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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
Fraw die heilige Kirch/ vnd durch den Vlis-
sem
der Teuffel verstanden/ dise Fraw die
Kirch wainet vnd trawret/ weil Vlisses oder
der Teufel sie jhrer maisten tugenten beraubt
hat: O wie herrlich glantzete die H. Kirch in
jhrem ersten anfang in aller heiligkeit? Dann
sie war versehen mit wunderbarlichen tugen-
ten/ sie war geziert mit der brinnenden Lieb/
Aber layder/ allgemach hat sie von solchem
glantz der tugenten vnnd der herrlichkeit vil
verlohren/ derwegen waint vnd beklagt sie sich
beym Psalmisten in seinem 13. Psalm vnnd
spricht: Sie seyndt alle verderbt vnnd
grewlich worden in jhrem thun/ da ist
keiner der gutsthue.
Dann wo ist anjetzo
die standthafftigkeit der Martyrer/ vnnd die
hitz der Lieb/ mit dern sie wie zu einem Pan-
cket/ zu der Marter vnnd vergiessung jhres
Bluts gingen? Wo ist anjetzo die armut der
Aposteln/ vnnd die verachtung der Welt/ in
deme sie alle Reichthumb vnnd jrrdische ding
als ein Koth schetzten Christum zugewinnen?
Wo ist die grosse bestendigkeit der Confes-
sorum
vnd Bekenner/ mit dern sie auff dem
weeg deß HErrn wanderten? Wo seyndt

anjetzo
P 4

Hirnſchleiffer.
Fraw die heilige Kirch/ vnd durch den Vliſ-
ſem
der Teuffel verſtanden/ diſe Fraw die
Kirch wainet vnd trawret/ weil Vliſſes oder
der Teufel ſie jhrer maiſten tugenten beraubt
hat: O wie herꝛlich glantzete die H. Kirch in
jhrem erſten anfang in aller heiligkeit? Dann
ſie war verſehen mit wunderbarlichen tugen-
ten/ ſie war geziert mit der brinnenden Lieb/
Aber layder/ allgemach hat ſie von ſolchem
glantz der tugenten vnnd der herꝛlichkeit vil
verlohren/ derwegen waint vñ beklagt ſie ſich
beym Pſalmiſten in ſeinem 13. Pſalm vnnd
ſpricht: Sie ſeyndt alle verderbt vnnd
grewlich worden in jhrem thun/ da iſt
keiner der gutsthue.
Dann wo iſt anjetzo
die ſtandthafftigkeit der Martyrer/ vnnd die
hitz der Lieb/ mit dern ſie wie zu einem Pan-
cket/ zu der Marter vnnd vergieſſung jhres
Bluts gingen? Wo iſt anjetzo die armut der
Apoſteln/ vnnd die verachtung der Welt/ in
deme ſie alle Reichthumb vnnd jrꝛdiſche ding
als ein Koth ſchetzten Chriſtum zugewinnen?
Wo iſt die groſſe beſtendigkeit der Confeſ-
ſorum
vnd Bekenner/ mit dern ſie auff dem
weeg deß HErꝛn wanderten? Wo ſeyndt

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P 4
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[231/0247] Hirnſchleiffer. Fraw die heilige Kirch/ vnd durch den Vliſ- ſem der Teuffel verſtanden/ diſe Fraw die Kirch wainet vnd trawret/ weil Vliſſes oder der Teufel ſie jhrer maiſten tugenten beraubt hat: O wie herꝛlich glantzete die H. Kirch in jhrem erſten anfang in aller heiligkeit? Dann ſie war verſehen mit wunderbarlichen tugen- ten/ ſie war geziert mit der brinnenden Lieb/ Aber layder/ allgemach hat ſie von ſolchem glantz der tugenten vnnd der herꝛlichkeit vil verlohren/ derwegen waint vñ beklagt ſie ſich beym Pſalmiſten in ſeinem 13. Pſalm vnnd ſpricht: Sie ſeyndt alle verderbt vnnd grewlich worden in jhrem thun/ da iſt keiner der gutsthue. Dann wo iſt anjetzo die ſtandthafftigkeit der Martyrer/ vnnd die hitz der Lieb/ mit dern ſie wie zu einem Pan- cket/ zu der Marter vnnd vergieſſung jhres Bluts gingen? Wo iſt anjetzo die armut der Apoſteln/ vnnd die verachtung der Welt/ in deme ſie alle Reichthumb vnnd jrꝛdiſche ding als ein Koth ſchetzten Chriſtum zugewinnen? Wo iſt die groſſe beſtendigkeit der Confeſ- ſorum vnd Bekenner/ mit dern ſie auff dem weeg deß HErꝛn wanderten? Wo ſeyndt anjetzo P 4

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/247>, abgerufen am 23.11.2024.