Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Vermischte Gedichte. Mein mattes Haupt hängt nach der Seit/ Und krümmt den Mund ob seinen Plagen/ Der Fuß voll schwacher Müdigkeit Kan nicht den magern Leib mehr tragen/ Der fast verschlossnen Augen Kertzen Bethränen rinnend meine Schmertzen. Diß ist der Sünden Liberey/ Die ich an meinen Gliedern führe: Vielleicht kömmt bald die Zeit herbey Die euch nach gleicher Art beziere/ Den stoltz-gesinnten Hochmutt lege/ Des Todes Bildnis in euch präge. Thüringer Wald. Oschöne Gegend/ welche mirDas alte Deutschland stellet für/ Wie unsrer Tuisconen Schaar Vorzeiten so vergnüget war/ Wie sie dem linden Strome nach Der Silber-hellen Spiegel-Bach In ein begrüntes Thal hinaus Gebauet manch geringes Hauß/ In welchem sie mit Fried und Ruh Ihr langes Alter brachten zu/ Und/ ohne schnödes Mein und Dein/ Mit dem vergnüget konten seyn/ Was sonder viel-gebrauchte Müh Darreichte Wiese/ Wald und Vieh. O selig/ wer zu dem bereit Beschlüssen kan den Lauff der Zeit/ In seines Vaterlandes Schoß/ Von gutten Freunden nimmer bloß/ Um Schätz und Gütter unbetrübt/ In keine Pracht der Welt verliebt/ Läst seine beste Lust allein Freund/ Bücher und Gewissen seyn/ Geniest des Orts in stiller Ruh D[er]
Vermiſchte Gedichte. Mein mattes Haupt haͤngt nach der Seit/ Und kruͤmmt den Mund ob ſeinen Plagen/ Der Fuß voll ſchwacher Muͤdigkeit Kan nicht den magern Leib mehr tragen/ Der faſt verſchloſſnen Augen Kertzen Bethraͤnen rinnend meine Schmertzen. Diß iſt der Suͤnden Liberey/ Die ich an meinen Gliedern fuͤhre: Vielleicht koͤmmt bald die Zeit herbey Die euch nach gleicher Art beziere/ Den ſtoltz-geſinnten Hochmutt lege/ Des Todes Bildnis in euch praͤge. Thuͤringer Wald. Oſchoͤne Gegend/ welche mirDas alte Deutſchland ſtellet fuͤr/ Wie unſrer Tuiſconen Schaar Vorzeiten ſo vergnuͤget war/ Wie ſie dem linden Strome nach Der Silber-hellen Spiegel-Bach In ein begruͤntes Thal hinaus Gebauet manch geringes Hauß/ In welchem ſie mit Fried und Ruh Ihr langes Alter brachten zu/ Und/ ohne ſchnoͤdes Mein und Dein/ Mit dem vergnuͤget konten ſeyn/ Was ſonder viel-gebrauchte Muͤh Darreichte Wieſe/ Wald und Vieh. O ſelig/ wer zu dem bereit Beſchluͤſſen kan den Lauff der Zeit/ In ſeines Vaterlandes Schoß/ Von gutten Freunden nimmer bloß/ Um Schaͤtz und Guͤtter unbetruͤbt/ In keine Pracht der Welt verliebt/ Laͤſt ſeine beſte Luſt allein Freund/ Buͤcher und Gewiſſen ſeyn/ Genieſt des Orts in ſtiller Ruh D[er]
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Vermiſchte Gedichte.
Mein mattes Haupt haͤngt nach der Seit/
Und kruͤmmt den Mund ob ſeinen Plagen/
Der Fuß voll ſchwacher Muͤdigkeit
Kan nicht den magern Leib mehr tragen/
Der faſt verſchloſſnen Augen Kertzen
Bethraͤnen rinnend meine Schmertzen.
Diß iſt der Suͤnden Liberey/
Die ich an meinen Gliedern fuͤhre:
Vielleicht koͤmmt bald die Zeit herbey
Die euch nach gleicher Art beziere/
Den ſtoltz-geſinnten Hochmutt lege/
Des Todes Bildnis in euch praͤge.
Thuͤringer Wald.
Oſchoͤne Gegend/ welche mir
Das alte Deutſchland ſtellet fuͤr/
Wie unſrer Tuiſconen Schaar
Vorzeiten ſo vergnuͤget war/
Wie ſie dem linden Strome nach
Der Silber-hellen Spiegel-Bach
In ein begruͤntes Thal hinaus
Gebauet manch geringes Hauß/
In welchem ſie mit Fried und Ruh
Ihr langes Alter brachten zu/
Und/ ohne ſchnoͤdes Mein und Dein/
Mit dem vergnuͤget konten ſeyn/
Was ſonder viel-gebrauchte Muͤh
Darreichte Wieſe/ Wald und Vieh.
O ſelig/ wer zu dem bereit
Beſchluͤſſen kan den Lauff der Zeit/
In ſeines Vaterlandes Schoß/
Von gutten Freunden nimmer bloß/
Um Schaͤtz und Guͤtter unbetruͤbt/
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Zitationshilfe: | Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/666>, abgerufen am 25.07.2024. |