Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Vermischte Gedichte. Wahrer Tugend heller Glantz kan niemahls im Schatten gehen: Wenn der Lebens-Abend kömmt sieht man sie beyn Sternen stehen. Nur die Gütter des Gemüttes bleiben fest und unver- rückt: Von des schönen Leibes Blüte wird was täglich abge- zwickt. Jugend ist der Liebe Mutter/ Füll und Müßiggang die Amme/ Wann sie die nicht unterhalten/ fällt die Frucht gar bald vom Stamme. Mehr falscher Schein und minder Sicherheit/ Ist zwischen Hoff und Land der Unterscheid. Beute soll der Knechte seyn: Ehre streicht der Feldherr ein. Wer hat eine Zeit erblickt Die sich nicht zur Tugend schickt? Alt und jung und Mittel-Mann Stehet ihre Tracht wohl an. Besser ists mit Ruhm erkalten Als mit Schimpff das Blutt erhalten/ Wie ihr Schwind ist diß verdorben! Schande lebt/ wenn wir gestorben. Hel- l 3
Vermiſchte Gedichte. Wahrer Tugend heller Glantz kan niemahls im Schatten gehen: Wenn der Lebens-Abend koͤmmt ſieht man ſie beyn Sternen ſtehen. Nur die Guͤtter des Gemuͤttes bleiben feſt und unver- ruͤckt: Von des ſchoͤnen Leibes Bluͤte wird was taͤglich abge- zwickt. Jugend iſt der Liebe Mutter/ Fuͤll und Muͤßiggang die Amme/ Wann ſie die nicht unterhalten/ faͤllt die Frucht gar bald vom Stamme. Mehr falſcher Schein und minder Sicherheit/ Iſt zwiſchen Hoff und Land der Unterſcheid. Beute ſoll der Knechte ſeyn: Ehre ſtreicht der Feldherr ein. Wer hat eine Zeit erblickt Die ſich nicht zur Tugend ſchickt? Alt und jung und Mittel-Mann Stehet ihre Tracht wohl an. Beſſer iſts mit Ruhm erkalten Als mit Schimpff das Blutt erhalten/ Wie ihr Schwind iſt diß verdorben! Schande lebt/ wenn wir geſtorben. Hel- l 3
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Vermiſchte Gedichte.
Wahrer Tugend heller Glantz kan niemahls im Schatten
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Wenn der Lebens-Abend koͤmmt ſieht man ſie beyn Sternen
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Von des ſchoͤnen Leibes Bluͤte wird was taͤglich abge-
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Jugend iſt der Liebe Mutter/ Fuͤll und Muͤßiggang die
Amme/
Wann ſie die nicht unterhalten/ faͤllt die Frucht gar bald vom
Stamme.
Mehr falſcher Schein und minder Sicherheit/
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Beute ſoll der Knechte ſeyn:
Ehre ſtreicht der Feldherr ein.
Wer hat eine Zeit erblickt
Die ſich nicht zur Tugend ſchickt?
Alt und jung und Mittel-Mann
Stehet ihre Tracht wohl an.
Beſſer iſts mit Ruhm erkalten
Als mit Schimpff das Blutt erhalten/
Wie ihr Schwind iſt diß verdorben!
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Zitationshilfe: | Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/745>, abgerufen am 05.07.2024. |