ſpatziren/
vnd eſſen gemainklich gern gute biſſel/ damit
ſie ſchoͤn bleibẽ vnd dem Man gefallen moͤgẽ.

Folgt
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[320/0336] Hirnſchleiffer. mehr ſchoͤne denn heßliche/ oder auffs weni- giſt befindẽ ſie ſich in groͤſſer gefahr jr keuſch- heit zubewahren/ dann allzeit verhelt ſich ein ſtreitt zwiſchen der keuſchheit vnd ſchoͤnheit/ vnd ſolcher ſtreitt iſt vmb ſo vil deſto groͤſſer vnd hefftigeꝛ/ vm̃ wie vil groͤſſer die ſchoͤnheit iſt: Dieſelb iſt auch bißweilen dermaſſen ſtaꝛck vnd hefftig/ daß etliche vnbeſonnene Lefler vñ buler dahin gerathen/ daß ſie von wegen der ſchoͤnheit jhꝛer liebhaberin ſterbẽ/ Andeꝛe wer- den gar naͤrꝛiſch vnd kommen von ſinnen/ ja ſo gar ſterben etliche auß lauter lieb/ die ſie zu einer ſchoͤnen Perſon tragen: Zu dem iſt die leibliche ſchoͤnheit ſehr gefahrlich/ dann gemainklich geduncken ſich die ſchoͤne Leut beſſer ſein/ als andere/ daher fallen ſie in vil Laſter: Der Baum der ſchoͤnheit traͤgt vil fruͤchte/ nem̃lich hoffart/ vermeſſenheit/ mut- willigkeit/ freuel/ ſchamperkeit/ neyd/ vn- keuſchheit vnd faulkeit/ dann die ſchoͤne Wei- ber moͤgen nit arbeiten/ ſeind vil zu zart/ ſitzen gern auff weichen Poſtern/ gehen ſpatziren/ vnd eſſen gemainklich gern gute biſſel/ damit ſie ſchoͤn bleibẽ vnd dem Man gefallen moͤgẽ. Folgt

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/336>, abgerufen am 22.11.2024.