[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.

Tugenten fast geliebt/ darmit aber sie dar-
durch ein ehr vnd lob erlangen möchten/ Di-
ser vrsachen halben mahlte einsmals ein
kunstreicher Mahler auff ein Tafel die eytle
Ehr in der gestalt einer schönen Jungfrawen/
vnder dern Füß lagen alle jhre tugenten der
eyteln ehr vnd glori/ als Sclauen vnd leibaigne.
Der sinnreiche Alciatus aber mahlt die tugent
in der gestalt einer wainenden Frawen/ welche
jre haar auß dem haupt reisset vnd sich betrü-
bet/ vmb dz Vlisses den Schild/ Helm vnd Pa-
ner von deß dapffern Helden Aiacis grab ent-
frembd vnd hinweg genommen hatte. Durch
den Schild vnd Helm/ werden verstanden die
Göttliche tugenten/ mit denselbigen verthe-
tiget/ rechtfertiget vnnd erhelt er vns/ durch
die Fraw wird Gott der HErr bedeut/ der-
selb klaget vnd ist vbel zufriden mit dem Vlis-
se, das ist/ mit einem hoffertigen/ der sich vn-
derstehet jhm seine Wafen/ das ist/ sein Ehr
vnd Glori zu nemmen vnd sie jhm selbst zu-
zuschreiben/ vnd darmit zu stoltziren vnnd zu
brauiren.

Andere Speculanten erkleren dises an-
ders vnd sagen/ es werde durch dise wainende

Fraw

Hirnſchleiffer.

Tugenten faſt geliebt/ darmit aber ſie dar-
durch ein ehr vnd lob erlangen moͤchten/ Di-
ſer vrſachen halben mahlte einsmals ein
kunſtreicher Mahler auff ein Tafel die eytle
Ehr in der geſtalt einer ſchoͤnen Jungfrawen/
vnder dern Füß lagen alle jhre tugenten der
eyteln ehr vñ glori/ als Sclauen vñ leibaigne.
Der ſiñreiche Alciatus aber mahlt die tugent
in der geſtalt einer wainenden Frawen/ welche
jre haar auß dem haupt reiſſet vnd ſich betruͤ-
bet/ vmb dz Vliſſes den Schild/ Helm vñ Pa-
ner von deß dapffern Helden Aiacis grab ent-
frembd vnd hinweg genommen hatte. Durch
den Schild vnd Helm/ werden verſtanden die
Goͤttliche tugenten/ mit denſelbigen verthe-
tiget/ rechtfertiget vnnd erhelt er vns/ durch
die Fraw wird Gott der HErꝛ bedeut/ der-
ſelb klaget vnd iſt vbel zufriden mit dem Vliſ-
ſe, das iſt/ mit einem hoffertigen/ der ſich vn-
derſtehet jhm ſeine Wafen/ das iſt/ ſein Ehr
vnd Glori zu nemmen vnd ſie jhm ſelbſt zu-
zuſchreiben/ vnd darmit zu ſtoltziren vnnd zu
brauiren.

Andere Speculanten erkleren diſes an-
ders vnd ſagen/ es werde durch diſe wainende

Fraw

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[230/0246] Hirnſchleiffer. Tugenten faſt geliebt/ darmit aber ſie dar- durch ein ehr vnd lob erlangen moͤchten/ Di- ſer vrſachen halben mahlte einsmals ein kunſtreicher Mahler auff ein Tafel die eytle Ehr in der geſtalt einer ſchoͤnen Jungfrawen/ vnder dern Füß lagen alle jhre tugenten der eyteln ehr vñ glori/ als Sclauen vñ leibaigne. Der ſiñreiche Alciatus aber mahlt die tugent in der geſtalt einer wainenden Frawen/ welche jre haar auß dem haupt reiſſet vnd ſich betruͤ- bet/ vmb dz Vliſſes den Schild/ Helm vñ Pa- ner von deß dapffern Helden Aiacis grab ent- frembd vnd hinweg genommen hatte. Durch den Schild vnd Helm/ werden verſtanden die Goͤttliche tugenten/ mit denſelbigen verthe- tiget/ rechtfertiget vnnd erhelt er vns/ durch die Fraw wird Gott der HErꝛ bedeut/ der- ſelb klaget vnd iſt vbel zufriden mit dem Vliſ- ſe, das iſt/ mit einem hoffertigen/ der ſich vn- derſtehet jhm ſeine Wafen/ das iſt/ ſein Ehr vnd Glori zu nemmen vnd ſie jhm ſelbſt zu- zuſchreiben/ vnd darmit zu ſtoltziren vnnd zu brauiren. Andere Speculanten erkleren diſes an- ders vnd ſagen/ es werde durch diſe wainende Fraw

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Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/246>, abgerufen am 23.11.2024.

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