in der Güte des Stahls ist sehr groß, wie man leicht erfahren kann, wenn man zwey Stücken Stahl von gleicher Größe, aber von verschiedener Art, auf einerley Weise und mit einerley Stäben bestreicht.
Gehärteter Stahl nimmt eine dauerhaftere magne- tische Kraft an, als weicher Stahl, obgleich beyde allem Ansehen nach in nichts weiter, als in der Anordnung der Theile unterschieden sind; vielleicht enthält der weiche Stahl Phlogiston in seinen weitsten Zwischenräumen, und der gehärtete nur in den engsten. Eisen und Stahl haben sehr wenig Luft in ihren Zwischenräu- men; wenn sie aus den Eisenerzen ausgeschmolzen werden, sind siel einem sehr hohen Grade der Hitze aus- gesetzt, und die meisten Veränderungen, denen sie nach- her unterworfen werden, wiederfahren ihnen im Zu- stande der Glühhitze. Federharter Stahl behält nicht soviel magnetische Kraft, als harter, weicher Stahl noch weniger und Eisen fast gar keine. Aus einigen Versuchen des Musschenbroek erhellet, daß Eisen mit einer Säure verbunden nicht magnetisch wird; trennt man aber die Säure davon, und stellt das Phlogiston wieder her, so wird es wieder so magne- tisch, als jemals.
Auch. Größe und Gestalt des Magnets machen einen Unterschied in seiner Stärke; daher müssen die Stäbe, die man bestreichen will, weder zu lang noch zu kurz in Proportion mit ihrer Dicke seyn. Sind sie zu lang, so wird der Umlauf der magnetischen Materie, welche aus dem einen Pole hervorkömmt und rund um den Magnet in den andern Pol über- geht, verhindert, und ihre Geschwindigkeit geschwächt werden. Sind sie zu kurz, so wird die Materie, wel- che aus dem einen Pole ausströmet, von den übrigen wirkenden Theilen des Magnets zurückgetrieben, und zu
Verſuch
in der Güte des Stahls iſt ſehr groß, wie man leicht erfahren kann, wenn man zwey Stücken Stahl von gleicher Größe, aber von verſchiedener Art, auf einerley Weiſe und mit einerley Stäben beſtreicht.
Gehärteter Stahl nimmt eine dauerhaftere magne- tiſche Kraft an, als weicher Stahl, obgleich beyde allem Anſehen nach in nichts weiter, als in der Anordnung der Theile unterſchieden ſind; vielleicht enthält der weiche Stahl Phlogiſton in ſeinen weitſten Zwiſchenräumen, und der gehärtete nur in den engſten. Eiſen und Stahl haben ſehr wenig Luft in ihren Zwiſchenräu- men; wenn ſie aus den Eiſenerzen ausgeſchmolzen werden, ſind ſiel einem ſehr hohen Grade der Hitze aus- geſetzt, und die meiſten Veränderungen, denen ſie nach- her unterworfen werden, wiederfahren ihnen im Zu- ſtande der Glühhitze. Federharter Stahl behält nicht ſoviel magnetiſche Kraft, als harter, weicher Stahl noch weniger und Eiſen faſt gar keine. Aus einigen Verſuchen des Muſſchenbroek erhellet, daß Eiſen mit einer Säure verbunden nicht magnetiſch wird; trennt man aber die Säure davon, und ſtellt das Phlogiſton wieder her, ſo wird es wieder ſo magne- tiſch, als jemals.
Auch. Größe und Geſtalt des Magnets machen einen Unterſchied in ſeiner Stärke; daher müſſen die Stäbe, die man beſtreichen will, weder zu lang noch zu kurz in Proportion mit ihrer Dicke ſeyn. Sind ſie zu lang, ſo wird der Umlauf der magnetiſchen Materie, welche aus dem einen Pole hervorkömmt und rund um den Magnet in den andern Pol über- geht, verhindert, und ihre Geſchwindigkeit geſchwächt werden. Sind ſie zu kurz, ſo wird die Materie, wel- che aus dem einen Pole ausſtrömet, von den übrigen wirkenden Theilen des Magnets zurückgetrieben, und zu
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Verſuch
in der Güte des Stahls iſt ſehr groß, wie man leicht
erfahren kann, wenn man zwey Stücken Stahl von
gleicher Größe, aber von verſchiedener Art, auf einerley
Weiſe und mit einerley Stäben beſtreicht.
Gehärteter Stahl nimmt eine dauerhaftere magne-
tiſche Kraft an, als weicher Stahl, obgleich beyde allem
Anſehen nach in nichts weiter, als in der Anordnung der
Theile unterſchieden ſind; vielleicht enthält der weiche
Stahl Phlogiſton in ſeinen weitſten Zwiſchenräumen,
und der gehärtete nur in den engſten. Eiſen und
Stahl haben ſehr wenig Luft in ihren Zwiſchenräu-
men; wenn ſie aus den Eiſenerzen ausgeſchmolzen
werden, ſind ſiel einem ſehr hohen Grade der Hitze aus-
geſetzt, und die meiſten Veränderungen, denen ſie nach-
her unterworfen werden, wiederfahren ihnen im Zu-
ſtande der Glühhitze. Federharter Stahl behält nicht
ſoviel magnetiſche Kraft, als harter, weicher Stahl
noch weniger und Eiſen faſt gar keine. Aus einigen
Verſuchen des Muſſchenbroek erhellet, daß Eiſen
mit einer Säure verbunden nicht magnetiſch wird;
trennt man aber die Säure davon, und ſtellt das
Phlogiſton wieder her, ſo wird es wieder ſo magne-
tiſch, als jemals.
Auch. Größe und Geſtalt des Magnets machen
einen Unterſchied in ſeiner Stärke; daher müſſen die
Stäbe, die man beſtreichen will, weder zu lang noch
zu kurz in Proportion mit ihrer Dicke ſeyn. Sind
ſie zu lang, ſo wird der Umlauf der magnetiſchen
Materie, welche aus dem einen Pole hervorkömmt
und rund um den Magnet in den andern Pol über-
geht, verhindert, und ihre Geſchwindigkeit geſchwächt
werden. Sind ſie zu kurz, ſo wird die Materie, wel-
che aus dem einen Pole ausſtrömet, von den übrigen
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Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/266>, abgerufen am 16.07.2024.
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