Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.verschaffen, war nichts weniger als sympathisch, es war dumm und gleichzeitig verwerflich, aber wie immer man es auch werten mag, die schwere Kerkerstrafe von 35 Jahren, die er in den verschiedenen Gefängnissen abbüsste, stand nicht im entferntesten im Verhältnis zu dem albernen Jugendstreich, zu dem ihn seine Phantasie verführt hatte. Eines Tages, es war dies im Jahre 1749, befand sich Latude in den Tuilerien und war zufällig Ohrenzeuge eines Gespräches, das zwei Männer führten, die ihrer verächtlichen Meinung über die Pompadour, die damals noch unumschränkt herrschte, freien Lauf liessen. Nun kam Latude ein toller Gedanke; er wollte durch eine erfundene Geschichte die Pompadour vor einem ihr bevorstehenden Attentat warnen und sich auf diese Weise ihre Gunst und Protektion erwerben. Er schrieb ihr einen Brief, legte ein völlig unschädliches Pulver hinein, warf diese Sendung in den Postkasten und eilte spornstreichs nach Versailles. Er suchte an, vorgelassen zu werden, und erzählte ihr nun seine selbsterfundene Geschichte und warnte sie vor dem bevorstehenden Attentat. Er beschwor sie, die Pakete, die von nun an einlangen würden, mit der grössten Vorsicht zu öffnen. Er habe, fügte er noch zum Schlusse hinzu, die beiden Männer bis zur Post verfolgt, und gesehen wie sie ein Paket aufgegeben hätten, das gewiss, nach ihren Gesprächen zu urteilen, an sie gerichtet sei und wohl einen gefährlichen Inhalt enthalten dürfte. Die Pompadour war im ersten Augenblick sehr gerührt und reichte Latude eine mit Gold gefüllte Börse hin, um ihm ihre Dankbarkeit zu bezeugen, er aber lehnte das Geschenk ab und sagte, dass er sich berechtigt glaube, auf eine ihrer und seiner würdigere Belohnung Anspruch erheben zu dürfen! Die Pompadour war misstrauisch und argwöhnisch nach Tyrannenart, sie forderte, er solle ihr seine Adresse aufschreiben, um ihm gegebenenfalls Nachricht zukommen lassen zu können. So jung und unbedacht war er, dass er die Falle, die ihm gelegt wurde, gar nicht bemerkte. verschaffen, war nichts weniger als sympathisch, es war dumm und gleichzeitig verwerflich, aber wie immer man es auch werten mag, die schwere Kerkerstrafe von 35 Jahren, die er in den verschiedenen Gefängnissen abbüsste, stand nicht im entferntesten im Verhältnis zu dem albernen Jugendstreich, zu dem ihn seine Phantasie verführt hatte. Eines Tages, es war dies im Jahre 1749, befand sich Latude in den Tuilerien und war zufällig Ohrenzeuge eines Gespräches, das zwei Männer führten, die ihrer verächtlichen Meinung über die Pompadour, die damals noch unumschränkt herrschte, freien Lauf liessen. Nun kam Latude ein toller Gedanke; er wollte durch eine erfundene Geschichte die Pompadour vor einem ihr bevorstehenden Attentat warnen und sich auf diese Weise ihre Gunst und Protektion erwerben. Er schrieb ihr einen Brief, legte ein völlig unschädliches Pulver hinein, warf diese Sendung in den Postkasten und eilte spornstreichs nach Versailles. Er suchte an, vorgelassen zu werden, und erzählte ihr nun seine selbsterfundene Geschichte und warnte sie vor dem bevorstehenden Attentat. Er beschwor sie, die Pakete, die von nun an einlangen würden, mit der grössten Vorsicht zu öffnen. Er habe, fügte er noch zum Schlusse hinzu, die beiden Männer bis zur Post verfolgt, und gesehen wie sie ein Paket aufgegeben hätten, das gewiss, nach ihren Gesprächen zu urteilen, an sie gerichtet sei und wohl einen gefährlichen Inhalt enthalten dürfte. Die Pompadour war im ersten Augenblick sehr gerührt und reichte Latude eine mit Gold gefüllte Börse hin, um ihm ihre Dankbarkeit zu bezeugen, er aber lehnte das Geschenk ab und sagte, dass er sich berechtigt glaube, auf eine ihrer und seiner würdigere Belohnung Anspruch erheben zu dürfen! Die Pompadour war misstrauisch und argwöhnisch nach Tyrannenart, sie forderte, er solle ihr seine Adresse aufschreiben, um ihm gegebenenfalls Nachricht zukommen lassen zu können. So jung und unbedacht war er, dass er die Falle, die ihm gelegt wurde, gar nicht bemerkte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0018" n="2"/> verschaffen, war nichts weniger als sympathisch, es war dumm und gleichzeitig verwerflich, aber wie immer man es auch werten mag, die schwere Kerkerstrafe von 35 Jahren, die er in den verschiedenen Gefängnissen abbüsste, stand nicht im entferntesten im Verhältnis zu dem albernen Jugendstreich, zu dem ihn seine Phantasie verführt hatte.</p> <p>Eines Tages, es war dies im Jahre 1749, befand sich Latude in den Tuilerien und war zufällig Ohrenzeuge eines Gespräches, das zwei Männer führten, die ihrer verächtlichen Meinung über die Pompadour, die damals noch unumschränkt herrschte, freien Lauf liessen. Nun kam Latude ein toller Gedanke; er wollte durch eine erfundene Geschichte die Pompadour vor einem ihr bevorstehenden Attentat warnen und sich auf diese Weise ihre Gunst und Protektion erwerben. Er schrieb ihr einen Brief, legte ein völlig unschädliches Pulver hinein, warf diese Sendung in den Postkasten und eilte spornstreichs nach Versailles. Er suchte an, vorgelassen zu werden, und erzählte ihr nun seine selbsterfundene Geschichte und warnte sie vor dem bevorstehenden Attentat. Er beschwor sie, die Pakete, die von nun an einlangen würden, mit der grössten Vorsicht zu öffnen. Er habe, fügte er noch zum Schlusse hinzu, die beiden Männer bis zur Post verfolgt, und gesehen wie sie ein Paket aufgegeben hätten, das gewiss, nach ihren Gesprächen zu urteilen, an sie gerichtet sei und wohl einen gefährlichen Inhalt enthalten dürfte. Die Pompadour war im ersten Augenblick sehr gerührt und reichte Latude eine mit Gold gefüllte Börse hin, um ihm ihre Dankbarkeit zu bezeugen, er aber lehnte das Geschenk ab und sagte, dass er sich berechtigt glaube, auf eine ihrer und seiner würdigere Belohnung Anspruch erheben zu dürfen!</p> <p>Die Pompadour war misstrauisch und argwöhnisch nach Tyrannenart, sie forderte, er solle ihr seine Adresse aufschreiben, um ihm gegebenenfalls Nachricht zukommen lassen zu können. So jung und unbedacht war er, dass er die Falle, die ihm gelegt wurde, gar nicht bemerkte.</p> </div> </body> </text> </TEI> [2/0018]
verschaffen, war nichts weniger als sympathisch, es war dumm und gleichzeitig verwerflich, aber wie immer man es auch werten mag, die schwere Kerkerstrafe von 35 Jahren, die er in den verschiedenen Gefängnissen abbüsste, stand nicht im entferntesten im Verhältnis zu dem albernen Jugendstreich, zu dem ihn seine Phantasie verführt hatte.
Eines Tages, es war dies im Jahre 1749, befand sich Latude in den Tuilerien und war zufällig Ohrenzeuge eines Gespräches, das zwei Männer führten, die ihrer verächtlichen Meinung über die Pompadour, die damals noch unumschränkt herrschte, freien Lauf liessen. Nun kam Latude ein toller Gedanke; er wollte durch eine erfundene Geschichte die Pompadour vor einem ihr bevorstehenden Attentat warnen und sich auf diese Weise ihre Gunst und Protektion erwerben. Er schrieb ihr einen Brief, legte ein völlig unschädliches Pulver hinein, warf diese Sendung in den Postkasten und eilte spornstreichs nach Versailles. Er suchte an, vorgelassen zu werden, und erzählte ihr nun seine selbsterfundene Geschichte und warnte sie vor dem bevorstehenden Attentat. Er beschwor sie, die Pakete, die von nun an einlangen würden, mit der grössten Vorsicht zu öffnen. Er habe, fügte er noch zum Schlusse hinzu, die beiden Männer bis zur Post verfolgt, und gesehen wie sie ein Paket aufgegeben hätten, das gewiss, nach ihren Gesprächen zu urteilen, an sie gerichtet sei und wohl einen gefährlichen Inhalt enthalten dürfte. Die Pompadour war im ersten Augenblick sehr gerührt und reichte Latude eine mit Gold gefüllte Börse hin, um ihm ihre Dankbarkeit zu bezeugen, er aber lehnte das Geschenk ab und sagte, dass er sich berechtigt glaube, auf eine ihrer und seiner würdigere Belohnung Anspruch erheben zu dürfen!
Die Pompadour war misstrauisch und argwöhnisch nach Tyrannenart, sie forderte, er solle ihr seine Adresse aufschreiben, um ihm gegebenenfalls Nachricht zukommen lassen zu können. So jung und unbedacht war er, dass er die Falle, die ihm gelegt wurde, gar nicht bemerkte.
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