[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Hirnschleiffer.

Es ist nit vnrecht/ daß einer nach Geld vnd
Gut trachtet/ woferrn es mit gebürender maß
vnd ehrlichem titul beschicht/ in meinung sei-
ner selbst aignen vnd deß Nechsten notturfft
vnnd dürfftigkeit dardurch zuersetzen/ vnnd
mit seiner Substantz auß Christlicher lieb
seinem Nechsten zu dienen vnnd zu helffen.
Deßgleichen ist auch die Freygebigkeit nicht
verbotten/ woferrn kein vnnütze außgaben/
verschwendung vnnd ein selbst eigner mangel
vnnd dürfftigkeit darauß wird/ Derwegen
spricht Seneca: dabo egenti, vt ipse non
egeam, succurram perituro vtipse non
peream. Cicero spricht: non ita aperi-
enda est res familiaris, vt omnibus pateat,
nec ita claudenda, vt eam benignitas ape-
rire non possit. Wer das Gesetz der Frey-
gebigkeit begert zu halten/ der muß sehen/ we-
me/ wann/ wie vil vnnd was gestalt er etwas
außgeben oder verschencken wölle/ damit er
wider die billiche schuldigkeit nit handle.

Beschließlichen/ wird den Eltern bey di-
sem er sten Puncten zuuerstehen gegeben/ daß
sie jhre substantz verwahren/ vnd keins wegs
auß jhrem gewalt vnd händen geben sollen/

Dann

Hirnſchleiffer.

Es iſt nit vnrecht/ daß einer nach Geld vnd
Gut trachtet/ woferꝛn es mit gebuͤrender maß
vnd ehrlichem titul beſchicht/ in meinung ſei-
ner ſelbſt aignen vnd deß Nechſten notturfft
vnnd duͤrfftigkeit dardurch zuerſetzen/ vnnd
mit ſeiner Subſtantz auß Chriſtlicher lieb
ſeinem Nechſten zu dienen vnnd zu helffen.
Deßgleichen iſt auch die Freygebigkeit nicht
verbotten/ woferꝛn kein vnnuͤtze außgaben/
verſchwendung vnnd ein ſelbſt eigner mangel
vnnd duͤrfftigkeit darauß wird/ Derwegen
ſpricht Seneca: dabo egenti, vt ipſe non
egeam, ſuccurram perituro vtipſe non
peream. Cicero ſpricht: non ita aperi-
enda eſt res familiaris, vt omnibus pateat,
nec ita claudenda, vt eam benignitas ape-
rire non poſſit. Wer das Geſetz der Frey-
gebigkeit begert zu halten/ der muß ſehen/ we-
me/ wann/ wie vil vnnd was geſtalt er etwas
außgeben oder verſchencken woͤlle/ damit er
wider die billiche ſchuldigkeit nit handle.

Beſchließlichen/ wird den Eltern bey di-
ſem er ſten Puncten zuuerſtehen gegeben/ daß
ſie jhre ſubſtantz verwahren/ vnd keins wegs
auß jhrem gewalt vnd haͤnden geben ſollen/

Dann

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0178" n="162"/>
          <fw place="top" type="header">Hirn&#x017F;chleiffer.</fw><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t nit vnrecht/ daß einer nach Geld vnd<lb/>
Gut trachtet/ wofer&#xA75B;n es mit gebu&#x0364;render maß<lb/>
vnd ehrlichem titul be&#x017F;chicht/ in meinung &#x017F;ei-<lb/>
ner &#x017F;elb&#x017F;t aignen vnd deß Nech&#x017F;ten notturfft<lb/>
vnnd du&#x0364;rfftigkeit dardurch zuer&#x017F;etzen/ vnnd<lb/>
mit &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Sub&#x017F;tantz</hi> auß Chri&#x017F;tlicher lieb<lb/>
&#x017F;einem Nech&#x017F;ten zu dienen vnnd zu helffen.<lb/>
Deßgleichen i&#x017F;t auch die Freygebigkeit nicht<lb/>
verbotten/ wofer&#xA75B;n kein vnnu&#x0364;tze außgaben/<lb/>
ver&#x017F;chwendung vnnd ein &#x017F;elb&#x017F;t eigner mangel<lb/>
vnnd du&#x0364;rfftigkeit darauß wird/ Derwegen<lb/>
&#x017F;pricht <hi rendition="#aq">Seneca: dabo egenti, vt ip&#x017F;e non<lb/>
egeam, &#x017F;uccurram perituro vtip&#x017F;e non<lb/>
peream. Cicero</hi> &#x017F;pricht: <hi rendition="#aq">non ita aperi-<lb/>
enda e&#x017F;t res familiaris, vt omnibus pateat,<lb/>
nec ita claudenda, vt eam benignitas ape-<lb/>
rire non po&#x017F;&#x017F;it.</hi> Wer das Ge&#x017F;etz der Frey-<lb/>
gebigkeit begert zu halten/ der muß &#x017F;ehen/ we-<lb/>
me/ wann/ wie vil vnnd was ge&#x017F;talt er etwas<lb/>
außgeben oder ver&#x017F;chencken wo&#x0364;lle/ damit er<lb/>
wider die billiche &#x017F;chuldigkeit nit handle.</p><lb/>
          <p>Be&#x017F;chließlichen/ wird den Eltern bey di-<lb/>
&#x017F;em er &#x017F;ten Puncten zuuer&#x017F;tehen gegeben/ daß<lb/>
&#x017F;ie jhre <hi rendition="#aq">&#x017F;ub&#x017F;tantz</hi> verwahren/ vnd keins wegs<lb/>
auß jhrem gewalt vnd ha&#x0364;nden geben &#x017F;ollen/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Dann</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[162/0178] Hirnſchleiffer. Es iſt nit vnrecht/ daß einer nach Geld vnd Gut trachtet/ woferꝛn es mit gebuͤrender maß vnd ehrlichem titul beſchicht/ in meinung ſei- ner ſelbſt aignen vnd deß Nechſten notturfft vnnd duͤrfftigkeit dardurch zuerſetzen/ vnnd mit ſeiner Subſtantz auß Chriſtlicher lieb ſeinem Nechſten zu dienen vnnd zu helffen. Deßgleichen iſt auch die Freygebigkeit nicht verbotten/ woferꝛn kein vnnuͤtze außgaben/ verſchwendung vnnd ein ſelbſt eigner mangel vnnd duͤrfftigkeit darauß wird/ Derwegen ſpricht Seneca: dabo egenti, vt ipſe non egeam, ſuccurram perituro vtipſe non peream. Cicero ſpricht: non ita aperi- enda eſt res familiaris, vt omnibus pateat, nec ita claudenda, vt eam benignitas ape- rire non poſſit. Wer das Geſetz der Frey- gebigkeit begert zu halten/ der muß ſehen/ we- me/ wann/ wie vil vnnd was geſtalt er etwas außgeben oder verſchencken woͤlle/ damit er wider die billiche ſchuldigkeit nit handle. Beſchließlichen/ wird den Eltern bey di- ſem er ſten Puncten zuuerſtehen gegeben/ daß ſie jhre ſubſtantz verwahren/ vnd keins wegs auß jhrem gewalt vnd haͤnden geben ſollen/ Dann

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Distributed under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Generic (German) License.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/178
Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/178>, abgerufen am 25.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.