Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.Beratungen eine mächtige Wirkung auf sie ausübte, dass es erhabene Gefühle in ihr wachrief, dass es ihrer Seele einen neuen Schwung gab. Sie gibt, wie immer, bescheiden zu, dass sie im Anfang nichts verstand, dass sie sich nach und nach belehrte und schliesslich dazu gelangte, die Sache des Volkes und die der Bevorrechteten zu kennen. Je mehr sie zur Ueberzeugung kam, dass die Gerechtigkeit und die Vernunft auf Seite des Volkes war, destomehr wuchs ihr Patriotismus. Theroigne, die den Verhandlungen der Nationalversammlung auf der Galerie anwohnte, wurde dort mit verschiedenen ebenso eifrigen Besuchern bekannt. Sie machte einigen von diesen den Vorschlag, eine politische Gesellschaft mit ihr zu gründen, die der "Klub der Menschenrechte" heissen sollte. Etwa ein Dutzend Leute versammelte sich eine kurze Zeit hindurch in ihrer Wohnung. Diese Gesellschaft hatte weitsausschauende Pläne, die sie zur Ausführung bringen wollte, falls die Zahl ihrer Mitglieder gross genug würde. Doch diese Pläne kamen niemals zur Ausführung, da die Gesellschaft nie die Zahl von 50 Mitgliedern überschritt, von denen höchstens neun bis zehn zu den Beratungen erschienen. Camille Desmoulins berichtet in seinem "Journal de Revolutions de France et de Brabant", was sich bei einer Sitzung im Klub der Jakobiner zutrug, als Theroigne de Mericourt dort erschien. Bei ihrem Anblick rief ein ehrwürdiges Mitglied begeistert aus: "Das ist die Königin von Saba, die ihren Salomo des Distriktes besuchen kommt!" Theroigne bezog sich in der Einleitung ihrer Rede auf diesen Vergleich und sagte: "Ja, der Ruf Ihrer Weisheit führt mich in Ihre Mitte. Beweisen Sie, dass Sie Salomo sind, dass es Ihnen vorbehalten war, den Tempel zu bauen, und beeilen Sie sich, einen für die Nationalversammlung zu errichten, das ist der Gegenstand meines Antrages. Können die guten Patrioten es weiter dulden, dass die Exekutivgewalt in einem Palaste wohnt, während die gesetzgebende Beratungen eine mächtige Wirkung auf sie ausübte, dass es erhabene Gefühle in ihr wachrief, dass es ihrer Seele einen neuen Schwung gab. Sie gibt, wie immer, bescheiden zu, dass sie im Anfang nichts verstand, dass sie sich nach und nach belehrte und schliesslich dazu gelangte, die Sache des Volkes und die der Bevorrechteten zu kennen. Je mehr sie zur Ueberzeugung kam, dass die Gerechtigkeit und die Vernunft auf Seite des Volkes war, destomehr wuchs ihr Patriotismus. Théroigne, die den Verhandlungen der Nationalversammlung auf der Galerie anwohnte, wurde dort mit verschiedenen ebenso eifrigen Besuchern bekannt. Sie machte einigen von diesen den Vorschlag, eine politische Gesellschaft mit ihr zu gründen, die der „Klub der Menschenrechte“ heissen sollte. Etwa ein Dutzend Leute versammelte sich eine kurze Zeit hindurch in ihrer Wohnung. Diese Gesellschaft hatte weitsausschauende Pläne, die sie zur Ausführung bringen wollte, falls die Zahl ihrer Mitglieder gross genug würde. Doch diese Pläne kamen niemals zur Ausführung, da die Gesellschaft nie die Zahl von 50 Mitgliedern überschritt, von denen höchstens neun bis zehn zu den Beratungen erschienen. Camille Desmoulins berichtet in seinem „Journal de Révolutions de France et de Brabant“, was sich bei einer Sitzung im Klub der Jakobiner zutrug, als Théroigne de Méricourt dort erschien. Bei ihrem Anblick rief ein ehrwürdiges Mitglied begeistert aus: „Das ist die Königin von Saba, die ihren Salomo des Distriktes besuchen kommt!“ Théroigne bezog sich in der Einleitung ihrer Rede auf diesen Vergleich und sagte: „Ja, der Ruf Ihrer Weisheit führt mich in Ihre Mitte. Beweisen Sie, dass Sie Salomo sind, dass es Ihnen vorbehalten war, den Tempel zu bauen, und beeilen Sie sich, einen für die Nationalversammlung zu errichten, das ist der Gegenstand meines Antrages. Können die guten Patrioten es weiter dulden, dass die Exekutivgewalt in einem Palaste wohnt, während die gesetzgebende <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0035" n="18"/> Beratungen eine mächtige Wirkung auf sie ausübte, dass es erhabene Gefühle in ihr wachrief, dass es ihrer Seele einen neuen Schwung gab. Sie gibt, wie immer, bescheiden zu, dass sie im Anfang nichts verstand, dass sie sich nach und nach belehrte und schliesslich dazu gelangte, die Sache des Volkes und die der Bevorrechteten zu kennen. Je mehr sie zur Ueberzeugung kam, dass die Gerechtigkeit und die Vernunft auf Seite des Volkes war, destomehr wuchs ihr Patriotismus.</p> <p>Théroigne, die den Verhandlungen der Nationalversammlung auf der Galerie anwohnte, wurde dort mit verschiedenen ebenso eifrigen Besuchern bekannt. Sie machte einigen von diesen den Vorschlag, eine politische Gesellschaft mit ihr zu gründen, die der „Klub der Menschenrechte“ heissen sollte. Etwa ein Dutzend Leute versammelte sich eine kurze Zeit hindurch in ihrer Wohnung. Diese Gesellschaft hatte weitsausschauende Pläne, die sie zur Ausführung bringen wollte, falls die Zahl ihrer Mitglieder gross genug würde. Doch diese Pläne kamen niemals zur Ausführung, da die Gesellschaft nie die Zahl von 50 Mitgliedern überschritt, von denen höchstens neun bis zehn zu den Beratungen erschienen.</p> <p>Camille Desmoulins berichtet in seinem „Journal de Révolutions de France et de Brabant“, was sich bei einer Sitzung im Klub der Jakobiner zutrug, als Théroigne de Méricourt dort erschien. Bei ihrem Anblick rief ein ehrwürdiges Mitglied begeistert aus: „Das ist die Königin von Saba, die ihren Salomo des Distriktes besuchen kommt!“ Théroigne bezog sich in der Einleitung ihrer Rede auf diesen Vergleich und sagte: „Ja, der Ruf Ihrer Weisheit führt mich in Ihre Mitte. Beweisen Sie, dass Sie Salomo sind, dass es Ihnen vorbehalten war, den Tempel zu bauen, und beeilen Sie sich, einen für die Nationalversammlung zu errichten, das ist der Gegenstand meines Antrages. Können die guten Patrioten es weiter dulden, dass die Exekutivgewalt in einem Palaste wohnt, während die gesetzgebende </p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0035]
Beratungen eine mächtige Wirkung auf sie ausübte, dass es erhabene Gefühle in ihr wachrief, dass es ihrer Seele einen neuen Schwung gab. Sie gibt, wie immer, bescheiden zu, dass sie im Anfang nichts verstand, dass sie sich nach und nach belehrte und schliesslich dazu gelangte, die Sache des Volkes und die der Bevorrechteten zu kennen. Je mehr sie zur Ueberzeugung kam, dass die Gerechtigkeit und die Vernunft auf Seite des Volkes war, destomehr wuchs ihr Patriotismus.
Théroigne, die den Verhandlungen der Nationalversammlung auf der Galerie anwohnte, wurde dort mit verschiedenen ebenso eifrigen Besuchern bekannt. Sie machte einigen von diesen den Vorschlag, eine politische Gesellschaft mit ihr zu gründen, die der „Klub der Menschenrechte“ heissen sollte. Etwa ein Dutzend Leute versammelte sich eine kurze Zeit hindurch in ihrer Wohnung. Diese Gesellschaft hatte weitsausschauende Pläne, die sie zur Ausführung bringen wollte, falls die Zahl ihrer Mitglieder gross genug würde. Doch diese Pläne kamen niemals zur Ausführung, da die Gesellschaft nie die Zahl von 50 Mitgliedern überschritt, von denen höchstens neun bis zehn zu den Beratungen erschienen.
Camille Desmoulins berichtet in seinem „Journal de Révolutions de France et de Brabant“, was sich bei einer Sitzung im Klub der Jakobiner zutrug, als Théroigne de Méricourt dort erschien. Bei ihrem Anblick rief ein ehrwürdiges Mitglied begeistert aus: „Das ist die Königin von Saba, die ihren Salomo des Distriktes besuchen kommt!“ Théroigne bezog sich in der Einleitung ihrer Rede auf diesen Vergleich und sagte: „Ja, der Ruf Ihrer Weisheit führt mich in Ihre Mitte. Beweisen Sie, dass Sie Salomo sind, dass es Ihnen vorbehalten war, den Tempel zu bauen, und beeilen Sie sich, einen für die Nationalversammlung zu errichten, das ist der Gegenstand meines Antrages. Können die guten Patrioten es weiter dulden, dass die Exekutivgewalt in einem Palaste wohnt, während die gesetzgebende
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