Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677.Wann du einen Zugochsen kaufft hast/ so übertreibe ihn nicht bald das erste Jahr: Du solt in aber für allen dingen ihn sehr hitziger Zeit mit gutem Häw und nicht grünem Graß füttern: Dann also werden sie desto stärcker zur arbeit / förchten weniger die Hitz/ bleiben desto länger frisch und gesund/ und kosten desto weniger zu halten. Dann je weniger das Vieh auf Wiesen und Matten kompt / je mehr man Häw und Winterfutter machen kan: darzu vil besser/ dann wann sie es vorhin versudelt und vertretten hätten. Wie starck ein jedes Rind seye/ daß mag man am auffgesperrten Maulerkennen: Dann zehen Monden im ersten Jahr stossen sie ihre fordere Zähn ab: darnach in andern sechs Monaten/ die nächsten darbey. Am ende deß dritten Jahrs stossen sie alle mit einander: wann sie dann im Stillstand seyn/ so seyn auch alle ihre Zähne gleich weiß und lang. Wann sie aber begünnen zu alten/ so werden ihnen dann alle Zähn kurtz und ungleich und schwartz. Die Ochsen welche man zur arbeit soll gebrauchen/ dieselbigen sollen weder zu feißt noch zu mager seyn. Welcher Ochs langsam und hübschlich ißt/ derselb bleibet allwegen in einer stärcke. Ein guter Ochs soll ein mittelmässige grösse haben. Er soll auch geschlacht und zugsam/ hurtig und frisch zum anzihen seyn / so er angemahnet und angeschrien wird/ und nicht erst wann er angestochen wird: und nicht desto weniger auch geschwind und lenckig vom Stich seiner Art und Natur nach. Item wolgesetzt/ kurtz/ breyt/ vierschrötig/ starck/ und auff allen vieren gerad/ erhöchter Muselen oder Sennadern/ grosser/ schöner / behengter und harechtiger Ohren/ breyter und kräußlechter Stirne/ schwartzer / grosser/ weiter Angen/ schöner/ starcker/ mittelmässiger/ schwartzer Hörner / eines grossen stumpffechten Mauls/ schwarzer Lefftzen/ kurtzens schäckechtens Kopffs/ breyter Brust und Schultern/ grosses weites abhangenden Bauchs/ und Schlauchs an dem Halß/ langes Schwantzes zu underst mit krausem Haar gefotzet/ langes vollkommenes Ruckens/ wol gerippet/ breit um die Nieren/ starcker Wann du einen Zugochsen kaufft hast/ so übertreibe ihn nicht bald das erste Jahr: Du solt in aber für allen dingen ihn sehr hitziger Zeit mit gutem Häw und nicht grünem Graß füttern: Dann also werden sie desto stärcker zur arbeit / förchten weniger die Hitz/ bleiben desto länger frisch und gesund/ und kosten desto weniger zu halten. Dann je weniger das Vieh auf Wiesen und Matten kompt / je mehr man Häw und Winterfutter machen kan: darzu vil besser/ dann wann sie es vorhin versudelt und vertretten hätten. Wie starck ein jedes Rind seye/ daß mag man am auffgesperrten Maulerkennen: Dann zehen Monden im ersten Jahr stossen sie ihre fordere Zähn ab: darnach in andern sechs Monaten/ die nächsten darbey. Am ende deß dritten Jahrs stossen sie alle mit einander: wann sie dann im Stillstand seyn/ so seyn auch alle ihre Zähne gleich weiß und lang. Wann sie aber begünnen zu alten/ so werden ihnen dann alle Zähn kurtz und ungleich und schwartz. Die Ochsen welche man zur arbeit soll gebrauchen/ dieselbigen sollen weder zu feißt noch zu mager seyn. Welcher Ochs langsam und hübschlich ißt/ derselb bleibet allwegen in einer stärcke. Ein guter Ochs soll ein mittelmässige grösse haben. Er soll auch geschlacht und zugsam/ hurtig und frisch zum anzihen seyn / so er angemahnet und angeschrien wird/ und nicht erst wann er angestochen wird: und nicht desto weniger auch geschwind und lenckig vom Stich seiner Art und Natur nach. Item wolgesetzt/ kurtz/ breyt/ vierschrötig/ starck/ und auff allen vieren gerad/ erhöchter Muselen oder Sennadern/ grosser/ schöner / behengter und harechtiger Ohren/ breyter und kräußlechter Stirne/ schwartzer / grosser/ weiter Angen/ schöner/ starcker/ mittelmässiger/ schwartzer Hörner / eines grossen stumpffechten Mauls/ schwarzer Lefftzen/ kurtzens schäckechtens Kopffs/ breyter Brust und Schultern/ grosses weites abhangenden Bauchs/ und Schlauchs an dem Halß/ langes Schwantzes zu underst mit krausem Haar gefotzet/ langes vollkom̃enes Ruckens/ wol gerippet/ breit um die Nieren/ starcker <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0085" n="72"/> <p>Wann du einen Zugochsen kaufft hast/ so übertreibe ihn nicht bald das erste Jahr: Du solt in aber für allen dingen ihn sehr hitziger Zeit mit gutem Häw und nicht grünem Graß füttern: Dann also werden sie desto stärcker zur arbeit / förchten weniger die Hitz/ bleiben desto länger frisch und gesund/ und kosten desto weniger zu halten. 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Er soll auch geschlacht und zugsam/ hurtig und frisch zum anzihen seyn / so er angemahnet und angeschrien wird/ und nicht erst wann er angestochen wird: und nicht desto weniger auch geschwind und lenckig vom Stich seiner Art und Natur nach. Item wolgesetzt/ kurtz/ breyt/ vierschrötig/ starck/ und auff allen vieren gerad/ erhöchter Muselen oder Sennadern/ grosser/ schöner / behengter und harechtiger Ohren/ breyter und kräußlechter Stirne/ schwartzer / grosser/ weiter Angen/ schöner/ starcker/ mittelmässiger/ schwartzer Hörner / eines grossen stumpffechten Mauls/ schwarzer Lefftzen/ kurtzens schäckechtens Kopffs/ breyter Brust und Schultern/ grosses weites abhangenden Bauchs/ und Schlauchs an dem Halß/ langes Schwantzes zu underst mit krausem Haar gefotzet/ langes vollkom̃enes Ruckens/ wol gerippet/ breit um die Nieren/ starcker </p> </div> </body> </text> </TEI> [72/0085]
Wann du einen Zugochsen kaufft hast/ so übertreibe ihn nicht bald das erste Jahr: Du solt in aber für allen dingen ihn sehr hitziger Zeit mit gutem Häw und nicht grünem Graß füttern: Dann also werden sie desto stärcker zur arbeit / förchten weniger die Hitz/ bleiben desto länger frisch und gesund/ und kosten desto weniger zu halten. Dann je weniger das Vieh auf Wiesen und Matten kompt / je mehr man Häw und Winterfutter machen kan: darzu vil besser/ dann wann sie es vorhin versudelt und vertretten hätten.
Wie starck ein jedes Rind seye/ daß mag man am auffgesperrten Maulerkennen: Dann zehen Monden im ersten Jahr stossen sie ihre fordere Zähn ab: darnach in andern sechs Monaten/ die nächsten darbey. Am ende deß dritten Jahrs stossen sie alle mit einander: wann sie dann im Stillstand seyn/ so seyn auch alle ihre Zähne gleich weiß und lang. Wann sie aber begünnen zu alten/ so werden ihnen dann alle Zähn kurtz und ungleich und schwartz.
Die Ochsen welche man zur arbeit soll gebrauchen/ dieselbigen sollen weder zu feißt noch zu mager seyn. Welcher Ochs langsam und hübschlich ißt/ derselb bleibet allwegen in einer stärcke. Ein guter Ochs soll ein mittelmässige grösse haben. Er soll auch geschlacht und zugsam/ hurtig und frisch zum anzihen seyn / so er angemahnet und angeschrien wird/ und nicht erst wann er angestochen wird: und nicht desto weniger auch geschwind und lenckig vom Stich seiner Art und Natur nach. Item wolgesetzt/ kurtz/ breyt/ vierschrötig/ starck/ und auff allen vieren gerad/ erhöchter Muselen oder Sennadern/ grosser/ schöner / behengter und harechtiger Ohren/ breyter und kräußlechter Stirne/ schwartzer / grosser/ weiter Angen/ schöner/ starcker/ mittelmässiger/ schwartzer Hörner / eines grossen stumpffechten Mauls/ schwarzer Lefftzen/ kurtzens schäckechtens Kopffs/ breyter Brust und Schultern/ grosses weites abhangenden Bauchs/ und Schlauchs an dem Halß/ langes Schwantzes zu underst mit krausem Haar gefotzet/ langes vollkom̃enes Ruckens/ wol gerippet/ breit um die Nieren/ starcker
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