Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

Bild:
<< vorherige Seite

als auf Fehler und Dummheiten bot, deren Schande er zu teilen genötigt worden wäre. Er konnte nicht einmal durchsetzen, dass seine Ansichten und Motive, wenn sie den Beschlüssen der Majorität entgegengesetzt waren, im Protokoll angeführt wurden. Er weigerte sich, Gesetzentwürfe zu unterschreiben. Dies war am 15. Januar. Der Konvent bot ihm nichts Ermutigendes, sein Name allein genügte dort schon, um Aufregung und Spaltung hervorzurufen. Es war nicht mehr möglich, diesen Namen dort auszusprechen, ohne aufrührerischen Lärm zu erregen.

Roland hatte nach seinem Rücktritt seinen Gegnern einen furchtbaren Stoss versetzt, indem er einen Rechenschaftsbericht veröffentlichte, wie ihn noch kein Minister beigebracht hatte. Aber er erwartete umsonst die Prüfung und Bestätigung dieses Berichtes, denn es hätte geheissen, die Unrichtigkeit der gegen ihn verbreiteten Verleumdungen anerkennen, die Infamie seiner Verleumder und die Schwäche des Konventes, der ihn nicht zu verteidigen gewagt hatte, blosslegen. Man musste fortfahren ihn zu beschimpfen, ohne Beweise zu erbringen, seine Stellung erschüttern, ihn verdunkeln, die öffentliche Meinung über ihn irre führen, um ihn ungestraft zu stürzen und sich so, eines unbequemen Zeugen so vieler Greuel zu entledigen, die man hätte entweder begraben oder rechtfertigen müssen, um ihren Urhebern das Geld und die Autorität zu erhalten, die sie ihnen verschafft hatte.

Roland schrieb siebenmal an den Konvent, in einem Zeitraum von vier Monaten, um die Prüfung seines Berichtes über seine administrative Leitung zu fordern, es war ganz vergebens. Die Jakobiner fuhren fort, ihn einen Verräter zu nennen.

Roland hatte zum achtenmal an den Konvent geschrieben, doch kam es nicht zur Verlesung des Briefes. Madame Roland schickte sich an, ihren Pass auf dem Rathaus vidieren zu lassen, den sie benötigte, um sich mit

als auf Fehler und Dummheiten bot, deren Schande er zu teilen genötigt worden wäre. Er konnte nicht einmal durchsetzen, dass seine Ansichten und Motive, wenn sie den Beschlüssen der Majorität entgegengesetzt waren, im Protokoll angeführt wurden. Er weigerte sich, Gesetzentwürfe zu unterschreiben. Dies war am 15. Januar. Der Konvent bot ihm nichts Ermutigendes, sein Name allein genügte dort schon, um Aufregung und Spaltung hervorzurufen. Es war nicht mehr möglich, diesen Namen dort auszusprechen, ohne aufrührerischen Lärm zu erregen.

Roland hatte nach seinem Rücktritt seinen Gegnern einen furchtbaren Stoss versetzt, indem er einen Rechenschaftsbericht veröffentlichte, wie ihn noch kein Minister beigebracht hatte. Aber er erwartete umsonst die Prüfung und Bestätigung dieses Berichtes, denn es hätte geheissen, die Unrichtigkeit der gegen ihn verbreiteten Verleumdungen anerkennen, die Infamie seiner Verleumder und die Schwäche des Konventes, der ihn nicht zu verteidigen gewagt hatte, blosslegen. Man musste fortfahren ihn zu beschimpfen, ohne Beweise zu erbringen, seine Stellung erschüttern, ihn verdunkeln, die öffentliche Meinung über ihn irre führen, um ihn ungestraft zu stürzen und sich so, eines unbequemen Zeugen so vieler Greuel zu entledigen, die man hätte entweder begraben oder rechtfertigen müssen, um ihren Urhebern das Geld und die Autorität zu erhalten, die sie ihnen verschafft hatte.

Roland schrieb siebenmal an den Konvent, in einem Zeitraum von vier Monaten, um die Prüfung seines Berichtes über seine administrative Leitung zu fordern, es war ganz vergebens. Die Jakobiner fuhren fort, ihn einen Verräter zu nennen.

Roland hatte zum achtenmal an den Konvent geschrieben, doch kam es nicht zur Verlesung des Briefes. Madame Roland schickte sich an, ihren Pass auf dem Rathaus vidieren zu lassen, den sie benötigte, um sich mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0128" n="109"/>
als auf Fehler und Dummheiten bot, deren Schande er zu teilen genötigt worden wäre. Er konnte nicht einmal durchsetzen, dass seine Ansichten und Motive, wenn sie den Beschlüssen der Majorität entgegengesetzt waren, im Protokoll angeführt wurden. Er weigerte sich, Gesetzentwürfe zu unterschreiben. Dies war am 15. Januar. Der Konvent bot ihm nichts Ermutigendes, sein Name allein genügte dort schon, um Aufregung und Spaltung hervorzurufen. Es war nicht mehr möglich, diesen Namen dort auszusprechen, ohne aufrührerischen Lärm zu erregen.</p>
        <p>Roland hatte nach seinem Rücktritt seinen Gegnern einen furchtbaren Stoss versetzt, indem er einen Rechenschaftsbericht veröffentlichte, wie ihn noch kein Minister beigebracht hatte. Aber er erwartete umsonst die Prüfung und Bestätigung dieses Berichtes, denn es hätte geheissen, die Unrichtigkeit der gegen ihn verbreiteten Verleumdungen anerkennen, die Infamie seiner Verleumder und die Schwäche des Konventes, der ihn nicht zu verteidigen gewagt hatte, blosslegen. Man musste fortfahren ihn zu beschimpfen, ohne Beweise zu erbringen, seine Stellung erschüttern, ihn verdunkeln, die öffentliche Meinung über ihn irre führen, um ihn ungestraft zu stürzen und sich so, eines unbequemen Zeugen so vieler Greuel zu entledigen, die man hätte entweder begraben oder rechtfertigen müssen, um ihren Urhebern das Geld und die Autorität zu erhalten, die sie ihnen verschafft hatte.</p>
        <p>Roland schrieb siebenmal an den Konvent, in einem Zeitraum von vier Monaten, um die Prüfung seines Berichtes über seine administrative Leitung zu fordern, es war ganz vergebens. Die Jakobiner fuhren fort, ihn einen Verräter zu nennen.</p>
        <p>Roland hatte zum achtenmal an den Konvent geschrieben, doch kam es nicht zur Verlesung des Briefes. Madame Roland schickte sich an, ihren Pass auf dem Rathaus vidieren zu lassen, den sie benötigte, um sich mit
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0128] als auf Fehler und Dummheiten bot, deren Schande er zu teilen genötigt worden wäre. Er konnte nicht einmal durchsetzen, dass seine Ansichten und Motive, wenn sie den Beschlüssen der Majorität entgegengesetzt waren, im Protokoll angeführt wurden. Er weigerte sich, Gesetzentwürfe zu unterschreiben. Dies war am 15. Januar. Der Konvent bot ihm nichts Ermutigendes, sein Name allein genügte dort schon, um Aufregung und Spaltung hervorzurufen. Es war nicht mehr möglich, diesen Namen dort auszusprechen, ohne aufrührerischen Lärm zu erregen. Roland hatte nach seinem Rücktritt seinen Gegnern einen furchtbaren Stoss versetzt, indem er einen Rechenschaftsbericht veröffentlichte, wie ihn noch kein Minister beigebracht hatte. Aber er erwartete umsonst die Prüfung und Bestätigung dieses Berichtes, denn es hätte geheissen, die Unrichtigkeit der gegen ihn verbreiteten Verleumdungen anerkennen, die Infamie seiner Verleumder und die Schwäche des Konventes, der ihn nicht zu verteidigen gewagt hatte, blosslegen. Man musste fortfahren ihn zu beschimpfen, ohne Beweise zu erbringen, seine Stellung erschüttern, ihn verdunkeln, die öffentliche Meinung über ihn irre führen, um ihn ungestraft zu stürzen und sich so, eines unbequemen Zeugen so vieler Greuel zu entledigen, die man hätte entweder begraben oder rechtfertigen müssen, um ihren Urhebern das Geld und die Autorität zu erhalten, die sie ihnen verschafft hatte. Roland schrieb siebenmal an den Konvent, in einem Zeitraum von vier Monaten, um die Prüfung seines Berichtes über seine administrative Leitung zu fordern, es war ganz vergebens. Die Jakobiner fuhren fort, ihn einen Verräter zu nennen. Roland hatte zum achtenmal an den Konvent geschrieben, doch kam es nicht zur Verlesung des Briefes. Madame Roland schickte sich an, ihren Pass auf dem Rathaus vidieren zu lassen, den sie benötigte, um sich mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-02-11T11:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-11T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-11T11:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/128
Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/128>, abgerufen am 24.11.2024.