Achenwall, Gottfried: Abriß der neuesten Staatswissenschaft der vornehmsten Europäischen Reiche und Republicken. Göttingen, 1749.Dänemark. äusserliche Pracht, ist von stillem Wesen, auf-richtig, gastfrey und gutthätig, folgsam, treu und von sich selbst weniger eingenommen, als andere Nationen. Man beschuldiget viele un- ter ihnen der Freßigkeit und Faulheit. Uebri- gens hält er in seinem ganzen Thun und Lassen die Mittelstrasse. Der Norweger ist fast ein umgekehrter Däne, und seine Neigungen kom- men mehr mit dem Genie der Schwedischen Na- tion überein. a) Der Dänen Tugenden und Laster handelt so wohl Holberg, Cap. I. als Pontoppidan, Theil II. Cap. VI. weitläuftig ab. b) Der beissende Molesworth legt ihnen die Mit- telmäßigkeit zur grossen Last, Holberg gestehet sol- che ein, und macht eine Tugend daraus, Bl. 20. §. 14. Man kann nicht leugnen, daß Dänemark a) Von dem Statu rei litterariae Danicae, Pon- toppidan, Th. II. Cap. IX. Bl. 150. b)
Daͤnemark. aͤuſſerliche Pracht, iſt von ſtillem Weſen, auf-richtig, gaſtfrey und gutthaͤtig, folgſam, treu und von ſich ſelbſt weniger eingenommen, als andere Nationen. Man beſchuldiget viele un- ter ihnen der Freßigkeit und Faulheit. Uebri- gens haͤlt er in ſeinem ganzen Thun und Laſſen die Mittelſtraſſe. Der Norweger iſt faſt ein umgekehrter Daͤne, und ſeine Neigungen kom- men mehr mit dem Genie der Schwediſchen Na- tion uͤberein. a) Der Daͤnen Tugenden und Laſter handelt ſo wohl Holberg, Cap. I. als Pontoppidan, Theil II. Cap. VI. weitlaͤuftig ab. b) Der beiſſende Molesworth legt ihnen die Mit- telmaͤßigkeit zur groſſen Laſt, Holberg geſtehet ſol- che ein, und macht eine Tugend daraus, Bl. 20. §. 14. Man kann nicht leugnen, daß Daͤnemark a) Von dem Statu rei litterariae Danicae, Pon- toppidan, Th. II. Cap. IX. Bl. 150. b)
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0285" n="271"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Daͤnemark.</hi></fw><lb/> aͤuſſerliche Pracht, iſt von ſtillem Weſen, auf-<lb/> richtig, gaſtfrey und gutthaͤtig, folgſam, treu<lb/> und von ſich ſelbſt weniger eingenommen, als<lb/> andere Nationen. Man beſchuldiget viele un-<lb/> ter ihnen der Freßigkeit und Faulheit. Uebri-<lb/> gens haͤlt er in ſeinem ganzen Thun und Laſſen<lb/> die Mittelſtraſſe. Der <hi rendition="#fr">Norweger</hi> iſt faſt ein<lb/> umgekehrter Daͤne, und ſeine Neigungen kom-<lb/> men mehr mit dem Genie der Schwediſchen Na-<lb/> tion uͤberein.</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#aq">a)</hi> Der Daͤnen Tugenden und Laſter handelt ſo<lb/> wohl <hi rendition="#fr">Holberg,</hi> Cap. <hi rendition="#aq">I.</hi> als <hi rendition="#fr">Pontoppidan,</hi> Theil<lb/><hi rendition="#aq">II.</hi> Cap. <hi rendition="#aq">VI.</hi> weitlaͤuftig ab.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">b)</hi> Der beiſſende Molesworth legt ihnen die <hi rendition="#fr">Mit-<lb/> telmaͤßigkeit</hi> zur groſſen Laſt, <hi rendition="#fr">Holberg</hi> geſtehet ſol-<lb/> che ein, und macht eine Tugend daraus, Bl. 20.</item> </list> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 14.</head><lb/> <p>Man kann nicht leugnen, daß Daͤnemark<lb/> nicht in den meiſten Wiſſenſchaften einige groſſe<lb/> Gelehrte hervorgebracht; es legt auch die <hi rendition="#fr">Uni-<lb/> verſitaͤt Coppenhagen</hi> mit ihren 4. <hi rendition="#aq">Collegiis</hi><lb/> und andern weiſen Veranſtaltungen von der<lb/> Mildthaͤtigkeit des Oldenburgiſchen Stammes<lb/> gegen die Wiſſenſchaften ein unverwerfliches<lb/> Zeugniß ab: Doch iſt die Zeit, da die Daͤnen<lb/> es andern weiſen Europaͤiſchen Nationen in der<lb/> Gelehrſamkeit gleich thun ſollen, noch zukuͤnftig.</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#aq">a)</hi> Von dem <hi rendition="#aq">Statu rei litterariae Danicae,</hi> <hi rendition="#fr">Pon-<lb/> toppidan,</hi> Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> Cap. <hi rendition="#aq">IX.</hi> Bl. 150.</item> </list><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">b)</hi> </fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [271/0285]
Daͤnemark.
aͤuſſerliche Pracht, iſt von ſtillem Weſen, auf-
richtig, gaſtfrey und gutthaͤtig, folgſam, treu
und von ſich ſelbſt weniger eingenommen, als
andere Nationen. Man beſchuldiget viele un-
ter ihnen der Freßigkeit und Faulheit. Uebri-
gens haͤlt er in ſeinem ganzen Thun und Laſſen
die Mittelſtraſſe. Der Norweger iſt faſt ein
umgekehrter Daͤne, und ſeine Neigungen kom-
men mehr mit dem Genie der Schwediſchen Na-
tion uͤberein.
a) Der Daͤnen Tugenden und Laſter handelt ſo
wohl Holberg, Cap. I. als Pontoppidan, Theil
II. Cap. VI. weitlaͤuftig ab.
b) Der beiſſende Molesworth legt ihnen die Mit-
telmaͤßigkeit zur groſſen Laſt, Holberg geſtehet ſol-
che ein, und macht eine Tugend daraus, Bl. 20.
§. 14.
Man kann nicht leugnen, daß Daͤnemark
nicht in den meiſten Wiſſenſchaften einige groſſe
Gelehrte hervorgebracht; es legt auch die Uni-
verſitaͤt Coppenhagen mit ihren 4. Collegiis
und andern weiſen Veranſtaltungen von der
Mildthaͤtigkeit des Oldenburgiſchen Stammes
gegen die Wiſſenſchaften ein unverwerfliches
Zeugniß ab: Doch iſt die Zeit, da die Daͤnen
es andern weiſen Europaͤiſchen Nationen in der
Gelehrſamkeit gleich thun ſollen, noch zukuͤnftig.
a) Von dem Statu rei litterariae Danicae, Pon-
toppidan, Th. II. Cap. IX. Bl. 150.
b)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/achenwall_staatswissenschaft_1749 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/achenwall_staatswissenschaft_1749/285 |
Zitationshilfe: | Achenwall, Gottfried: Abriß der neuesten Staatswissenschaft der vornehmsten Europäischen Reiche und Republicken. Göttingen, 1749, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/achenwall_staatswissenschaft_1749/285>, abgerufen am 28.07.2024. |