cher die elektrische Materie durch die in ihr herrschenden natürlichen Kräfte getrieben wird, und nach der sie sich auch andere Wege bahnen würde, wenn ihr gleich dieser leitende Körper nicht wäre dargestellt worden. Daß dies wirklich der Fall sey, sieht man leicht, wenn man dem Conductor der Maschine eben diese leitende Sub- stanz in einem isolirten Zustande entgegenstellet, wobey nur ein sehr schwacher Funken entsteht. Eben so, wenn der Blitz einen Baum, ein Haus oder einen Ableiter trift, geschieht dies nicht darum, weil diese Gegenstände hoch oder der Wolke nahe sind, sondern weil sie mit einer Stelle unter der Erdfläche in Verbindung stehen, gegen welche das Bestreben des Blitzes gerichtet ist, und an welche derselbe gewiß auch gelangt wäre, wenn gleich keiner der erwähnten Gegenstände dazwischen gestanden hätte.
Wenn die Atmosphäre anfängt, entweder negativ oder positiv elektrisirt zu werden, so nimmt die Erde ver- mittelst der Unebenheit und Feuchtigkeit ihrer Oberfläche, hauptsächlich aber durch die auf ihr wachsenden Vegeta- bilien diese Elektricität ebenfalls an, und wird bald auf gleiche Art mit der Atmosphäre elektrisirt; diese Mit- theilung aber hört in kurzer Zeit auf, weil sie nicht fort- dauren kann, ohne zugleich die ganze in der Erde selbst enthaltene elektrische Materie in Bewegung zu setzen. Nunmehr entstehen aus bereits angegebnen Ursachen unter der Oberfläche der Erde abwechselnde Zonen von positiver und negativer Elektricität. Der Wetterstral entsteht jederzeit zwischen der Atmosphäre und einer dieser Zonen. Nimmt man z. B. an, die Atmosphäre sey positiv elektrisiret, so wird die Erdfläche durch die Bäu- me u.s.f. bald ebenfalls positiv elektrisiret werden; wir wollen annehmen bis auf eine Tiefe von 10 Schuh: weiter kann die Elektricität nicht dringen, weil ihr die elektrische Materie im Innern der Erde zu stark wider- steht. In der Tiefe von 10 Schuh fängt eine Zone
Von den zugeſpitzten Blitzableitern.
cher die elektriſche Materie durch die in ihr herrſchenden natürlichen Kräfte getrieben wird, und nach der ſie ſich auch andere Wege bahnen würde, wenn ihr gleich dieſer leitende Körper nicht wäre dargeſtellt worden. Daß dies wirklich der Fall ſey, ſieht man leicht, wenn man dem Conductor der Maſchine eben dieſe leitende Sub- ſtanz in einem iſolirten Zuſtande entgegenſtellet, wobey nur ein ſehr ſchwacher Funken entſteht. Eben ſo, wenn der Blitz einen Baum, ein Haus oder einen Ableiter trift, geſchieht dies nicht darum, weil dieſe Gegenſtände hoch oder der Wolke nahe ſind, ſondern weil ſie mit einer Stelle unter der Erdfläche in Verbindung ſtehen, gegen welche das Beſtreben des Blitzes gerichtet iſt, und an welche derſelbe gewiß auch gelangt wäre, wenn gleich keiner der erwähnten Gegenſtände dazwiſchen geſtanden hätte.
Wenn die Atmoſphäre anfängt, entweder negativ oder poſitiv elektriſirt zu werden, ſo nimmt die Erde ver- mittelſt der Unebenheit und Feuchtigkeit ihrer Oberfläche, hauptſächlich aber durch die auf ihr wachſenden Vegeta- bilien dieſe Elektricität ebenfalls an, und wird bald auf gleiche Art mit der Atmoſphäre elektriſirt; dieſe Mit- theilung aber hört in kurzer Zeit auf, weil ſie nicht fort- dauren kann, ohne zugleich die ganze in der Erde ſelbſt enthaltene elektriſche Materie in Bewegung zu ſetzen. Nunmehr entſtehen aus bereits angegebnen Urſachen unter der Oberfläche der Erde abwechſelnde Zonen von poſitiver und negativer Elektricität. Der Wetterſtral entſteht jederzeit zwiſchen der Atmoſphäre und einer dieſer Zonen. Nimmt man z. B. an, die Atmoſphäre ſey poſitiv elektriſiret, ſo wird die Erdfläche durch die Bäu- me u.ſ.f. bald ebenfalls poſitiv elektriſiret werden; wir wollen annehmen bis auf eine Tiefe von 10 Schuh: weiter kann die Elektricität nicht dringen, weil ihr die elektriſche Materie im Innern der Erde zu ſtark wider- ſteht. In der Tiefe von 10 Schuh fängt eine Zone
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Von den zugeſpitzten Blitzableitern.
cher die elektriſche Materie durch die in ihr herrſchenden
natürlichen Kräfte getrieben wird, und nach der ſie ſich
auch andere Wege bahnen würde, wenn ihr gleich dieſer
leitende Körper nicht wäre dargeſtellt worden. Daß
dies wirklich der Fall ſey, ſieht man leicht, wenn man
dem Conductor der Maſchine eben dieſe leitende Sub-
ſtanz in einem iſolirten Zuſtande entgegenſtellet, wobey
nur ein ſehr ſchwacher Funken entſteht. Eben ſo, wenn
der Blitz einen Baum, ein Haus oder einen Ableiter
trift, geſchieht dies nicht darum, weil dieſe Gegenſtände
hoch oder der Wolke nahe ſind, ſondern weil ſie mit einer
Stelle unter der Erdfläche in Verbindung ſtehen, gegen
welche das Beſtreben des Blitzes gerichtet iſt, und an
welche derſelbe gewiß auch gelangt wäre, wenn gleich
keiner der erwähnten Gegenſtände dazwiſchen geſtanden hätte.
Wenn die Atmoſphäre anfängt, entweder negativ
oder poſitiv elektriſirt zu werden, ſo nimmt die Erde ver-
mittelſt der Unebenheit und Feuchtigkeit ihrer Oberfläche,
hauptſächlich aber durch die auf ihr wachſenden Vegeta-
bilien dieſe Elektricität ebenfalls an, und wird bald auf
gleiche Art mit der Atmoſphäre elektriſirt; dieſe Mit-
theilung aber hört in kurzer Zeit auf, weil ſie nicht fort-
dauren kann, ohne zugleich die ganze in der Erde ſelbſt
enthaltene elektriſche Materie in Bewegung zu ſetzen.
Nunmehr entſtehen aus bereits angegebnen Urſachen
unter der Oberfläche der Erde abwechſelnde Zonen von
poſitiver und negativer Elektricität. Der Wetterſtral
entſteht jederzeit zwiſchen der Atmoſphäre und einer dieſer
Zonen. Nimmt man z. B. an, die Atmoſphäre ſey
poſitiv elektriſiret, ſo wird die Erdfläche durch die Bäu-
me u.ſ.f. bald ebenfalls poſitiv elektriſiret werden; wir
wollen annehmen bis auf eine Tiefe von 10 Schuh:
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Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-18T11:17:52Z)
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Elena Kirillova: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-06-18T11:17:52Z)
Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/135>, abgerufen am 23.11.2024.
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