Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677.Mittag aber/ wann die Sonn zu heiß sticht/ soll er ein Thal und guten Schatten/ oder grosse und alte dicke Eyche / oder ein schattechten Forst suchen/ und seine Heerde darein treiben. Dieweil aber diß Thierlin blöd und schwach im Haupt/ und ihm die Sonne sehr schädlich zu seyn pfleget: darum soll ein jeder Schafshirt wol mercken/ daß er in Hundstagen/ wann es sehr heiß ist/ um den Mittag gegen dem Untergang der Sonnen/ und Nachmittag gegen Auffgang der Sonnen seine Heerde treibe/ vnd seine Schäflein weyde: dann es ist den Schafen gar schädlich/ wann sie ihre Köpff auff der Weyde gegen der Sonnen kehren/ und sich wenden/ und zumal / wann der Hundsstern anfahet zu erscheinen. Im Winter und im Früling/ wann es naß und feucht ist/ soll man die Schaf über einmal/ und im Sommer über zweymal nicht träncken/ und nemlich solches vier Stunde nach der Sonnen Auffgang/ und deß Abends/ wann die Hitz nachgelassen und auffgehöret hat. Die Schäffer sollen mit ihrer Heerde und den Schäflin gantz sanftmütig umgehen / und solches will sich zwar nicht allein den Schäfern/ sondern allen andern Hirten/ die mit Vieh umbgehen/ gebühren. Dann sie sollen sich gegen ihrer Heerde nicht so fast/ als Meister oder Herren/ sondern als ihre Wegweiser und Führer erzeigen. Wann aber die Schafe entweders sollen fortgehen/ oder zuruck umkehren/ und nicht in ein gefährlich Ort lauffen/ oder daß er sie zu sich ruffen will/ so soll der Schäfer entweders sie anschreyen und anpfeiffen/ oder aber sie mit seinem Schäfersstab betrohen: oder mit seinem Schäferhund zusammen jagen/ und nicht/ wie etliche pflegen/ mit Steinen oder Stecken werffen. Er soll auch bey seiner Heerde aneinander bleiben/ nicht davon weichen/ noch schlaffen/ oder stets sitzen. An zweyerley sondere Geschrey soll er seine Schäflein gewöhnen/ das erste soll hell und lieblich seyn/ welches die Schafe fort und weiters zu gehen anvermahne: das ander soll sie zuruck zu kehren anweisen: damit/ so bald die Schäflin solche zwey unterschiedene Geschrey hören / Mittag aber/ wann die Sonn zu heiß sticht/ soll er ein Thal und guten Schatten/ oder grosse und alte dicke Eyche / oder ein schattechten Forst suchen/ und seine Heerde darein treiben. Dieweil aber diß Thierlin blöd und schwach im Haupt/ und ihm die Sonne sehr schädlich zu seyn pfleget: darum soll ein jeder Schafshirt wol mercken/ daß er in Hundstagen/ wann es sehr heiß ist/ um den Mittag gegen dem Untergang der Sonnen/ und Nachmittag gegen Auffgang der Sonnen seine Heerde treibe/ vnd seine Schäflein weyde: dann es ist den Schafen gar schädlich/ wann sie ihre Köpff auff der Weyde gegen der Sonnen kehren/ und sich wenden/ und zumal / wann der Hundsstern anfahet zu erscheinen. Im Winter und im Früling/ wann es naß und feucht ist/ soll man die Schaf über einmal/ und im Sommer über zweymal nicht träncken/ und nemlich solches vier Stunde nach der Sonnen Auffgang/ und deß Abends/ wann die Hitz nachgelassen und auffgehöret hat. Die Schäffer sollen mit ihrer Heerde und den Schäflin gantz sanftmütig umgehen / und solches will sich zwar nicht allein den Schäfern/ sondern allen andern Hirten/ die mit Vieh umbgehen/ gebühren. Dañ sie sollen sich gegen ihrer Heerde nicht so fast/ als Meister oder Herren/ sondern als ihre Wegweiser und Führer erzeigen. Wann aber die Schafe entweders sollen fortgehen/ oder zuruck umkehren/ und nicht in ein gefährlich Ort lauffen/ oder daß er sie zu sich ruffen will/ so soll der Schäfer entweders sie anschreyen und anpfeiffen/ oder aber sie mit seinem Schäfersstab betrohen: oder mit seinem Schäferhund zusammen jagen/ und nicht/ wie etliche pflegen/ mit Steinen oder Stecken werffen. Er soll auch bey seiner Heerde aneinander bleiben/ nicht davon weichen/ noch schlaffen/ oder stets sitzen. An zweyerley sondere Geschrey soll er seine Schäflein gewöhnen/ das erste soll hell und lieblich seyn/ welches die Schafe fort und weiters zu gehen anvermahne: das ander soll sie zuruck zu kehren anweisen: damit/ so bald die Schäflin solche zwey unterschiedene Geschrey hören / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0129" n="112"/> Mittag aber/ wann die Sonn zu heiß sticht/ soll er ein Thal und guten Schatten/ oder grosse und alte dicke Eyche / oder ein schattechten Forst suchen/ und seine Heerde darein treiben.</p> <p>Dieweil aber diß Thierlin blöd und schwach im Haupt/ und ihm die Sonne sehr schädlich zu seyn pfleget: darum soll ein jeder Schafshirt wol mercken/ daß er in Hundstagen/ wann es sehr heiß ist/ um den Mittag gegen dem Untergang der Sonnen/ und Nachmittag gegen Auffgang der Sonnen seine Heerde treibe/ vnd seine Schäflein weyde: dann es ist den Schafen gar schädlich/ wann sie ihre Köpff auff der Weyde gegen der Sonnen kehren/ und sich wenden/ und zumal / wann der Hundsstern anfahet zu erscheinen.</p> <p>Im Winter und im Früling/ wann es naß und feucht ist/ soll man die Schaf über einmal/ und im Sommer über zweymal nicht träncken/ und nemlich solches vier Stunde nach der Sonnen Auffgang/ und deß Abends/ wann die Hitz nachgelassen und auffgehöret hat.</p> <p>Die Schäffer sollen mit ihrer Heerde und den Schäflin gantz sanftmütig umgehen / und solches will sich zwar nicht allein den Schäfern/ sondern allen andern Hirten/ die mit Vieh umbgehen/ gebühren. Dañ sie sollen sich gegen ihrer Heerde nicht so fast/ als Meister oder Herren/ sondern als ihre Wegweiser und Führer erzeigen.</p> <p>Wann aber die Schafe entweders sollen fortgehen/ oder zuruck umkehren/ und nicht in ein gefährlich Ort lauffen/ oder daß er sie zu sich ruffen will/ so soll der Schäfer entweders sie anschreyen und anpfeiffen/ oder aber sie mit seinem Schäfersstab betrohen: oder mit seinem Schäferhund zusammen jagen/ und nicht/ wie etliche pflegen/ mit Steinen oder Stecken werffen. Er soll auch bey seiner Heerde aneinander bleiben/ nicht davon weichen/ noch schlaffen/ oder stets sitzen.</p> <p>An zweyerley sondere Geschrey soll er seine Schäflein gewöhnen/ das erste soll hell und lieblich seyn/ welches die Schafe fort und weiters zu gehen anvermahne: das ander soll sie zuruck zu kehren anweisen: damit/ so bald die Schäflin solche zwey unterschiedene Geschrey hören / </p> </div> </body> </text> </TEI> [112/0129]
Mittag aber/ wann die Sonn zu heiß sticht/ soll er ein Thal und guten Schatten/ oder grosse und alte dicke Eyche / oder ein schattechten Forst suchen/ und seine Heerde darein treiben.
Dieweil aber diß Thierlin blöd und schwach im Haupt/ und ihm die Sonne sehr schädlich zu seyn pfleget: darum soll ein jeder Schafshirt wol mercken/ daß er in Hundstagen/ wann es sehr heiß ist/ um den Mittag gegen dem Untergang der Sonnen/ und Nachmittag gegen Auffgang der Sonnen seine Heerde treibe/ vnd seine Schäflein weyde: dann es ist den Schafen gar schädlich/ wann sie ihre Köpff auff der Weyde gegen der Sonnen kehren/ und sich wenden/ und zumal / wann der Hundsstern anfahet zu erscheinen.
Im Winter und im Früling/ wann es naß und feucht ist/ soll man die Schaf über einmal/ und im Sommer über zweymal nicht träncken/ und nemlich solches vier Stunde nach der Sonnen Auffgang/ und deß Abends/ wann die Hitz nachgelassen und auffgehöret hat.
Die Schäffer sollen mit ihrer Heerde und den Schäflin gantz sanftmütig umgehen / und solches will sich zwar nicht allein den Schäfern/ sondern allen andern Hirten/ die mit Vieh umbgehen/ gebühren. Dañ sie sollen sich gegen ihrer Heerde nicht so fast/ als Meister oder Herren/ sondern als ihre Wegweiser und Führer erzeigen.
Wann aber die Schafe entweders sollen fortgehen/ oder zuruck umkehren/ und nicht in ein gefährlich Ort lauffen/ oder daß er sie zu sich ruffen will/ so soll der Schäfer entweders sie anschreyen und anpfeiffen/ oder aber sie mit seinem Schäfersstab betrohen: oder mit seinem Schäferhund zusammen jagen/ und nicht/ wie etliche pflegen/ mit Steinen oder Stecken werffen. Er soll auch bey seiner Heerde aneinander bleiben/ nicht davon weichen/ noch schlaffen/ oder stets sitzen.
An zweyerley sondere Geschrey soll er seine Schäflein gewöhnen/ das erste soll hell und lieblich seyn/ welches die Schafe fort und weiters zu gehen anvermahne: das ander soll sie zuruck zu kehren anweisen: damit/ so bald die Schäflin solche zwey unterschiedene Geschrey hören /
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