Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677.Zucker-Wurtzeln Werden wohl geläet/ und wollen eine sandige doch seiste Erde haben/ das Laub ist feurich/ wann man deß Morgens/ so der Thau noch darauff ligt/ mit blossen Füssen darüber lauffet. Weil sie aber durch den Saamen langsam fort zu bringen / so ziehet sie auß den Sprossen auf/ so deß Winters in den Köpffen herauß wachsen/ setzet solche Sprossen nur in die Erde/ sie werden gleich Wurtzeln gewinnen. Oder/ wann ihr zur Herbst-Zeit die Wurzeln zur Küche auffnehmet/ so brechet von den grossen/ die daran hangende kleine Wurzeln: Oder nehmet die abgeschnittene Platten/ woran aber noch Treib-Augen seyn müssen/ von den grossen/ leget solche deß Winters im Keller in Sand/ nehmet sie auf den Frühling wider darauß/ und bringet sie wider in oben gemeldte Erde/ die werden sich den Sommer über so vernehmen/ daß ihr sie aus den Herbst in die Küchen gebauchen könnet. Schneidet sie im Schiessen nicht ab/ wann sie gleich starcke Stenget schiessen/ dann je mehr sich dieselben stärcken/ je grösser die Wurtzeln werden. Die Stengel/ welche man zu Saamen stehen lässet/ werden / wann selbige reiff/ unten an der Erde abgeschnitten und ferner verwahret. Es ist ein redlich gesundes Essen: Man kan sie zum Salat gebrauchen/ wie oben gemelte/ oder an Hüner/ Rind- und Hammel-Fleisch kochen; Oder wann sie halb mürbe/ schneidet: man sie auch von ein/ ander/ weltzert sie in Weitzen Meel/ und bratet sie braun in Butter. Sie sind von Natur warm/ nemblich im andern Grad/ werden leicht verzehrt und verdauet/ sincken auch bald unter sich/ geben zimmlich viel Nahrung / und haben keinen bösen Safft/ haben auch etwas windiges an sich/ dahero sie viel Lust erwecken; Die Weiber pflegen sie den Männern gern aufzutragen/ und zu sagen/ daß sie gar gesund sind. Insonderheit thun sie den Magen gut/ weil sie eine kaum merckliche Bitterkeit bey sich haben/ treiben dabeneben den Urin und Stein/ und werden für ein Special- Wider Gifft dem Quecksilber gehalten. Petersilge/ Petroselinum Will in zunehmendem Liecht/ wann das Absehen auf das Kraut ist; die aber Wurtzelu bringen sollen/ im abnehmenden Mond/ auch wohl letzt Zucker-Wurtzeln Werden wohl geläet/ und wollen eine sandige doch seiste Erde haben/ das Laub ist feurich/ wann man deß Morgens/ so der Thau noch darauff ligt/ mit blossen Füssen darüber lauffet. Weil sie aber durch den Saamen langsam fort zu bringen / so ziehet sie auß den Sprossen auf/ so deß Winters in den Köpffen herauß wachsen/ setzet solche Sprossen nur in die Erde/ sie werden gleich Wurtzeln gewinnen. Oder/ wann ihr zur Herbst-Zeit die Wurzeln zur Küche auffnehmet/ so brechet von den grossen/ die daran hangende kleine Wurzeln: Oder nehmet die abgeschnittene Platten/ woran aber noch Treib-Augen seyn müssen/ von den grossen/ leget solche deß Winters im Keller in Sand/ nehmet sie auf den Frühling wider darauß/ und bringet sie wider in oben gemeldte Erde/ die werden sich den Sommer über so vernehmen/ daß ihr sie aus den Herbst in die Küchen gebauchen könnet. Schneidet sie im Schiessen nicht ab/ wann sie gleich starcke Stenget schiessen/ dann je mehr sich dieselben stärcken/ je grösser die Wurtzeln werden. Die Stengel/ welche man zu Saamen stehen lässet/ werden / wañ selbige reiff/ unten an der Erde abgeschnitten und ferner verwahret. Es ist ein redlich gesundes Essen: Man kan sie zum Salat gebrauchen/ wie oben gemelte/ oder an Hüner/ Rind- und Ham̃el-Fleisch kochen; Oder wann sie halb mürbe/ schneidet: man sie auch von ein/ ander/ weltzert sie in Weitzen Meel/ und bratet sie braun in Butter. Sie sind von Natur warm/ nemblich im andern Grad/ werden leicht verzehrt und verdauet/ sincken auch bald unter sich/ geben zim̃lich viel Nahrung / und haben keinen bösen Safft/ haben auch etwas windiges an sich/ dahero sie viel Lust erwecken; Die Weiber pflegen sie den Männern gern aufzutragen/ und zu sagen/ daß sie gar gesund sind. Insonderheit thun sie den Magen gut/ weil sie eine kaum merckliche Bitterkeit bey sich haben/ treiben dabeneben den Urin und Stein/ und werden für ein Special- Wider Gifft dem Quecksilber gehalten. 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Oder/ wann ihr zur Herbst-Zeit die Wurzeln zur Küche auffnehmet/ so brechet von den grossen/ die daran hangende kleine Wurzeln: Oder nehmet die abgeschnittene Platten/ woran aber noch Treib-Augen seyn müssen/ von den grossen/ leget solche deß Winters im Keller in Sand/ nehmet sie auf den Frühling wider darauß/ und bringet sie wider in oben gemeldte Erde/ die werden sich den Sommer über so vernehmen/ daß ihr sie aus den Herbst in die Küchen gebauchen könnet. Schneidet sie im Schiessen nicht ab/ wann sie gleich starcke Stenget schiessen/ dann je mehr sich dieselben stärcken/ je grösser die Wurtzeln werden. Die Stengel/ welche man zu Saamen stehen lässet/ werden / wañ selbige reiff/ unten an der Erde abgeschnitten und ferner verwahret.</p> <p>Es ist ein redlich gesundes Essen: Man kan sie zum Salat gebrauchen/ wie oben gemelte/ oder an Hüner/ Rind- und Ham̃el-Fleisch kochen; Oder wann sie halb mürbe/ schneidet: man sie auch von ein/ ander/ weltzert sie in Weitzen Meel/ und bratet sie braun in Butter.</p> <p>Sie sind von Natur warm/ nemblich im andern Grad/ werden leicht verzehrt und verdauet/ sincken auch bald unter sich/ geben zim̃lich viel Nahrung / und haben keinen bösen Safft/ haben auch etwas windiges an sich/ dahero sie viel Lust erwecken; Die Weiber pflegen sie den Männern gern aufzutragen/ und zu sagen/ daß sie gar gesund sind. Insonderheit thun sie den Magen gut/ weil sie eine kaum merckliche Bitterkeit bey sich haben/ treiben dabeneben den Urin und Stein/ und werden für ein Special- Wider Gifft dem Quecksilber gehalten.</p> <p>Petersilge/ Petroselinum</p> <p>Will in zunehmendem Liecht/ wann das Absehen auf das Kraut ist; die aber Wurtzelu bringen sollen/ im abnehmenden Mond/ auch wohl letzt </p> </div> </body> </text> </TEI> [74/0108]
Zucker-Wurtzeln
Werden wohl geläet/ und wollen eine sandige doch seiste Erde haben/ das Laub ist feurich/ wann man deß Morgens/ so der Thau noch darauff ligt/ mit blossen Füssen darüber lauffet. Weil sie aber durch den Saamen langsam fort zu bringen / so ziehet sie auß den Sprossen auf/ so deß Winters in den Köpffen herauß wachsen/ setzet solche Sprossen nur in die Erde/ sie werden gleich Wurtzeln gewinnen. Oder/ wann ihr zur Herbst-Zeit die Wurzeln zur Küche auffnehmet/ so brechet von den grossen/ die daran hangende kleine Wurzeln: Oder nehmet die abgeschnittene Platten/ woran aber noch Treib-Augen seyn müssen/ von den grossen/ leget solche deß Winters im Keller in Sand/ nehmet sie auf den Frühling wider darauß/ und bringet sie wider in oben gemeldte Erde/ die werden sich den Sommer über so vernehmen/ daß ihr sie aus den Herbst in die Küchen gebauchen könnet. Schneidet sie im Schiessen nicht ab/ wann sie gleich starcke Stenget schiessen/ dann je mehr sich dieselben stärcken/ je grösser die Wurtzeln werden. Die Stengel/ welche man zu Saamen stehen lässet/ werden / wañ selbige reiff/ unten an der Erde abgeschnitten und ferner verwahret.
Es ist ein redlich gesundes Essen: Man kan sie zum Salat gebrauchen/ wie oben gemelte/ oder an Hüner/ Rind- und Ham̃el-Fleisch kochen; Oder wann sie halb mürbe/ schneidet: man sie auch von ein/ ander/ weltzert sie in Weitzen Meel/ und bratet sie braun in Butter.
Sie sind von Natur warm/ nemblich im andern Grad/ werden leicht verzehrt und verdauet/ sincken auch bald unter sich/ geben zim̃lich viel Nahrung / und haben keinen bösen Safft/ haben auch etwas windiges an sich/ dahero sie viel Lust erwecken; Die Weiber pflegen sie den Männern gern aufzutragen/ und zu sagen/ daß sie gar gesund sind. Insonderheit thun sie den Magen gut/ weil sie eine kaum merckliche Bitterkeit bey sich haben/ treiben dabeneben den Urin und Stein/ und werden für ein Special- Wider Gifft dem Quecksilber gehalten.
Petersilge/ Petroselinum
Will in zunehmendem Liecht/ wann das Absehen auf das Kraut ist; die aber Wurtzelu bringen sollen/ im abnehmenden Mond/ auch wohl letzt
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