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Alapin, Simon: Zum Kapitel Frauen-Wahlrecht. Heidelberg, 1917.

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tigkeit des weiblichen Intellekts, im Grunde genommen,
betrifft, sei hier nur erwähnt, dass es sich im gegebenen
Falle speziell des Frauenwahlrechts nicht etwa um eine
wissenschaftliche, sondern nur um die politische In-
telligenz handelt. Dann aber mögen uns die Frauenver-
ächter folgende geschichtliche Erscheinung erklä-
ren. Lässt man nämlich sämtliche Regentinnen der Welt-
geschichte vor sich geistige Revue passieren, so werden
sich mindestens vier Fünftel der Gesamtzahl als vielfach
segensreiche, jedenfalls aber als imposanteste Figuren er-
weisen, die jedem Manne auch nur oberflächlicher Kennt-
nisse, wenigstens dem weltberühmten Namen nach, bekannt
sind. (Semiramis, Katharina II., Maria Theresia etc.)
Bei den Regenten hingegen sind umgekehrt mindestens
vier Fünftel der Gesamtzahl in weitesten Kreisen ganz un-
bekannte Nulltäten gewesen!? ... ... Um nicht weit in
die Weltgeschichte zu gehen, stelle man sich übrigens vor,
die politische Gesinnung sämtlicher heutigen Regenten des
Erdballs sei derjenigen der Königin Wilhelmine von
Holland gleich und man beantworte die Frage, ob die
Welt politisch so aussehen würde, wie sie sich uns leider
gegenwärtig darstellt? ... ... Wenn man die Welt wirk-
lich als "Vorstellung und Wille" auffasst - und diese
Schopenhauersche These ist noch nie widerlegt worden -
so besteht der Intellekt eines lebenden Wesens und also
auch eines Menschen nicht nur aus seinen Fähigkeiten
(Fassungsvermögen) allein, sondern auch aus seinem
Temperament. Man wird aber objektiverweise zugeben
müssen, dass das weibliche Temperament selbst im Frevel,
Laster, Leidenschaft, Fanatismus, Hass, Grausamkeit und
sonstigen Niederträchtigkeiten noch immer über eine ge-
wisse, und sei es auch nur durch Scham gebotene Grenze
weniger krass hinausgeht, als es bei Männern leider der
Fall sein kann. Der natürliche Grund des relativ höheren

tigkeit des weiblichen Intellekts, im Grunde genommen,
betrifft, sei hier nur erwähnt, dass es sich im gegebenen
Falle speziell des Frauenwahlrechts nicht etwa um eine
wissenschaftliche, sondern nur um die politische In-
telligenz handelt. Dann aber mögen uns die Frauenver-
ächter folgende geschichtliche Erscheinung erklä-
ren. Lässt man nämlich sämtliche Regentinnen der Welt-
geschichte vor sich geistige Revue passieren, so werden
sich mindestens vier Fünftel der Gesamtzahl als vielfach
segensreiche, jedenfalls aber als imposanteste Figuren er-
weisen, die jedem Manne auch nur oberflächlicher Kennt-
nisse, wenigstens dem weltberühmten Namen nach, bekannt
sind. (Semiramis, Katharina II., Maria Theresia etc.)
Bei den Regenten hingegen sind umgekehrt mindestens
vier Fünftel der Gesamtzahl in weitesten Kreisen ganz un-
bekannte Nulltäten gewesen!? … … Um nicht weit in
die Weltgeschichte zu gehen, stelle man sich übrigens vor,
die politische Gesinnung sämtlicher heutigen Regenten des
Erdballs sei derjenigen der Königin Wilhelmine von
Holland gleich und man beantworte die Frage, ob die
Welt politisch so aussehen würde, wie sie sich uns leider
gegenwärtig darstellt? … … Wenn man die Welt wirk-
lich als „Vorstellung und Willeauffasst – und diese
Schopenhauersche These ist noch nie widerlegt worden –
so besteht der Intellekt eines lebenden Wesens und also
auch eines Menschen nicht nur aus seinen Fähigkeiten
(Fassungsvermögen) allein, sondern auch aus seinem
Temperament. Man wird aber objektiverweise zugeben
müssen, dass das weibliche Temperament selbst im Frevel,
Laster, Leidenschaft, Fanatismus, Hass, Grausamkeit und
sonstigen Niederträchtigkeiten noch immer über eine ge-
wisse, und sei es auch nur durch Scham gebotene Grenze
weniger krass hinausgeht, als es bei Männern leider der
Fall sein kann. Der natürliche Grund des relativ höheren

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[12/0014] tigkeit des weiblichen Intellekts, im Grunde genommen, betrifft, sei hier nur erwähnt, dass es sich im gegebenen Falle speziell des Frauenwahlrechts nicht etwa um eine wissenschaftliche, sondern nur um die politische In- telligenz handelt. Dann aber mögen uns die Frauenver- ächter folgende geschichtliche Erscheinung erklä- ren. Lässt man nämlich sämtliche Regentinnen der Welt- geschichte vor sich geistige Revue passieren, so werden sich mindestens vier Fünftel der Gesamtzahl als vielfach segensreiche, jedenfalls aber als imposanteste Figuren er- weisen, die jedem Manne auch nur oberflächlicher Kennt- nisse, wenigstens dem weltberühmten Namen nach, bekannt sind. (Semiramis, Katharina II., Maria Theresia etc.) Bei den Regenten hingegen sind umgekehrt mindestens vier Fünftel der Gesamtzahl in weitesten Kreisen ganz un- bekannte Nulltäten gewesen!? … … Um nicht weit in die Weltgeschichte zu gehen, stelle man sich übrigens vor, die politische Gesinnung sämtlicher heutigen Regenten des Erdballs sei derjenigen der Königin Wilhelmine von Holland gleich und man beantworte die Frage, ob die Welt politisch so aussehen würde, wie sie sich uns leider gegenwärtig darstellt? … … Wenn man die Welt wirk- lich als „Vorstellung und Wille“ auffasst – und diese Schopenhauersche These ist noch nie widerlegt worden – so besteht der Intellekt eines lebenden Wesens und also auch eines Menschen nicht nur aus seinen Fähigkeiten (Fassungsvermögen) allein, sondern auch aus seinem Temperament. Man wird aber objektiverweise zugeben müssen, dass das weibliche Temperament selbst im Frevel, Laster, Leidenschaft, Fanatismus, Hass, Grausamkeit und sonstigen Niederträchtigkeiten noch immer über eine ge- wisse, und sei es auch nur durch Scham gebotene Grenze weniger krass hinausgeht, als es bei Männern leider der Fall sein kann. Der natürliche Grund des relativ höheren

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Zitationshilfe: Alapin, Simon: Zum Kapitel Frauen-Wahlrecht. Heidelberg, 1917, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alapin_kapitel_1917/14>, abgerufen am 19.04.2024.