[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.

sonderheit aber an den Königen/ Fürsten vnd
Potentaten, Dann wann dieselbigen blindt
seynd/ so werden die Vnderthanen gleich-
fals blindt. Was der Fürst glaubt/ das
muß der Vnderthan auch glauben/ es sey
jhm lieb oder layd/ recht oder vnrecht: Zu
dem kan dem Land nichts schedlichers sein/ als
wann der jenig/ der die Iustici administriren
vnd die Waag deß Gerichts/ der election
vnd erwöhlung führen soll/ blind ist/ dann an
statt/ daß er ergreiffen solte die Waag der bil-
lichkeit vnnd gerechtigkeit/ so erwöhlet er das
vngerechte fürs gerechte/ vnnd das böse fürs
gute: An statt/ daß er in die Waag deß ver-
stands vnd billichkeit in die eine Schüßl Gott
den HErrn/ in die ander aber die Köstlichkeit
der Welt legen solte/ so legt er nichts anders
drein/ als Reichthumb/ Gold/ Silber/ Edel-
gestein/ Schätz der Erden/ die Herrlichkeit
vnd wollust der Welt/ vnd den gunst der Men-
schen: Solches alles legt er in die Schüßl/ vnd
lest Gott auß: Woferrn aber er in die eine
Schüßl Gott den HErrn legte/ so würde er
sehen/ wie weit Gott das ander vberwögen
vnd hinstechen würde: Inmassen Salomon

gethan/

Hirnſchleiffer.

ſonderheit aber an den Koͤnigen/ Fuͤrſten vnd
Potentaten, Dann wann dieſelbigen blindt
ſeynd/ ſo werden die Vnderthanen gleich-
fals blindt. Was der Fuͤrſt glaubt/ das
muß der Vnderthan auch glauben/ es ſey
jhm lieb oder layd/ recht oder vnrecht: Zu
dem kan dem Land nichts ſchedlichers ſein/ als
wann der jenig/ der die Iuſtici adminiſtriren
vnd die Waag deß Gerichts/ der election
vnd erwoͤhlung fuͤhren ſoll/ blind iſt/ dann an
ſtatt/ daß er ergreiffen ſolte die Waag der bil-
lichkeit vnnd gerechtigkeit/ ſo erwoͤhlet er das
vngerechte fuͤrs gerechte/ vnnd das boͤſe fuͤrs
gute: An ſtatt/ daß er in die Waag deß ver-
ſtands vnd billichkeit in die eine Schüßl Gott
den HErꝛn/ in die ander aber die Koͤſtlichkeit
der Welt legen ſolte/ ſo legt er nichts anders
drein/ als Reichthumb/ Gold/ Silber/ Edel-
geſtein/ Schaͤtz der Erden/ die Herꝛlichkeit
vnd wolluſt der Welt/ vñ den gunſt der Men-
ſchen: Solches alles legt er in die Schüßl/ vnd
leſt Gott auß: Woferꝛn aber er in die eine
Schüßl Gott den HErꝛn legte/ ſo wuͤrde er
ſehen/ wie weit Gott das ander vberwoͤgen
vnd hinſtechen wuͤrde: Inmaſſen Salomon

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[168/0184] Hirnſchleiffer. ſonderheit aber an den Koͤnigen/ Fuͤrſten vnd Potentaten, Dann wann dieſelbigen blindt ſeynd/ ſo werden die Vnderthanen gleich- fals blindt. Was der Fuͤrſt glaubt/ das muß der Vnderthan auch glauben/ es ſey jhm lieb oder layd/ recht oder vnrecht: Zu dem kan dem Land nichts ſchedlichers ſein/ als wann der jenig/ der die Iuſtici adminiſtriren vnd die Waag deß Gerichts/ der election vnd erwoͤhlung fuͤhren ſoll/ blind iſt/ dann an ſtatt/ daß er ergreiffen ſolte die Waag der bil- lichkeit vnnd gerechtigkeit/ ſo erwoͤhlet er das vngerechte fuͤrs gerechte/ vnnd das boͤſe fuͤrs gute: An ſtatt/ daß er in die Waag deß ver- ſtands vnd billichkeit in die eine Schüßl Gott den HErꝛn/ in die ander aber die Koͤſtlichkeit der Welt legen ſolte/ ſo legt er nichts anders drein/ als Reichthumb/ Gold/ Silber/ Edel- geſtein/ Schaͤtz der Erden/ die Herꝛlichkeit vnd wolluſt der Welt/ vñ den gunſt der Men- ſchen: Solches alles legt er in die Schüßl/ vnd leſt Gott auß: Woferꝛn aber er in die eine Schüßl Gott den HErꝛn legte/ ſo wuͤrde er ſehen/ wie weit Gott das ander vberwoͤgen vnd hinſtechen wuͤrde: Inmaſſen Salomon gethan/

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Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/184>, abgerufen am 24.11.2024.

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