Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den Elektrisirmaschinen.
4) Die gesammlete elektrische Materie vor der Zer-
streuung bewahren.

Um das Jahr 1772 versuchte ich, auf die Vorder-
seite des Küssens einen lockern ledernen Lappen zu legen;
das Amalgama ward über den ganzen Lappen gestrichen,
das Küssen an den gehörigen Ort gestellt, und der lederne
Lappen mehr oder weniger niederwärts oder vielmehr ein-
wärts gebogen, bis ich durch wiederholte Versuche end-
lich die Stellung fand, in welcher die Wirkung am stärk-
sten war; denn durch dieses Mittel ward die Menge des
gegen den Cylinder wirkenden Amalgama vermindert. Na-
türlich führte mich dies darauf, die Breite des Küssens zu
vermindern, und es so zu stellen, daß man es leicht erhö-
hen oder erniedrigen konnte.

Die Vortheile, welche ich durch diese Methode er-
hielt, wurden durch die Erfindung eines sinnreichen Na-
turforschers noch mehr vergrößert. Dieser leimte ein
Stück Leder an ein großes Stück Kork, strich sein Amal-
gama auf das Leder, und rieb damit die Zone des Glas-
cylinders, welche gegen das Küssen drückte. Durch diese
vortrefliche Erfindung wird die Berührungslinie zwischen
dem Cylinder und dem Küssen sehr vollkommen, die klei-
nern Zwischenräume des Glases werden mit dem Amal-
gama ausgefüllt, und die überflüßigen Theile desselben se-
tzen sich an das Küssen ab.

Beccaria giebt an, das so auf der Oberfläche des
Glases haftende Amalgama bilde eine ununterbrochene
Reihe von leitenden Theilchen, welche die elektrische Ma-
terie in den ersten Leiter, und unter gewissen Umständen
wieder zurück in das Küssen führten.

Ein anderer scharfsinniger Kenner der Elektricität
bestimmt die Berührungslinie zwischen Cylinder und Küs-
sen dadurch, daß er mit aufgelöseter weißer Farbe eine Li-
nie auf dem Cylinder zieht: beym Umdrehen setzt sich diese
Farbe ans Küssen ab, und bezeichnet die Stellen, welche ge-
gen den Cylinder drücken. Das Amalgama wird alsdann

Von den Elektriſirmaſchinen.
4) Die geſammlete elektriſche Materie vor der Zer-
ſtreuung bewahren.

Um das Jahr 1772 verſuchte ich, auf die Vorder-
ſeite des Küſſens einen lockern ledernen Lappen zu legen;
das Amalgama ward über den ganzen Lappen geſtrichen,
das Küſſen an den gehörigen Ort geſtellt, und der lederne
Lappen mehr oder weniger niederwärts oder vielmehr ein-
wärts gebogen, bis ich durch wiederholte Verſuche end-
lich die Stellung fand, in welcher die Wirkung am ſtärk-
ſten war; denn durch dieſes Mittel ward die Menge des
gegen den Cylinder wirkenden Amalgama vermindert. Na-
türlich führte mich dies darauf, die Breite des Küſſens zu
vermindern, und es ſo zu ſtellen, daß man es leicht erhö-
hen oder erniedrigen konnte.

Die Vortheile, welche ich durch dieſe Methode er-
hielt, wurden durch die Erfindung eines ſinnreichen Na-
turforſchers noch mehr vergrößert. Dieſer leimte ein
Stück Leder an ein großes Stück Kork, ſtrich ſein Amal-
gama auf das Leder, und rieb damit die Zone des Glas-
cylinders, welche gegen das Küſſen drückte. Durch dieſe
vortrefliche Erfindung wird die Berührungslinie zwiſchen
dem Cylinder und dem Küſſen ſehr vollkommen, die klei-
nern Zwiſchenräume des Glaſes werden mit dem Amal-
gama ausgefüllt, und die überflüßigen Theile deſſelben ſe-
tzen ſich an das Küſſen ab.

Beccaria giebt an, das ſo auf der Oberfläche des
Glaſes haftende Amalgama bilde eine ununterbrochene
Reihe von leitenden Theilchen, welche die elektriſche Ma-
terie in den erſten Leiter, und unter gewiſſen Umſtänden
wieder zurück in das Küſſen führten.

Ein anderer ſcharfſinniger Kenner der Elektricität
beſtimmt die Berührungslinie zwiſchen Cylinder und Küſ-
ſen dadurch, daß er mit aufgelöſeter weißer Farbe eine Li-
nie auf dem Cylinder zieht: beym Umdrehen ſetzt ſich dieſe
Farbe ans Küſſen ab, und bezeichnet die Stellen, welche ge-
gen den Cylinder drücken. Das Amalgama wird alsdann

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <pb facs="#f0039" n="19"/>
              <fw place="top" type="header">Von den Elektri&#x017F;irma&#x017F;chinen.</fw>
              <item>4) Die ge&#x017F;ammlete elektri&#x017F;che Materie vor der Zer-<lb/>
&#x017F;treuung bewahren.</item>
            </list>
            <p>Um das Jahr 1772 ver&#x017F;uchte ich, auf die Vorder-<lb/>
&#x017F;eite des Kü&#x017F;&#x017F;ens einen lockern ledernen Lappen zu legen;<lb/>
das Amalgama ward über den ganzen Lappen ge&#x017F;trichen,<lb/>
das Kü&#x017F;&#x017F;en an den gehörigen Ort ge&#x017F;tellt, und der lederne<lb/>
Lappen mehr oder weniger niederwärts oder vielmehr ein-<lb/>
wärts gebogen, bis ich durch wiederholte Ver&#x017F;uche end-<lb/>
lich die Stellung fand, in welcher die Wirkung am &#x017F;tärk-<lb/>
&#x017F;ten war; denn durch die&#x017F;es Mittel ward die Menge des<lb/>
gegen den Cylinder wirkenden Amalgama vermindert. Na-<lb/>
türlich führte mich dies darauf, die Breite des Kü&#x017F;&#x017F;ens zu<lb/>
vermindern, und es &#x017F;o zu &#x017F;tellen, daß man es leicht erhö-<lb/>
hen oder erniedrigen konnte.</p>
            <p>Die Vortheile, welche ich durch die&#x017F;e Methode er-<lb/>
hielt, wurden durch die Erfindung eines &#x017F;innreichen Na-<lb/>
turfor&#x017F;chers noch mehr vergrößert. Die&#x017F;er leimte ein<lb/>
Stück Leder an ein großes Stück Kork, &#x017F;trich &#x017F;ein Amal-<lb/>
gama auf das Leder, und rieb damit die Zone des Glas-<lb/>
cylinders, welche gegen das Kü&#x017F;&#x017F;en drückte. Durch die&#x017F;e<lb/>
vortrefliche Erfindung wird die Berührungslinie zwi&#x017F;chen<lb/>
dem Cylinder und dem Kü&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ehr vollkommen, die klei-<lb/>
nern Zwi&#x017F;chenräume des Gla&#x017F;es werden mit dem Amal-<lb/>
gama ausgefüllt, und die überflüßigen Theile de&#x017F;&#x017F;elben &#x017F;e-<lb/>
tzen &#x017F;ich an das Kü&#x017F;&#x017F;en ab.</p>
            <p>Beccaria giebt an, das &#x017F;o auf der Oberfläche des<lb/>
Gla&#x017F;es haftende Amalgama bilde eine ununterbrochene<lb/>
Reihe von leitenden Theilchen, welche die elektri&#x017F;che Ma-<lb/>
terie in den er&#x017F;ten Leiter, und unter gewi&#x017F;&#x017F;en Um&#x017F;tänden<lb/>
wieder zurück in das Kü&#x017F;&#x017F;en führten.</p>
            <p>Ein anderer &#x017F;charf&#x017F;inniger Kenner der Elektricität<lb/>
be&#x017F;timmt die Berührungslinie zwi&#x017F;chen Cylinder und Kü&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en dadurch, daß er mit aufgelö&#x017F;eter weißer Farbe eine Li-<lb/>
nie auf dem Cylinder zieht: beym Umdrehen &#x017F;etzt &#x017F;ich die&#x017F;e<lb/>
Farbe ans Kü&#x017F;&#x017F;en ab, und bezeichnet die Stellen, welche ge-<lb/>
gen den Cylinder drücken. Das Amalgama wird alsdann
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0039] Von den Elektriſirmaſchinen. 4) Die geſammlete elektriſche Materie vor der Zer- ſtreuung bewahren. Um das Jahr 1772 verſuchte ich, auf die Vorder- ſeite des Küſſens einen lockern ledernen Lappen zu legen; das Amalgama ward über den ganzen Lappen geſtrichen, das Küſſen an den gehörigen Ort geſtellt, und der lederne Lappen mehr oder weniger niederwärts oder vielmehr ein- wärts gebogen, bis ich durch wiederholte Verſuche end- lich die Stellung fand, in welcher die Wirkung am ſtärk- ſten war; denn durch dieſes Mittel ward die Menge des gegen den Cylinder wirkenden Amalgama vermindert. Na- türlich führte mich dies darauf, die Breite des Küſſens zu vermindern, und es ſo zu ſtellen, daß man es leicht erhö- hen oder erniedrigen konnte. Die Vortheile, welche ich durch dieſe Methode er- hielt, wurden durch die Erfindung eines ſinnreichen Na- turforſchers noch mehr vergrößert. Dieſer leimte ein Stück Leder an ein großes Stück Kork, ſtrich ſein Amal- gama auf das Leder, und rieb damit die Zone des Glas- cylinders, welche gegen das Küſſen drückte. Durch dieſe vortrefliche Erfindung wird die Berührungslinie zwiſchen dem Cylinder und dem Küſſen ſehr vollkommen, die klei- nern Zwiſchenräume des Glaſes werden mit dem Amal- gama ausgefüllt, und die überflüßigen Theile deſſelben ſe- tzen ſich an das Küſſen ab. Beccaria giebt an, das ſo auf der Oberfläche des Glaſes haftende Amalgama bilde eine ununterbrochene Reihe von leitenden Theilchen, welche die elektriſche Ma- terie in den erſten Leiter, und unter gewiſſen Umſtänden wieder zurück in das Küſſen führten. Ein anderer ſcharfſinniger Kenner der Elektricität beſtimmt die Berührungslinie zwiſchen Cylinder und Küſ- ſen dadurch, daß er mit aufgelöſeter weißer Farbe eine Li- nie auf dem Cylinder zieht: beym Umdrehen ſetzt ſich dieſe Farbe ans Küſſen ab, und bezeichnet die Stellen, welche ge- gen den Cylinder drücken. Das Amalgama wird alsdann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-18T11:17:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Elena Kirillova: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-06-18T11:17:52Z)
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-18T11:17:52Z)

Weitere Informationen:

  • Bogensignaturen: nicht übernommen
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet
  • Kustoden: nicht übernommen
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/39
Zitationshilfe: Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/39>, abgerufen am 19.04.2024.