Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677.

Bild:
<< vorherige Seite

Der wilden Ochsen/ welche man in der Provintz und in Langendock Boeufsbraues nennt/ seind zu keinem Ding besser und nutzlicher/ dieweil sie so gar wild und rasend seynd/ dann daß man sie schlachte/ und das Fleisch in der Metzig und auff den Fleischbäncken verkauffe. Solche wilde Ochsen halten sich gemeinlich am Ende deß Meers/ da sonst keine Thier noch Menschen wohnen.

Die andern Stier aber/ die man sonst auff den Dörffern halt/ und bey dem andern Vieh und Menschen sich halten/ seind auch zu keiner Arbeit anzuführen/ dann sie seind zu wild und ungeheur/ mögen sich auch nicht leichtlich mit einem verschnittenen Ochsen betragen. Auch seind die jenigen/ welche von verschnittenen Kühen kommen/ nicht sonders Nutz.

Die Stier soll man am sondern Ort einsperren/ und für die Kühe behalten und mästen: und sie ungefähr im Meyen/ Brach- und Hewmonat zusammen lassen. Ein eintziger Stier ist genug für sechs Kühe.

Die Rinder/ welche man zum Kauff aufziehen und mästen will/ soll man nicht mehr dann etlich mahl in acht Tagen/ im schönen und hellen Wetter/ auch zu guter und gelegener Zeit außlassen: ihnen auch bißweilen geringe Bürden/ zu ihrer Bewegung auffladen. Kein ander Futter/ dann Gerst/ Hew/ Stupfflen/ und zu Zeiten frische Rebenzweiglin/ und ander Ding mehr/ welches sie gern essen / soll man geben und ihnen fürwerffen. Einen Ochsen welcher am Morgen gezogen und gearbeitet hat/ soll man zu Abends außruhen lassen.

Ein Meyer wann er vermerckt/ daß ein Zugochs nicht mehr ziehen oder arbeiten kan / soll er denselben eine zeitlang nichts lassen schaffen oder arbeiten/ sonder ein zeitlang einsperren und mästen/ und ihn folgends gar abthun und schlachten / und stucksweiß einsaltzen zur jährlichen Nothdurfft und Speise in die Haußhaltung. Auch das Marck und die Gall fleissig auff heben/ und zur Noth behalten. Dann die Rindermarck zertheilt und erweicht alle harte Geschwär und Beulen. Die Rindsgall aber ist noch besser/ die vom Stier/ heylet gäntzlich die

Der wilden Ochsen/ welche man in der Provintz und in Langendock Boeufsbraues nennt/ seind zu keinem Ding besser und nutzlicher/ dieweil sie so gar wild und rasend seynd/ dann daß man sie schlachte/ und das Fleisch in der Metzig und auff den Fleischbäncken verkauffe. Solche wilde Ochsen halten sich gemeinlich am Ende deß Meers/ da sonst keine Thier noch Menschen wohnen.

Die andern Stier aber/ die man sonst auff den Dörffern halt/ und bey dem andern Vieh und Menschen sich halten/ seind auch zu keiner Arbeit anzuführen/ dann sie seind zu wild und ungeheur/ mögen sich auch nicht leichtlich mit einem verschnittenen Ochsen betragen. Auch seind die jenigen/ welche von verschnittenen Kühen kommen/ nicht sonders Nutz.

Die Stier soll man am sondern Ort einsperren/ und für die Kühe behalten und mästen: und sie ungefähr im Meyen/ Brach- und Hewmonat zusam̃en lassen. Ein eintziger Stier ist genug für sechs Kühe.

Die Rinder/ welche man zum Kauff aufziehen und mästen will/ soll man nicht mehr dann etlich mahl in acht Tagen/ im schönen und hellen Wetter/ auch zu guter und gelegener Zeit außlassen: ihnen auch bißweilen geringe Bürden/ zu ihrer Bewegung auffladen. Kein ander Futter/ dann Gerst/ Hew/ Stupfflen/ und zu Zeiten frische Rebenzweiglin/ und ander Ding mehr/ welches sie gern essen / soll man geben und ihnen fürwerffen. Einen Ochsen welcher am Morgen gezogen und gearbeitet hat/ soll man zu Abends außruhen lassen.

Ein Meyer wann er vermerckt/ daß ein Zugochs nicht mehr ziehen oder arbeiten kan / soll er denselben eine zeitlang nichts lassen schaffen oder arbeiten/ sonder ein zeitlang einsperren und mästen/ und ihn folgends gar abthun und schlachten / und stucksweiß einsaltzen zur jährlichen Nothdurfft und Speise in die Haußhaltung. Auch das Marck und die Gall fleissig auff heben/ und zur Noth behalten. Dann die Rindermarck zertheilt und erweicht alle harte Geschwär und Beulen. Die Rindsgall aber ist noch besser/ die vom Stier/ heylet gäntzlich die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0100" n="85"/>
        <p>Der wilden Ochsen/ welche man in der Provintz und in Langendock Boeufsbraues                      nennt/ seind zu keinem Ding besser und nutzlicher/ dieweil sie so gar wild und                      rasend seynd/ dann daß man sie schlachte/ und das Fleisch in der Metzig und                      auff den Fleischbäncken verkauffe. Solche wilde Ochsen halten sich gemeinlich am                      Ende deß Meers/ da sonst keine Thier noch Menschen wohnen.</p>
        <p>Die andern Stier aber/ die man sonst auff den Dörffern halt/ und bey dem andern                      Vieh und Menschen sich halten/ seind auch zu keiner Arbeit anzuführen/ dann                      sie seind zu wild und ungeheur/ mögen sich auch nicht leichtlich mit einem                      verschnittenen Ochsen betragen. Auch seind die jenigen/ welche von                      verschnittenen Kühen kommen/ nicht sonders Nutz.</p>
        <p>Die Stier soll man am sondern Ort einsperren/ und für die Kühe behalten und                      mästen: und sie ungefähr im Meyen/ Brach- und Hewmonat zusam&#x0303;en lassen.                      Ein eintziger Stier ist genug für sechs Kühe.</p>
        <p>Die Rinder/ welche man zum Kauff aufziehen und mästen will/ soll man nicht mehr                      dann etlich mahl in acht Tagen/ im schönen und hellen Wetter/ auch zu guter                      und gelegener Zeit außlassen: ihnen auch bißweilen geringe Bürden/ zu ihrer                      Bewegung auffladen. Kein ander Futter/ dann Gerst/ Hew/ Stupfflen/ und zu                      Zeiten frische Rebenzweiglin/ und ander Ding mehr/ welches sie gern essen /                      soll man geben und ihnen fürwerffen. Einen Ochsen welcher am Morgen gezogen und                      gearbeitet hat/ soll man zu Abends außruhen lassen.</p>
        <p>Ein Meyer wann er vermerckt/ daß ein Zugochs nicht mehr ziehen oder arbeiten kan                     / soll er denselben eine zeitlang nichts lassen schaffen oder arbeiten/ sonder                      ein zeitlang einsperren und mästen/ und ihn folgends gar abthun und schlachten                     / und stucksweiß einsaltzen zur jährlichen Nothdurfft und Speise in die                      Haußhaltung. Auch das Marck und die Gall fleissig auff heben/ und zur Noth                      behalten. Dann die Rindermarck zertheilt und erweicht alle harte Geschwär und                      Beulen. Die Rindsgall aber ist noch besser/ die vom Stier/ heylet gäntzlich                          die
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0100] Der wilden Ochsen/ welche man in der Provintz und in Langendock Boeufsbraues nennt/ seind zu keinem Ding besser und nutzlicher/ dieweil sie so gar wild und rasend seynd/ dann daß man sie schlachte/ und das Fleisch in der Metzig und auff den Fleischbäncken verkauffe. Solche wilde Ochsen halten sich gemeinlich am Ende deß Meers/ da sonst keine Thier noch Menschen wohnen. Die andern Stier aber/ die man sonst auff den Dörffern halt/ und bey dem andern Vieh und Menschen sich halten/ seind auch zu keiner Arbeit anzuführen/ dann sie seind zu wild und ungeheur/ mögen sich auch nicht leichtlich mit einem verschnittenen Ochsen betragen. Auch seind die jenigen/ welche von verschnittenen Kühen kommen/ nicht sonders Nutz. Die Stier soll man am sondern Ort einsperren/ und für die Kühe behalten und mästen: und sie ungefähr im Meyen/ Brach- und Hewmonat zusam̃en lassen. Ein eintziger Stier ist genug für sechs Kühe. Die Rinder/ welche man zum Kauff aufziehen und mästen will/ soll man nicht mehr dann etlich mahl in acht Tagen/ im schönen und hellen Wetter/ auch zu guter und gelegener Zeit außlassen: ihnen auch bißweilen geringe Bürden/ zu ihrer Bewegung auffladen. Kein ander Futter/ dann Gerst/ Hew/ Stupfflen/ und zu Zeiten frische Rebenzweiglin/ und ander Ding mehr/ welches sie gern essen / soll man geben und ihnen fürwerffen. Einen Ochsen welcher am Morgen gezogen und gearbeitet hat/ soll man zu Abends außruhen lassen. Ein Meyer wann er vermerckt/ daß ein Zugochs nicht mehr ziehen oder arbeiten kan / soll er denselben eine zeitlang nichts lassen schaffen oder arbeiten/ sonder ein zeitlang einsperren und mästen/ und ihn folgends gar abthun und schlachten / und stucksweiß einsaltzen zur jährlichen Nothdurfft und Speise in die Haußhaltung. Auch das Marck und die Gall fleissig auff heben/ und zur Noth behalten. Dann die Rindermarck zertheilt und erweicht alle harte Geschwär und Beulen. Die Rindsgall aber ist noch besser/ die vom Stier/ heylet gäntzlich die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677/100
Zitationshilfe: Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Haltern. Bd. 3. Nördlingen, 1677, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz03_1677/100>, abgerufen am 03.05.2024.