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Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

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Mutes und die Unbeugsamkeit einer strengen Rechtlichkeit mit dahin.

Für die schönen Zeiten Roms geschaffen, hoffte er vergebens ähnliche Zeiten für eine Nation vorzubereiten, bei der die Freiheit anzubrechen schien; aber die verderbten Franzosen sind ihrer nicht würdig. Sie haben ihre Verteidiger verkannt und jene, die sie hätten lieben und ehren sollen, sind von einer Versammlung von Feiglingen, die von einer handvoll Räuber beherrscht wurde, geächtet worden. Buzot wurde für einen Verräter des Vaterlandes erklärt, für das er sich geopfert hatte, sein Haus dem Erdboden gleichgemacht, sein Vermögen eingezogen. Aber die Schmach fällt auf die Urheber und die passiven Zeugen dieser Missetat zurück. Buzot wird im Gedächtnis aller rechtschaffenen Leute fortleben. Seine markigen Gedanken, seine weisen Ratschläge werden angeführt werden. Man wird seine zwei Briefe vom 6. und 22. Jänner 1793 an seine Kommittenten wieder lesen. Die Nachwelt wird sein Andenken ehren, seine Zeitgenossen werden nicht verfehlen, ihn zurückzusehnen. Man wird eines Tages sein Bild hervorsuchen, um ihm seinen Platz anzuweisen unter jenen der hochherzigen Freunde der Freiheit, die an Tugend glaubten, die sie als die einzige Grundlage einer Republik zu verkünden wagten und die die Kraft hatten, sie auszuüben."

Weder Madame Roland noch Buzot empfanden die geringsten Gewissensbisse über das Gefühl, das sie einander einflössten. Diese Tatsache, in der die Einen einen charakteristischen Zug des Sittenverfalls damaliger Zeit sehen werden, betrachten andere wieder, vielleicht mit mehr Berechtigung, als den besten Beweis der Reinheit ihrer Leidenschaft.

Wir lassen hier eine Stelle aus Buzots Selbstbiographie folgen, die ihn sehr gut charakterisiert: "Von Natur mit einem unabhängigen Charakter und einem Mute geschaffen, der sich unter niemandes Befehle beugte, wie hätte ich den Gedanken eines erblichen Königs und eines unantastbaren

Mutes und die Unbeugsamkeit einer strengen Rechtlichkeit mit dahin.

Für die schönen Zeiten Roms geschaffen, hoffte er vergebens ähnliche Zeiten für eine Nation vorzubereiten, bei der die Freiheit anzubrechen schien; aber die verderbten Franzosen sind ihrer nicht würdig. Sie haben ihre Verteidiger verkannt und jene, die sie hätten lieben und ehren sollen, sind von einer Versammlung von Feiglingen, die von einer handvoll Räuber beherrscht wurde, geächtet worden. Buzot wurde für einen Verräter des Vaterlandes erklärt, für das er sich geopfert hatte, sein Haus dem Erdboden gleichgemacht, sein Vermögen eingezogen. Aber die Schmach fällt auf die Urheber und die passiven Zeugen dieser Missetat zurück. Buzot wird im Gedächtnis aller rechtschaffenen Leute fortleben. Seine markigen Gedanken, seine weisen Ratschläge werden angeführt werden. Man wird seine zwei Briefe vom 6. und 22. Jänner 1793 an seine Kommittenten wieder lesen. Die Nachwelt wird sein Andenken ehren, seine Zeitgenossen werden nicht verfehlen, ihn zurückzusehnen. Man wird eines Tages sein Bild hervorsuchen, um ihm seinen Platz anzuweisen unter jenen der hochherzigen Freunde der Freiheit, die an Tugend glaubten, die sie als die einzige Grundlage einer Republik zu verkünden wagten und die die Kraft hatten, sie auszuüben.“

Weder Madame Roland noch Buzot empfanden die geringsten Gewissensbisse über das Gefühl, das sie einander einflössten. Diese Tatsache, in der die Einen einen charakteristischen Zug des Sittenverfalls damaliger Zeit sehen werden, betrachten andere wieder, vielleicht mit mehr Berechtigung, als den besten Beweis der Reinheit ihrer Leidenschaft.

Wir lassen hier eine Stelle aus Buzots Selbstbiographie folgen, die ihn sehr gut charakterisiert: „Von Natur mit einem unabhängigen Charakter und einem Mute geschaffen, der sich unter niemandes Befehle beugte, wie hätte ich den Gedanken eines erblichen Königs und eines unantastbaren

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[104/0123] Mutes und die Unbeugsamkeit einer strengen Rechtlichkeit mit dahin. Für die schönen Zeiten Roms geschaffen, hoffte er vergebens ähnliche Zeiten für eine Nation vorzubereiten, bei der die Freiheit anzubrechen schien; aber die verderbten Franzosen sind ihrer nicht würdig. Sie haben ihre Verteidiger verkannt und jene, die sie hätten lieben und ehren sollen, sind von einer Versammlung von Feiglingen, die von einer handvoll Räuber beherrscht wurde, geächtet worden. Buzot wurde für einen Verräter des Vaterlandes erklärt, für das er sich geopfert hatte, sein Haus dem Erdboden gleichgemacht, sein Vermögen eingezogen. Aber die Schmach fällt auf die Urheber und die passiven Zeugen dieser Missetat zurück. Buzot wird im Gedächtnis aller rechtschaffenen Leute fortleben. Seine markigen Gedanken, seine weisen Ratschläge werden angeführt werden. Man wird seine zwei Briefe vom 6. und 22. Jänner 1793 an seine Kommittenten wieder lesen. Die Nachwelt wird sein Andenken ehren, seine Zeitgenossen werden nicht verfehlen, ihn zurückzusehnen. Man wird eines Tages sein Bild hervorsuchen, um ihm seinen Platz anzuweisen unter jenen der hochherzigen Freunde der Freiheit, die an Tugend glaubten, die sie als die einzige Grundlage einer Republik zu verkünden wagten und die die Kraft hatten, sie auszuüben.“ Weder Madame Roland noch Buzot empfanden die geringsten Gewissensbisse über das Gefühl, das sie einander einflössten. Diese Tatsache, in der die Einen einen charakteristischen Zug des Sittenverfalls damaliger Zeit sehen werden, betrachten andere wieder, vielleicht mit mehr Berechtigung, als den besten Beweis der Reinheit ihrer Leidenschaft. Wir lassen hier eine Stelle aus Buzots Selbstbiographie folgen, die ihn sehr gut charakterisiert: „Von Natur mit einem unabhängigen Charakter und einem Mute geschaffen, der sich unter niemandes Befehle beugte, wie hätte ich den Gedanken eines erblichen Königs und eines unantastbaren

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Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/123>, abgerufen am 04.05.2024.