hievon ist, weil es unter der Erdfläche eine Zone giebt, in welche der Blitz (wenn man sich so ausdrücken darf) zu schlagen sucht, weil sie eine dem Blitze selbst entge- gengesetzte Elektricität hat. Es werden daher diejeni- gen Gegenstände vom Blitze getroffen, welche die voll- kommensten Leiter zwischen den elektrisirten Wolken und der gedachten Zone ausmachen, sie mögen hoch oder nie- drig seyn. Gesetzt, es bilde sich über einem gewissen Theile der Erdfläche eine positive Wolke; so geht die elektrische Materie aus derselben zuerst in den rund umher liegenden Theil der Atmosphäre aus, und wäh- rend dieser Zeit ist die Atmosphäre negativ elektrisirt. Je größere Theile der Atmosphäre inzwischen dieser elek- trische Strom durchläuft, desto mehr wächst der Wider- stand gegen seine Bewegung, bis zuletzt die Luft eben so wohl, als die Wolke, positiv elektrisiret wird, und bey- de als ein einziger Körper wirken. Dann fängt die Erd- fläche an elektrisiret zu werden, und nimmt vermittelst der auf ihr wachsenden Bäume, des Grases u. s. w. die elektrische Materie stillschweigend auf, bis sie zuletzt ebenfalls positiv elektrisiret wird, und einen Strom von Elektricität von der Oberfläche niederwärts auszusenden anfängt.
Wenn die Ursachen, welche die Elektricität anfäng- lich hervorbrachten, noch immer zu wirken fortfahren, so wird die Kraft des elektrischen Stroms ungemein groß. Nunmehr fängt die Gefahr eines Wetterschlags an; denn da die Kraft des Blitzes auf eine Stelle unterhalb der Erdfläche gerichtet ist, so wird derselbe gewiß gegen diese Stelle schlagen, und alles, was seinem Durch- gange widersteht, zerschmettern.
Nunmehr wird sich auch der Nutzen der Ableiter deutlich zeigen. Denn wir wissen zuverläßig, daß die
Gewittern mit einem höhern, oder bessern Leiter zu ver- binden, als der menschliche Körper an sich selbst ist.
Neuntes Capitel.
hievon iſt, weil es unter der Erdfläche eine Zone giebt, in welche der Blitz (wenn man ſich ſo ausdrücken darf) zu ſchlagen ſucht, weil ſie eine dem Blitze ſelbſt entge- gengeſetzte Elektricität hat. Es werden daher diejeni- gen Gegenſtände vom Blitze getroffen, welche die voll- kommenſten Leiter zwiſchen den elektriſirten Wolken und der gedachten Zone ausmachen, ſie mögen hoch oder nie- drig ſeyn. Geſetzt, es bilde ſich über einem gewiſſen Theile der Erdfläche eine poſitive Wolke; ſo geht die elektriſche Materie aus derſelben zuerſt in den rund umher liegenden Theil der Atmoſphäre aus, und wäh- rend dieſer Zeit iſt die Atmoſphäre negativ elektriſirt. Je größere Theile der Atmoſphäre inzwiſchen dieſer elek- triſche Strom durchläuft, deſto mehr wächſt der Wider- ſtand gegen ſeine Bewegung, bis zuletzt die Luft eben ſo wohl, als die Wolke, poſitiv elektriſiret wird, und bey- de als ein einziger Körper wirken. Dann fängt die Erd- fläche an elektriſiret zu werden, und nimmt vermittelſt der auf ihr wachſenden Bäume, des Graſes u. ſ. w. die elektriſche Materie ſtillſchweigend auf, bis ſie zuletzt ebenfalls poſitiv elektriſiret wird, und einen Strom von Elektricität von der Oberfläche niederwärts auszuſenden anfängt.
Wenn die Urſachen, welche die Elektricität anfäng- lich hervorbrachten, noch immer zu wirken fortfahren, ſo wird die Kraft des elektriſchen Stroms ungemein groß. Nunmehr fängt die Gefahr eines Wetterſchlags an; denn da die Kraft des Blitzes auf eine Stelle unterhalb der Erdfläche gerichtet iſt, ſo wird derſelbe gewiß gegen dieſe Stelle ſchlagen, und alles, was ſeinem Durch- gange widerſteht, zerſchmettern.
Nunmehr wird ſich auch der Nutzen der Ableiter deutlich zeigen. Denn wir wiſſen zuverläßig, daß die
Gewittern mit einem höhern, oder beſſern Leiter zu ver- binden, als der menſchliche Körper an ſich ſelbſt iſt.
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Neuntes Capitel.
hievon iſt, weil es unter der Erdfläche eine Zone giebt,
in welche der Blitz (wenn man ſich ſo ausdrücken darf)
zu ſchlagen ſucht, weil ſie eine dem Blitze ſelbſt entge-
gengeſetzte Elektricität hat. Es werden daher diejeni-
gen Gegenſtände vom Blitze getroffen, welche die voll-
kommenſten Leiter zwiſchen den elektriſirten Wolken und
der gedachten Zone ausmachen, ſie mögen hoch oder nie-
drig ſeyn. Geſetzt, es bilde ſich über einem gewiſſen
Theile der Erdfläche eine poſitive Wolke; ſo geht die
elektriſche Materie aus derſelben zuerſt in den rund
umher liegenden Theil der Atmoſphäre aus, und wäh-
rend dieſer Zeit iſt die Atmoſphäre negativ elektriſirt.
Je größere Theile der Atmoſphäre inzwiſchen dieſer elek-
triſche Strom durchläuft, deſto mehr wächſt der Wider-
ſtand gegen ſeine Bewegung, bis zuletzt die Luft eben ſo
wohl, als die Wolke, poſitiv elektriſiret wird, und bey-
de als ein einziger Körper wirken. Dann fängt die Erd-
fläche an elektriſiret zu werden, und nimmt vermittelſt
der auf ihr wachſenden Bäume, des Graſes u. ſ. w. die
elektriſche Materie ſtillſchweigend auf, bis ſie zuletzt
ebenfalls poſitiv elektriſiret wird, und einen Strom von
Elektricität von der Oberfläche niederwärts auszuſenden
anfängt.
Wenn die Urſachen, welche die Elektricität anfäng-
lich hervorbrachten, noch immer zu wirken fortfahren, ſo
wird die Kraft des elektriſchen Stroms ungemein groß.
Nunmehr fängt die Gefahr eines Wetterſchlags an;
denn da die Kraft des Blitzes auf eine Stelle unterhalb
der Erdfläche gerichtet iſt, ſo wird derſelbe gewiß gegen
dieſe Stelle ſchlagen, und alles, was ſeinem Durch-
gange widerſteht, zerſchmettern.
Nunmehr wird ſich auch der Nutzen der Ableiter
deutlich zeigen. Denn wir wiſſen zuverläßig, daß die *)
*) Gewittern mit einem höhern, oder beſſern Leiter zu ver-
binden, als der menſchliche Körper an ſich ſelbſt iſt.
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Elena Kirillova: Bearbeitung der digitalen Edition.
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Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/140>, abgerufen am 22.07.2024.
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