Herr Achard hat zwar nur Gelegenheit gehabt, einige wenige Beobachtungen zu machen; aber schon diese waren hinreichend, ihn von der genauen Verbindung zwi- schen den meisten Lusterscheinungen und der atmosphäri- schen Elektricität zu überzeugen.
Um zu entdecken, ob die Atmosphäre elektrisirt sey, gebrauchte er ein Paar leichte Rorkkugeln an einer Stange Siegellak. Dieses Elektrometer ist wegen seiner Sim- plicität fast allen andern vorzuziehen, wenn es bloß dar- auf ankömmt, zu entdecken, ob Elektricität in der Atmo- sphäre sey.
Im Monat Julius 1778 beobachtete Herr Achard täglich die Elektricität der Atmosphäre Morgens, Mit- tags und Abends mit einem Paar kleiner Korkkugeln, welche über dem Dache des Hauses ohngefähr 40 Schuh hoch standen, und von Gebäuden, Bäumen a. hinläng- lich entfernt waren. Diese ganze Zeit über fand er nur 10 Tage, an welchen gar kein Zeichen einer Elektricität zu bemerken war; und 17 Tage, die vorigen 10 mit ein- geschlossen, an welchen er keine Elektricität des Morgens bemerkte, ob sie gleich sonst des Mittags sichtbar ward, und gegen Sonnenuntergang stark zunahm. An allen übri- gen Tagen zeigte sich die Luft den ganzen Tag elektrisch, aber allezeit am stärksten gegen Sonnenuntergang, nach wel- cher Zeit die Elektricität dann bald wieder anfieng abzu- nehmen.
Wenn sich der vorher heitere Himmel plötzlich mit Wolken überzog, so zeigte das Elektrometer beständige Veränderungen in der Elektricität der Atmosphäre an, welche bald stieg, bald verschwand, bald wieder erschien; in welchem letztern Falle sie gemeiniglich von der positiven zur negativen, oder umgekehrt, übergegangen war. Bey stürmischen Wetter fand er es wegen der beständigen Be- wegung der Kugeln schwer, mit diesem Elektrometer zu beobachten. War die Luft schwer, aber nicht windigt, so schien es sich beträchtlich zu ändern. War das Wetter
Atmoſphäriſche Elektricität.
Herr Achard hat zwar nur Gelegenheit gehabt, einige wenige Beobachtungen zu machen; aber ſchon dieſe waren hinreichend, ihn von der genauen Verbindung zwi- ſchen den meiſten Luſterſcheinungen und der atmoſphäri- ſchen Elektricität zu überzeugen.
Um zu entdecken, ob die Atmoſphäre elektriſirt ſey, gebrauchte er ein Paar leichte Rorkkugeln an einer Stange Siegellak. Dieſes Elektrometer iſt wegen ſeiner Sim- plicität faſt allen andern vorzuziehen, wenn es bloß dar- auf ankömmt, zu entdecken, ob Elektricität in der Atmo- ſphäre ſey.
Im Monat Julius 1778 beobachtete Herr Achard täglich die Elektricität der Atmoſphäre Morgens, Mit- tags und Abends mit einem Paar kleiner Korkkugeln, welche über dem Dache des Hauſes ohngefähr 40 Schuh hoch ſtanden, und von Gebäuden, Bäumen a. hinläng- lich entfernt waren. Dieſe ganze Zeit über fand er nur 10 Tage, an welchen gar kein Zeichen einer Elektricität zu bemerken war; und 17 Tage, die vorigen 10 mit ein- geſchloſſen, an welchen er keine Elektricität des Morgens bemerkte, ob ſie gleich ſonſt des Mittags ſichtbar ward, und gegen Sonnenuntergang ſtark zunahm. An allen übri- gen Tagen zeigte ſich die Luft den ganzen Tag elektriſch, aber allezeit am ſtärkſten gegen Sonnenuntergang, nach wel- cher Zeit die Elektricität dann bald wieder anfieng abzu- nehmen.
Wenn ſich der vorher heitere Himmel plötzlich mit Wolken überzog, ſo zeigte das Elektrometer beſtändige Veränderungen in der Elektricität der Atmoſphäre an, welche bald ſtieg, bald verſchwand, bald wieder erſchien; in welchem letztern Falle ſie gemeiniglich von der poſitiven zur negativen, oder umgekehrt, übergegangen war. Bey ſtürmiſchen Wetter fand er es wegen der beſtändigen Be- wegung der Kugeln ſchwer, mit dieſem Elektrometer zu beobachten. War die Luft ſchwer, aber nicht windigt, ſo ſchien es ſich beträchtlich zu ändern. War das Wetter
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0189"n="169"/><fwplace="top"type="header">Atmoſphäriſche Elektricität.</fw><p>Herr Achard hat zwar nur Gelegenheit gehabt,<lb/>
einige wenige Beobachtungen zu machen; aber ſchon dieſe<lb/>
waren hinreichend, ihn von der genauen Verbindung zwi-<lb/>ſchen den meiſten Luſterſcheinungen und der atmoſphäri-<lb/>ſchen Elektricität zu überzeugen.</p><p>Um zu entdecken, ob die Atmoſphäre elektriſirt ſey,<lb/>
gebrauchte er ein Paar leichte Rorkkugeln an einer Stange<lb/>
Siegellak. Dieſes Elektrometer iſt wegen ſeiner Sim-<lb/>
plicität faſt allen andern vorzuziehen, wenn es bloß dar-<lb/>
auf ankömmt, zu entdecken, ob Elektricität in der Atmo-<lb/>ſphäre ſey.</p><p>Im Monat Julius 1778 beobachtete Herr Achard<lb/>
täglich die Elektricität der Atmoſphäre Morgens, Mit-<lb/>
tags und Abends mit einem Paar kleiner Korkkugeln,<lb/>
welche über dem Dache des Hauſes ohngefähr 40 Schuh<lb/>
hoch ſtanden, und von Gebäuden, Bäumen a. hinläng-<lb/>
lich entfernt waren. Dieſe ganze Zeit über fand er nur<lb/>
10 Tage, an welchen gar kein Zeichen einer Elektricität<lb/>
zu bemerken war; und 17 Tage, die vorigen 10 mit ein-<lb/>
geſchloſſen, an welchen er keine Elektricität des Morgens<lb/>
bemerkte, ob ſie gleich ſonſt des Mittags ſichtbar ward,<lb/>
und gegen Sonnenuntergang ſtark zunahm. An allen übri-<lb/>
gen Tagen zeigte ſich die Luft den ganzen Tag elektriſch, aber<lb/>
allezeit am ſtärkſten gegen Sonnenuntergang, nach wel-<lb/>
cher Zeit die Elektricität dann bald wieder anfieng abzu-<lb/>
nehmen.</p><p>Wenn ſich der vorher heitere Himmel plötzlich mit<lb/>
Wolken überzog, ſo zeigte das Elektrometer beſtändige<lb/>
Veränderungen in der Elektricität der Atmoſphäre an,<lb/>
welche bald ſtieg, bald verſchwand, bald wieder erſchien;<lb/>
in welchem letztern Falle ſie gemeiniglich von der poſitiven<lb/>
zur negativen, oder umgekehrt, übergegangen war. Bey<lb/>ſtürmiſchen Wetter fand er es wegen der beſtändigen Be-<lb/>
wegung der Kugeln ſchwer, mit dieſem Elektrometer zu<lb/>
beobachten. War die Luft ſchwer, aber nicht windigt, ſo<lb/>ſchien es ſich beträchtlich zu ändern. War das Wetter
</p></div></div></div></body></text></TEI>
[169/0189]
Atmoſphäriſche Elektricität.
Herr Achard hat zwar nur Gelegenheit gehabt,
einige wenige Beobachtungen zu machen; aber ſchon dieſe
waren hinreichend, ihn von der genauen Verbindung zwi-
ſchen den meiſten Luſterſcheinungen und der atmoſphäri-
ſchen Elektricität zu überzeugen.
Um zu entdecken, ob die Atmoſphäre elektriſirt ſey,
gebrauchte er ein Paar leichte Rorkkugeln an einer Stange
Siegellak. Dieſes Elektrometer iſt wegen ſeiner Sim-
plicität faſt allen andern vorzuziehen, wenn es bloß dar-
auf ankömmt, zu entdecken, ob Elektricität in der Atmo-
ſphäre ſey.
Im Monat Julius 1778 beobachtete Herr Achard
täglich die Elektricität der Atmoſphäre Morgens, Mit-
tags und Abends mit einem Paar kleiner Korkkugeln,
welche über dem Dache des Hauſes ohngefähr 40 Schuh
hoch ſtanden, und von Gebäuden, Bäumen a. hinläng-
lich entfernt waren. Dieſe ganze Zeit über fand er nur
10 Tage, an welchen gar kein Zeichen einer Elektricität
zu bemerken war; und 17 Tage, die vorigen 10 mit ein-
geſchloſſen, an welchen er keine Elektricität des Morgens
bemerkte, ob ſie gleich ſonſt des Mittags ſichtbar ward,
und gegen Sonnenuntergang ſtark zunahm. An allen übri-
gen Tagen zeigte ſich die Luft den ganzen Tag elektriſch, aber
allezeit am ſtärkſten gegen Sonnenuntergang, nach wel-
cher Zeit die Elektricität dann bald wieder anfieng abzu-
nehmen.
Wenn ſich der vorher heitere Himmel plötzlich mit
Wolken überzog, ſo zeigte das Elektrometer beſtändige
Veränderungen in der Elektricität der Atmoſphäre an,
welche bald ſtieg, bald verſchwand, bald wieder erſchien;
in welchem letztern Falle ſie gemeiniglich von der poſitiven
zur negativen, oder umgekehrt, übergegangen war. Bey
ſtürmiſchen Wetter fand er es wegen der beſtändigen Be-
wegung der Kugeln ſchwer, mit dieſem Elektrometer zu
beobachten. War die Luft ſchwer, aber nicht windigt, ſo
ſchien es ſich beträchtlich zu ändern. War das Wetter
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-18T11:17:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Elena Kirillova: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-06-18T11:17:52Z)
Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/189>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.