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Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

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gesehen haben, bereits ernste Werke, verstand mit der Grabstichel umzugehen, zeichnete gut, kannte sich in den Gestirnen aus, war in der Gesellschaft älterer Mädchen die beste Tänzerin; oft wurde sie in die Küche gerufen um eine Omelette zu machen, Gemüse zu putzen oder die Suppe abzuschäumen. Frau Phlipons Umsicht war es zu danken, dass Manon sich ebenso mit ernsten Studien, als angenehmen Freiübungen und häuslichen Geschäften befasste. Diese verschiedenartige Ausbildung, die sie zu allem befähigte, schien die Wandelbarkeit ihres Geschickes voraus zu verkünden und half ihr alles zu ertragen. Sie war nirgends am unrechten Platz. Wenn sie kochte oder Holz spaltete und diese Arbeiten auch höchst geschickt und flink zu vollführen verstand, so sah man ihr doch gleichsam an, dass sie für etwas anderes geschaffen war, niemand dachte daran, diese Beschäftigung als die für sie geeignete zu halten.

Frau Phlipon war fromm, ohne deshalb eine Betschwester zu sein, sie glaubte, oder bemühte sich zu glauben. Die ehrfurchtsvolle Art, mit der man Manon die ersten religiösen Begriffe beibrachte, hatten ihre Aufmerksamkeit wachgerufen und machten auf ihre lebhafte Phantasie einen grossen Eindruck, und trotz der Unruhe, in die sie ihre aufkeimende Urteilskraft oft warf, sie etwa über die Verwandlung des Teufels in die Schlange erstaunen machte, hinderte sie das nicht, gläubig zu sein und anzubeten.

Sie hatte der Firmung mit jener geistigen Sammlung angewohnt, die sie die Bedeutung ihrer Handlungen erkennen liess, und sie über ihre Pflichten nachzudenken veranlasste. Als davon die Rede war, sie zur ersten Kommunion vorzubereiten, fühlte sie sich von einem heiligen Schauer durchdrungen; sie las Andachtsbücher, sie fühlte den Drang, sich mit den grossen Problemen über ewiges Seelenheil oder ewige Verdammnis zu beschäftigen, und so neigten nach und nach, erst fast unmerklich, ihre Gedanken nach dieser Richtung hin.

Ein bedauernswerter Zwischenfall kam noch hinzu,

gesehen haben, bereits ernste Werke, verstand mit der Grabstichel umzugehen, zeichnete gut, kannte sich in den Gestirnen aus, war in der Gesellschaft älterer Mädchen die beste Tänzerin; oft wurde sie in die Küche gerufen um eine Omelette zu machen, Gemüse zu putzen oder die Suppe abzuschäumen. Frau Phlipons Umsicht war es zu danken, dass Manon sich ebenso mit ernsten Studien, als angenehmen Freiübungen und häuslichen Geschäften befasste. Diese verschiedenartige Ausbildung, die sie zu allem befähigte, schien die Wandelbarkeit ihres Geschickes voraus zu verkünden und half ihr alles zu ertragen. Sie war nirgends am unrechten Platz. Wenn sie kochte oder Holz spaltete und diese Arbeiten auch höchst geschickt und flink zu vollführen verstand, so sah man ihr doch gleichsam an, dass sie für etwas anderes geschaffen war, niemand dachte daran, diese Beschäftigung als die für sie geeignete zu halten.

Frau Phlipon war fromm, ohne deshalb eine Betschwester zu sein, sie glaubte, oder bemühte sich zu glauben. Die ehrfurchtsvolle Art, mit der man Manon die ersten religiösen Begriffe beibrachte, hatten ihre Aufmerksamkeit wachgerufen und machten auf ihre lebhafte Phantasie einen grossen Eindruck, und trotz der Unruhe, in die sie ihre aufkeimende Urteilskraft oft warf, sie etwa über die Verwandlung des Teufels in die Schlange erstaunen machte, hinderte sie das nicht, gläubig zu sein und anzubeten.

Sie hatte der Firmung mit jener geistigen Sammlung angewohnt, die sie die Bedeutung ihrer Handlungen erkennen liess, und sie über ihre Pflichten nachzudenken veranlasste. Als davon die Rede war, sie zur ersten Kommunion vorzubereiten, fühlte sie sich von einem heiligen Schauer durchdrungen; sie las Andachtsbücher, sie fühlte den Drang, sich mit den grossen Problemen über ewiges Seelenheil oder ewige Verdammnis zu beschäftigen, und so neigten nach und nach, erst fast unmerklich, ihre Gedanken nach dieser Richtung hin.

Ein bedauernswerter Zwischenfall kam noch hinzu,

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        <p>Frau Phlipon war fromm, ohne deshalb eine Betschwester zu sein, sie glaubte, oder bemühte sich zu glauben. Die ehrfurchtsvolle Art, mit der man Manon die ersten religiösen Begriffe beibrachte, hatten ihre Aufmerksamkeit wachgerufen und machten auf ihre lebhafte Phantasie einen grossen Eindruck, und trotz der Unruhe, in die sie ihre aufkeimende Urteilskraft oft warf, sie etwa über die Verwandlung des Teufels in die Schlange erstaunen machte, hinderte sie das nicht, gläubig zu sein und anzubeten.</p>
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[61/0080] gesehen haben, bereits ernste Werke, verstand mit der Grabstichel umzugehen, zeichnete gut, kannte sich in den Gestirnen aus, war in der Gesellschaft älterer Mädchen die beste Tänzerin; oft wurde sie in die Küche gerufen um eine Omelette zu machen, Gemüse zu putzen oder die Suppe abzuschäumen. Frau Phlipons Umsicht war es zu danken, dass Manon sich ebenso mit ernsten Studien, als angenehmen Freiübungen und häuslichen Geschäften befasste. Diese verschiedenartige Ausbildung, die sie zu allem befähigte, schien die Wandelbarkeit ihres Geschickes voraus zu verkünden und half ihr alles zu ertragen. Sie war nirgends am unrechten Platz. Wenn sie kochte oder Holz spaltete und diese Arbeiten auch höchst geschickt und flink zu vollführen verstand, so sah man ihr doch gleichsam an, dass sie für etwas anderes geschaffen war, niemand dachte daran, diese Beschäftigung als die für sie geeignete zu halten. Frau Phlipon war fromm, ohne deshalb eine Betschwester zu sein, sie glaubte, oder bemühte sich zu glauben. Die ehrfurchtsvolle Art, mit der man Manon die ersten religiösen Begriffe beibrachte, hatten ihre Aufmerksamkeit wachgerufen und machten auf ihre lebhafte Phantasie einen grossen Eindruck, und trotz der Unruhe, in die sie ihre aufkeimende Urteilskraft oft warf, sie etwa über die Verwandlung des Teufels in die Schlange erstaunen machte, hinderte sie das nicht, gläubig zu sein und anzubeten. Sie hatte der Firmung mit jener geistigen Sammlung angewohnt, die sie die Bedeutung ihrer Handlungen erkennen liess, und sie über ihre Pflichten nachzudenken veranlasste. Als davon die Rede war, sie zur ersten Kommunion vorzubereiten, fühlte sie sich von einem heiligen Schauer durchdrungen; sie las Andachtsbücher, sie fühlte den Drang, sich mit den grossen Problemen über ewiges Seelenheil oder ewige Verdammnis zu beschäftigen, und so neigten nach und nach, erst fast unmerklich, ihre Gedanken nach dieser Richtung hin. Ein bedauernswerter Zwischenfall kam noch hinzu,

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Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/80>, abgerufen am 23.11.2024.