Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

Freyherrlich-Abschatzisches

Ist doch die weite Welt vor seinen Preiß zu enge/
Der gegen Ost und West und Süd und Norden steigt/
Ich bin nur allzu schwach ihn völlig abzuschildern/
Ein Rubens/ ein Bernin gehört zu solchen Bildern/
Die man der Affter-Welt/ als Meister-Stücke/ zeigt.

Doch weil mich ein Befehl/ dem nicht zu widerstreben/
Bey dieser Ehren-Grufft auch etwas setzen heist:
So will ich mich zwar nicht auff den Parnaß begeben/
Ich finde mich zu schwach/ und kenne meinen Geist.
Des Helden Lebens-Lauff schärfft statt der Pierinnen/
Und statt des Helicons die abgenüzten Sinnen;
Wer diesen Zunder hat/ fühlt eine Himmels-Glutt/
Der Trieb wird angeflammt/ und dringt biß in die Seele/
Die macht sich aus dem Schmauch der eitlen Kummer-
Höle/

Und schöpfft/ wie schwer es scheint/ doch einen neuen
Mutt.
Wo fang' ich aber an dein Bildniß zu betrachten/
Ich habe schon vorhin Blutt/ Gutt und Stand ver-
lacht.

Dergleichen Kinder-Tand ist nur alsdenn zu achten/
Wenn sonst nichts Köstliches die Leichen ewig macht.
Doch hier befind' ich nicht/ daß derogleichen Züge
Und Farben nöthig sind. Indem sich von der Wiege
Biß zu der Todten-Bahr ein Purpur blicken läst/
Den Tugend/ Wissenschafft und Redligkeit gewebet;
Versichert/ über wen ein solcher Segen schwebet/
Der trozt mit gutem Recht des Todes grimme Pest.
Die Jugend/ welche sich der Wollust offt ergiebet/
Ward der Gelehrsamkeit durch Müh und Fleiß ge-
weyht/

Wenn sonst ein Ritters-Mann Pferd oder Gläser liebet/
So hat den Seligsten nichts als ein Buch erfreut.
Bald must ihm Curtius den Alexander weisen/
Bald aber Livius die alten Römer preisen/
Und

Freyherrlich-Abſchatziſches

Iſt doch die weite Welt vor ſeinen Preiß zu enge/
Der gegen Oſt und Weſt und Suͤd und Norden ſteigt/
Ich bin nur allzu ſchwach ihn voͤllig abzuſchildern/
Ein Rubens/ ein Bernin gehoͤrt zu ſolchen Bildern/
Die man der Affter-Welt/ als Meiſter-Stuͤcke/ zeigt.

Doch weil mich ein Befehl/ dem nicht zu widerſtreben/
Bey dieſer Ehren-Grufft auch etwas ſetzen heiſt:
So will ich mich zwar nicht auff den Parnaß begeben/
Ich finde mich zu ſchwach/ und kenne meinen Geiſt.
Des Helden Lebens-Lauff ſchaͤrfft ſtatt der Pierinnen/
Und ſtatt des Helicons die abgenuͤzten Sinnen;
Wer dieſen Zunder hat/ fuͤhlt eine Himmels-Glutt/
Der Trieb wird angeflammt/ und dringt biß in die Seele/
Die macht ſich aus dem Schmauch der eitlen Kummer-
Hoͤle/

Und ſchoͤpfft/ wie ſchwer es ſcheint/ doch einen neuen
Mutt.
Wo fang’ ich aber an dein Bildniß zu betrachten/
Ich habe ſchon vorhin Blutt/ Gutt und Stand ver-
lacht.

Dergleichen Kinder-Tand iſt nur alsdenn zu achten/
Wenn ſonſt nichts Koͤſtliches die Leichen ewig macht.
Doch hier befind’ ich nicht/ daß derogleichen Zuͤge
Und Farben noͤthig ſind. Indem ſich von der Wiege
Biß zu der Todten-Bahr ein Purpur blicken laͤſt/
Den Tugend/ Wiſſenſchafft und Redligkeit gewebet;
Verſichert/ uͤber wen ein ſolcher Segen ſchwebet/
Der trozt mit gutem Recht des Todes grimme Peſt.
Die Jugend/ welche ſich der Wolluſt offt ergiebet/
Ward der Gelehrſamkeit durch Muͤh und Fleiß ge-
weyht/

Wenn ſonſt ein Ritters-Mann Pferd oder Glaͤſer liebet/
So hat den Seligſten nichts als ein Buch erfreut.
Bald muſt ihm Curtius den Alexander weiſen/
Bald aber Livius die alten Roͤmer preiſen/
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="3">
              <lg n="6">
                <pb facs="#f0088" n="68"/>
                <fw place="top" type="header">Freyherrlich-Ab&#x017F;chatzi&#x017F;ches</fw><lb/>
                <l>I&#x017F;t doch die weite Welt vor &#x017F;einen Preiß zu enge/</l><lb/>
                <l>Der gegen O&#x017F;t und We&#x017F;t und Su&#x0364;d und Norden &#x017F;teigt/</l><lb/>
                <l>Ich bin nur allzu &#x017F;chwach ihn vo&#x0364;llig abzu&#x017F;childern/</l><lb/>
                <l>Ein Rubens/ ein Bernin geho&#x0364;rt zu &#x017F;olchen Bildern/</l><lb/>
                <l>Die man der Affter-Welt/ als Mei&#x017F;ter-Stu&#x0364;cke/ zeigt.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="7">
                <l>Doch weil mich ein Befehl/ dem nicht zu wider&#x017F;treben/</l><lb/>
                <l>Bey die&#x017F;er Ehren-Grufft auch etwas &#x017F;etzen hei&#x017F;t:</l><lb/>
                <l>So will ich mich zwar nicht auff den Parnaß begeben/</l><lb/>
                <l>Ich finde mich zu &#x017F;chwach/ und kenne meinen Gei&#x017F;t.</l><lb/>
                <l>Des Helden Lebens-Lauff &#x017F;cha&#x0364;rfft &#x017F;tatt der Pierinnen/</l><lb/>
                <l>Und &#x017F;tatt des Helicons die abgenu&#x0364;zten Sinnen;</l><lb/>
                <l>Wer die&#x017F;en Zunder hat/ fu&#x0364;hlt eine Himmels-Glutt/</l><lb/>
                <l>Der Trieb wird angeflammt/ und dringt biß in die Seele/</l><lb/>
                <l>Die macht &#x017F;ich aus dem Schmauch der eitlen Kummer-<lb/><hi rendition="#c">Ho&#x0364;le/</hi></l><lb/>
                <l>Und &#x017F;cho&#x0364;pfft/ wie &#x017F;chwer es &#x017F;cheint/ doch einen neuen<lb/><hi rendition="#c">Mutt.</hi></l>
              </lg><lb/>
              <lg n="8">
                <l>Wo fang&#x2019; ich aber an dein Bildniß zu betrachten/</l><lb/>
                <l>Ich habe &#x017F;chon vorhin Blutt/ Gutt und Stand ver-<lb/><hi rendition="#c">lacht.</hi></l><lb/>
                <l>Dergleichen Kinder-Tand i&#x017F;t nur alsdenn zu achten/</l><lb/>
                <l>Wenn &#x017F;on&#x017F;t nichts Ko&#x0364;&#x017F;tliches die Leichen ewig macht.</l><lb/>
                <l>Doch hier befind&#x2019; ich nicht/ daß derogleichen Zu&#x0364;ge</l><lb/>
                <l>Und Farben no&#x0364;thig &#x017F;ind. Indem &#x017F;ich von der Wiege</l><lb/>
                <l>Biß zu der Todten-Bahr ein Purpur blicken la&#x0364;&#x017F;t/</l><lb/>
                <l>Den Tugend/ Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft und Redligkeit gewebet;</l><lb/>
                <l>Ver&#x017F;ichert/ u&#x0364;ber wen ein &#x017F;olcher Segen &#x017F;chwebet/</l><lb/>
                <l>Der trozt mit gutem Recht des Todes grimme Pe&#x017F;t.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="9">
                <l>Die Jugend/ welche &#x017F;ich der Wollu&#x017F;t offt ergiebet/</l><lb/>
                <l>Ward der Gelehr&#x017F;amkeit durch Mu&#x0364;h und Fleiß ge-<lb/><hi rendition="#c">weyht/</hi></l><lb/>
                <l>Wenn &#x017F;on&#x017F;t ein Ritters-Mann Pferd oder Gla&#x0364;&#x017F;er liebet/</l><lb/>
                <l>So hat den Selig&#x017F;ten nichts als ein Buch erfreut.</l><lb/>
                <l>Bald mu&#x017F;t ihm Curtius den Alexander wei&#x017F;en/</l><lb/>
                <l>Bald aber Livius die alten Ro&#x0364;mer prei&#x017F;en/</l><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
              </lg>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0088] Freyherrlich-Abſchatziſches Iſt doch die weite Welt vor ſeinen Preiß zu enge/ Der gegen Oſt und Weſt und Suͤd und Norden ſteigt/ Ich bin nur allzu ſchwach ihn voͤllig abzuſchildern/ Ein Rubens/ ein Bernin gehoͤrt zu ſolchen Bildern/ Die man der Affter-Welt/ als Meiſter-Stuͤcke/ zeigt. Doch weil mich ein Befehl/ dem nicht zu widerſtreben/ Bey dieſer Ehren-Grufft auch etwas ſetzen heiſt: So will ich mich zwar nicht auff den Parnaß begeben/ Ich finde mich zu ſchwach/ und kenne meinen Geiſt. Des Helden Lebens-Lauff ſchaͤrfft ſtatt der Pierinnen/ Und ſtatt des Helicons die abgenuͤzten Sinnen; Wer dieſen Zunder hat/ fuͤhlt eine Himmels-Glutt/ Der Trieb wird angeflammt/ und dringt biß in die Seele/ Die macht ſich aus dem Schmauch der eitlen Kummer- Hoͤle/ Und ſchoͤpfft/ wie ſchwer es ſcheint/ doch einen neuen Mutt. Wo fang’ ich aber an dein Bildniß zu betrachten/ Ich habe ſchon vorhin Blutt/ Gutt und Stand ver- lacht. Dergleichen Kinder-Tand iſt nur alsdenn zu achten/ Wenn ſonſt nichts Koͤſtliches die Leichen ewig macht. Doch hier befind’ ich nicht/ daß derogleichen Zuͤge Und Farben noͤthig ſind. Indem ſich von der Wiege Biß zu der Todten-Bahr ein Purpur blicken laͤſt/ Den Tugend/ Wiſſenſchafft und Redligkeit gewebet; Verſichert/ uͤber wen ein ſolcher Segen ſchwebet/ Der trozt mit gutem Recht des Todes grimme Peſt. Die Jugend/ welche ſich der Wolluſt offt ergiebet/ Ward der Gelehrſamkeit durch Muͤh und Fleiß ge- weyht/ Wenn ſonſt ein Ritters-Mann Pferd oder Glaͤſer liebet/ So hat den Seligſten nichts als ein Buch erfreut. Bald muſt ihm Curtius den Alexander weiſen/ Bald aber Livius die alten Roͤmer preiſen/ Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/88
Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/88>, abgerufen am 04.05.2024.