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Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

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steigerte ihre Unruhe, und veranlasste sie einen grossen Entschluss zu fassen.

Im Atelier ihres Vaters waren verschiedene junge Schüler und Gehilfen. Manon trat wiederholt mit ihnen in Berührung, wenn sie dahin kam, um ihrem Vater ihre Arbeit vorzulegen, oder wenn sie ihre Grabstichel schärfen musste und dergleichen mehr. Unter diesen Schülern befand sich einer, dessen Eltern fern von Paris lebten. Frau Phlipon hatte Mitleid mit ihm, und da er noch sehr jung war, lud sie ihn meist am Sonntag für den Abend ein, damit er nicht in schlechte Gesellschaft gerate. So kam es, dass Manon viel vertrauter und freundschaftlicher mit ihm verkehrte als mit den andern Schülern ihres Vaters. Ganz harmlos, ohne jede Furcht ging sie ins Atelier, wenn auch ihr Vater nicht zugegen war.

Eines Abends ging sie wieder ins Atelier und fand bloss den einen Schüler anwesend, der bei der Lampe zu studieren schien. Sie ging an den Tisch und verlangte etwas, was sie gerade benötigte, da fasste er ihre Hand und zog sie in unanständiger Weise an sich. Das erschreckte Kind schrie laut auf und suchte seine Hand loszumachen, aber er lachte, ohne sie freizugeben und sagte ganz leise: "Aber stille doch! Wovor fürchten Sie sich, welche Dummheit! Kennen Sie mich denn nicht? Ich bin kein Bösewicht, Sie werden durch Ihr Schreien Ihre Frau Mutter zu kommen veranlassen, die mich wegen Ihrer Angst ausschelten wird." Sie verstummte, war aber sehr aufgeregt und forderte, dass er ihre Hand freigebe. Aber er hielt sie weiter fest und machte eine Halbdrehung auf seinem Sitz, so dass sie kaum Zeit hatte, den Kopf nach dieser Richtung zu wenden. Sie schrie und rief laut, es sei wirklich schrecklich, was er treibe, sie wehrte sich, um loszukommen und davonzulaufen.

Dann entschuldigte er sich bei ihr und versicherte, er habe durchaus nicht die Absicht gehabt, sie böse zu machen, aber es stehe ihr frei, ihn bestrafen zu lassen. "Ach mein Gott! Ich werde nichts sagen, lassen Sie mich nur gehen,"

steigerte ihre Unruhe, und veranlasste sie einen grossen Entschluss zu fassen.

Im Atelier ihres Vaters waren verschiedene junge Schüler und Gehilfen. Manon trat wiederholt mit ihnen in Berührung, wenn sie dahin kam, um ihrem Vater ihre Arbeit vorzulegen, oder wenn sie ihre Grabstichel schärfen musste und dergleichen mehr. Unter diesen Schülern befand sich einer, dessen Eltern fern von Paris lebten. Frau Phlipon hatte Mitleid mit ihm, und da er noch sehr jung war, lud sie ihn meist am Sonntag für den Abend ein, damit er nicht in schlechte Gesellschaft gerate. So kam es, dass Manon viel vertrauter und freundschaftlicher mit ihm verkehrte als mit den andern Schülern ihres Vaters. Ganz harmlos, ohne jede Furcht ging sie ins Atelier, wenn auch ihr Vater nicht zugegen war.

Eines Abends ging sie wieder ins Atelier und fand bloss den einen Schüler anwesend, der bei der Lampe zu studieren schien. Sie ging an den Tisch und verlangte etwas, was sie gerade benötigte, da fasste er ihre Hand und zog sie in unanständiger Weise an sich. Das erschreckte Kind schrie laut auf und suchte seine Hand loszumachen, aber er lachte, ohne sie freizugeben und sagte ganz leise: „Aber stille doch! Wovor fürchten Sie sich, welche Dummheit! Kennen Sie mich denn nicht? Ich bin kein Bösewicht, Sie werden durch Ihr Schreien Ihre Frau Mutter zu kommen veranlassen, die mich wegen Ihrer Angst ausschelten wird.“ Sie verstummte, war aber sehr aufgeregt und forderte, dass er ihre Hand freigebe. Aber er hielt sie weiter fest und machte eine Halbdrehung auf seinem Sitz, so dass sie kaum Zeit hatte, den Kopf nach dieser Richtung zu wenden. Sie schrie und rief laut, es sei wirklich schrecklich, was er treibe, sie wehrte sich, um loszukommen und davonzulaufen.

Dann entschuldigte er sich bei ihr und versicherte, er habe durchaus nicht die Absicht gehabt, sie böse zu machen, aber es stehe ihr frei, ihn bestrafen zu lassen. „Ach mein Gott! Ich werde nichts sagen, lassen Sie mich nur gehen,“

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        <p>Eines Abends ging sie wieder ins Atelier und fand bloss den einen Schüler anwesend, der bei der Lampe zu studieren schien. Sie ging an den Tisch und verlangte etwas, was sie gerade benötigte, da fasste er ihre Hand und zog sie in unanständiger Weise an sich. Das erschreckte Kind schrie laut auf und suchte seine Hand loszumachen, aber er lachte, ohne sie freizugeben und sagte ganz leise: &#x201E;Aber stille doch! Wovor fürchten Sie sich, welche Dummheit! Kennen Sie mich denn nicht? Ich bin kein Bösewicht, Sie werden durch Ihr Schreien Ihre Frau Mutter zu kommen veranlassen, die mich wegen Ihrer Angst ausschelten wird.&#x201C; Sie verstummte, war aber sehr aufgeregt und forderte, dass er ihre Hand freigebe. Aber er hielt sie weiter fest und machte eine Halbdrehung auf seinem Sitz, so dass sie kaum Zeit hatte, den Kopf nach dieser Richtung zu wenden. Sie schrie und rief laut, es sei wirklich schrecklich, was er treibe, sie wehrte sich, um loszukommen und davonzulaufen.</p>
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[62/0081] steigerte ihre Unruhe, und veranlasste sie einen grossen Entschluss zu fassen. Im Atelier ihres Vaters waren verschiedene junge Schüler und Gehilfen. Manon trat wiederholt mit ihnen in Berührung, wenn sie dahin kam, um ihrem Vater ihre Arbeit vorzulegen, oder wenn sie ihre Grabstichel schärfen musste und dergleichen mehr. Unter diesen Schülern befand sich einer, dessen Eltern fern von Paris lebten. Frau Phlipon hatte Mitleid mit ihm, und da er noch sehr jung war, lud sie ihn meist am Sonntag für den Abend ein, damit er nicht in schlechte Gesellschaft gerate. So kam es, dass Manon viel vertrauter und freundschaftlicher mit ihm verkehrte als mit den andern Schülern ihres Vaters. Ganz harmlos, ohne jede Furcht ging sie ins Atelier, wenn auch ihr Vater nicht zugegen war. Eines Abends ging sie wieder ins Atelier und fand bloss den einen Schüler anwesend, der bei der Lampe zu studieren schien. Sie ging an den Tisch und verlangte etwas, was sie gerade benötigte, da fasste er ihre Hand und zog sie in unanständiger Weise an sich. Das erschreckte Kind schrie laut auf und suchte seine Hand loszumachen, aber er lachte, ohne sie freizugeben und sagte ganz leise: „Aber stille doch! Wovor fürchten Sie sich, welche Dummheit! Kennen Sie mich denn nicht? Ich bin kein Bösewicht, Sie werden durch Ihr Schreien Ihre Frau Mutter zu kommen veranlassen, die mich wegen Ihrer Angst ausschelten wird.“ Sie verstummte, war aber sehr aufgeregt und forderte, dass er ihre Hand freigebe. Aber er hielt sie weiter fest und machte eine Halbdrehung auf seinem Sitz, so dass sie kaum Zeit hatte, den Kopf nach dieser Richtung zu wenden. Sie schrie und rief laut, es sei wirklich schrecklich, was er treibe, sie wehrte sich, um loszukommen und davonzulaufen. Dann entschuldigte er sich bei ihr und versicherte, er habe durchaus nicht die Absicht gehabt, sie böse zu machen, aber es stehe ihr frei, ihn bestrafen zu lassen. „Ach mein Gott! Ich werde nichts sagen, lassen Sie mich nur gehen,“

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Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/81>, abgerufen am 23.11.2024.