[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].Hirnschleiffer. Wann dir dein Nechster ein guts Exempeloffentlich gibt/ alsdann hat er das seine ge- than/ vnnd dir das Pfandt/ welches er dir schuldig ist/ gegeben/ vnnd du kanst ein meh- rers von jhm nit fordern oder begeren. Chri- stus ist von Gott zu einem Richter verordnet/ demselben ist nichts verborgen/ Er wird die aller finsterste vnd verborgenste Winckel der der Hertzen vnd Gemüter erforschen vnnd vrtheilen. Der Mensch wird durch eines andern listiges simuliren leichtlich betrogen/ Gott aber kan nit betrogen werden/ dann er betrachtet das jnnerlichste vnd erforschet ei- gentlich den Anfang biß zum End. Der Mensch sihet nur was vor augen ist/ aber der HErr sihet das Hertz vnd durchtringts: Derwegen spricht Ieremias am 17. Capit. Deß Menschen Hertz ist böß vnd vner- gründlich. Die Gleißner mögen gleichwol die Menschen betriegen/ aber GOtt den HErrn können sie nit betriegen/ Deßwegen sagte der HErr Christus zu den Phariseern Luc. am 16. Capittel: Ihr seyts/ die jhr euch selbst rechtfertiget vor den Men- schen. Ande-
Hirnſchleiffer. Wann dir dein Nechſter ein guts Exempeloffentlich gibt/ alsdann hat er das ſeine ge- than/ vnnd dir das Pfandt/ welches er dir ſchuldig iſt/ gegeben/ vnnd du kanſt ein meh- rers von jhm nit fordern oder begeren. Chri- ſtus iſt von Gott zu einem Richter verordnet/ demſelben iſt nichts verborgen/ Er wird die aller finſterſte vnd verborgenſte Winckel der der Hertzen vnd Gemuͤter erforſchen vnnd vrtheilen. Der Menſch wird durch eines andern liſtiges ſimuliren leichtlich betrogen/ Gott aber kan nit betrogen werden/ dann er betrachtet das jnnerlichſte vnd erforſchet ei- gentlich den Anfang biß zum End. Der Menſch ſihet nur was vor augen iſt/ aber der HErꝛ ſihet das Hertz vnd durchtringts: Derwegen ſpricht Ieremias am 17. Capit. Deß Menſchen Hertz iſt boͤß vnd vner- gruͤndlich. Die Gleißner moͤgen gleichwol die Menſchen betriegen/ aber GOtt den HErꝛn koͤnnen ſie nit betriegen/ Deßwegen ſagte der HErꝛ Chriſtus zu den Phariſeern Luc. am 16. Capittel: Ihr ſeyts/ die jhr euch ſelbſt rechtfertiget vor den Men- ſchen. Ande-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0132" n="116"/><fw place="top" type="header">Hirnſchleiffer.</fw><lb/> Wann dir dein Nechſter ein guts Exempel<lb/> offentlich gibt/ alsdann hat er das ſeine ge-<lb/> than/ vnnd dir das Pfandt/ welches er dir<lb/> ſchuldig iſt/ gegeben/ vnnd du kanſt ein meh-<lb/> rers von jhm nit fordern oder begeren. Chri-<lb/> ſtus iſt von Gott zu einem Richter verordnet/<lb/> demſelben iſt nichts verborgen/ Er wird die<lb/> aller finſterſte vnd verborgenſte Winckel der<lb/> der Hertzen vnd Gemuͤter erforſchen vnnd<lb/> vrtheilen. Der Menſch wird durch eines<lb/> andern liſtiges <hi rendition="#aq">ſimuliren</hi> leichtlich betrogen/<lb/> Gott aber kan nit betrogen werden/ dann er<lb/> betrachtet das jnnerlichſte vnd erforſchet ei-<lb/> gentlich den Anfang biß zum End. Der<lb/> Menſch ſihet nur was vor augen iſt/ aber<lb/> der HErꝛ ſihet das Hertz vnd durchtringts:<lb/> Derwegen ſpricht <hi rendition="#aq">Ieremias</hi> am 17. Capit.<lb/><hi rendition="#fr">Deß Menſchen Hertz iſt boͤß vnd vner-<lb/> gruͤndlich.</hi> Die Gleißner moͤgen gleichwol<lb/> die Menſchen betriegen/ aber GOtt den<lb/> HErꝛn koͤnnen ſie nit betriegen/ Deßwegen<lb/> ſagte der HErꝛ Chriſtus zu den Phariſeern<lb/><hi rendition="#aq">Luc.</hi> am 16. Capittel: <hi rendition="#fr">Ihr ſeyts/ die jhr<lb/> euch ſelbſt rechtfertiget vor den Men-<lb/> ſchen.</hi></p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ande-</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [116/0132]
Hirnſchleiffer.
Wann dir dein Nechſter ein guts Exempel
offentlich gibt/ alsdann hat er das ſeine ge-
than/ vnnd dir das Pfandt/ welches er dir
ſchuldig iſt/ gegeben/ vnnd du kanſt ein meh-
rers von jhm nit fordern oder begeren. Chri-
ſtus iſt von Gott zu einem Richter verordnet/
demſelben iſt nichts verborgen/ Er wird die
aller finſterſte vnd verborgenſte Winckel der
der Hertzen vnd Gemuͤter erforſchen vnnd
vrtheilen. Der Menſch wird durch eines
andern liſtiges ſimuliren leichtlich betrogen/
Gott aber kan nit betrogen werden/ dann er
betrachtet das jnnerlichſte vnd erforſchet ei-
gentlich den Anfang biß zum End. Der
Menſch ſihet nur was vor augen iſt/ aber
der HErꝛ ſihet das Hertz vnd durchtringts:
Derwegen ſpricht Ieremias am 17. Capit.
Deß Menſchen Hertz iſt boͤß vnd vner-
gruͤndlich. Die Gleißner moͤgen gleichwol
die Menſchen betriegen/ aber GOtt den
HErꝛn koͤnnen ſie nit betriegen/ Deßwegen
ſagte der HErꝛ Chriſtus zu den Phariſeern
Luc. am 16. Capittel: Ihr ſeyts/ die jhr
euch ſelbſt rechtfertiget vor den Men-
ſchen.
Ande-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |