[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.

ten vnd zierden in jhr/ Dann in deme sie ver-
stehet/ ist sie ein gemüt: in deme sie vermög
der billichkeit vnderscheidet/ ist sie ein ver-
nunfft: in deme sie die Glieder lebendig er-
helt/ ist sie ein Seel: in deme sie wol lebt/ ist
sie Gottes Ebenbildt: in deme sie wol ist ge-
ziert/ ist sie Gott vnd den Engeln lieb vnd an-
genemm: In deme sie mit tugenten geziert ist/
ist sie ein Stuel oder Cantzel der Dreyfaltig-
keit: Wie auch der Leib ohne seine notturff-
tigkeiten nit leben noch bestehen kan/ dann er
muß im hunger die Speiß/ im durst den Ge-
tranck/ in der arbeit die Ruhe/ in der mütig-
keit den schlaf/ im schmertzen einen trost/ in
der forcht ein zuflucht/ in der Finsternuß
ein Liecht/ im Krieg den friden vnnd derglei-
chen haben. Also kan die Seel ohn jhrer not-
wendigkeiten im Leib nicht wohnen oder ver-
bleiben/ dann jhr Speiß ist das Göttlich ge-
bott/ jhr Getranck ist ein raines Gebett/ jhr
Baad ist ein rechtmessiges fasten/ jhre Klay-
der seyndt das gerechte Almusen/ jhr Ruhe
ist die vollkommne Armut/ jhr Heil ist die
schwachheit deß Leibs/ jhre Zuflucht ist die
wahre Buß/ jhr Frid ist die völlige Lieb.

Wer

Hirnſchleiffer.

ten vnd zierden in jhr/ Dann in deme ſie ver-
ſtehet/ iſt ſie ein gemuͤt: in deme ſie vermoͤg
der billichkeit vnderſcheidet/ iſt ſie ein ver-
nunfft: in deme ſie die Glieder lebendig er-
helt/ iſt ſie ein Seel: in deme ſie wol lebt/ iſt
ſie Gottes Ebenbildt: in deme ſie wol iſt ge-
ziert/ iſt ſie Gott vnd den Engeln lieb vnd an-
genem̃: In deme ſie mit tugenten geziert iſt/
iſt ſie ein Stuel oder Cantzel der Dreyfaltig-
keit: Wie auch der Leib ohne ſeine notturff-
tigkeiten nit leben noch beſtehen kan/ dann er
muß im hunger die Speiß/ im durſt den Ge-
tranck/ in der arbeit die Ruhe/ in der muͤtig-
keit den ſchlaf/ im ſchmertzen einen troſt/ in
der forcht ein zuflucht/ in der Finſternuß
ein Liecht/ im Krieg den friden vnnd derglei-
chen haben. Alſo kan die Seel ohn jhrer not-
wendigkeiten im Leib nicht wohnen oder ver-
bleiben/ dann jhr Speiß iſt das Goͤttlich ge-
bott/ jhr Getranck iſt ein raines Gebett/ jhr
Baad iſt ein rechtmeſſiges faſten/ jhre Klay-
der ſeyndt das gerechte Almuſen/ jhr Ruhe
iſt die vollkom̃ne Armut/ jhr Heil iſt die
ſchwachheit deß Leibs/ jhre Zuflucht iſt die
wahre Buß/ jhr Frid iſt die voͤllige Lieb.

Wer

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[164/0180] Hirnſchleiffer. ten vnd zierden in jhr/ Dann in deme ſie ver- ſtehet/ iſt ſie ein gemuͤt: in deme ſie vermoͤg der billichkeit vnderſcheidet/ iſt ſie ein ver- nunfft: in deme ſie die Glieder lebendig er- helt/ iſt ſie ein Seel: in deme ſie wol lebt/ iſt ſie Gottes Ebenbildt: in deme ſie wol iſt ge- ziert/ iſt ſie Gott vnd den Engeln lieb vnd an- genem̃: In deme ſie mit tugenten geziert iſt/ iſt ſie ein Stuel oder Cantzel der Dreyfaltig- keit: Wie auch der Leib ohne ſeine notturff- tigkeiten nit leben noch beſtehen kan/ dann er muß im hunger die Speiß/ im durſt den Ge- tranck/ in der arbeit die Ruhe/ in der muͤtig- keit den ſchlaf/ im ſchmertzen einen troſt/ in der forcht ein zuflucht/ in der Finſternuß ein Liecht/ im Krieg den friden vnnd derglei- chen haben. Alſo kan die Seel ohn jhrer not- wendigkeiten im Leib nicht wohnen oder ver- bleiben/ dann jhr Speiß iſt das Goͤttlich ge- bott/ jhr Getranck iſt ein raines Gebett/ jhr Baad iſt ein rechtmeſſiges faſten/ jhre Klay- der ſeyndt das gerechte Almuſen/ jhr Ruhe iſt die vollkom̃ne Armut/ jhr Heil iſt die ſchwachheit deß Leibs/ jhre Zuflucht iſt die wahre Buß/ jhr Frid iſt die voͤllige Lieb. Wer

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Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/180>, abgerufen am 24.11.2024.

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