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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Ehren-Gedächtniß.
Glaubt/ daß sein Geist izt nur der Sterbligkeit entrissen/
Weil sein Gedächtniß doch bey uns lebendig bleibt/
Ihr könnet dieses ja aus dieser Grab-Schrifft schlüssen/
So Tugend/ Gottesfurcht und eigne Kunst ihm
schreibt:

Hier lieget unser Schatz in diesem Ehren-Tempel/
Und bleibt verewiget der Lebenden Exempel.

Hanns Friedrich von Kreckwitz.




So hat des Himmels Schluß schon wieder wahr ge-
macht/
Daß auch ein Cedern-Baum von ungemeiner Höhe
Auff seinem Libanon nicht fest und sicher stehe/
Wenn Donner/ Sturm und Blitz um seinen Gipffel
kracht:

Mich deucht ich höre noch den Streich in Ohren knallen/
Der diesen edlen Baum so bald zu Boden schlug.
Die Stimme ruffet laut: Die Säule ist gefallen/
Die dieses Landes Heyl auff ihren Schultern trug.
Erlaube/ Seligster/ daß dich mein Kiel so nennt/
Indem er zitternd will die lezte Pflicht ablegen/
Und diesen herben Fall noch einmahl wohl erwegen/
Der dich so unverhofft von unsrer Seite trennt.
Denn hebt ein solcher Baum sein Haubt biß an die Ster-
nen/

So hat dein hoher Stand dich höher noch gesezt:
Die Klugen musten selbst von deinem Witz erlernen/
Wie man der Tugend Lob in Ceder-Taffeln äzt.
Ach ungemeiner Geist! soll dein gelehrter Kiel
Und unermüdter Fleiß von unsern Augen weichen/
Wie/ lästu uns nach dir/ viel die dir werden gleichen?
Sezt dir der Himmel denn so kurtze Maaß und Ziel?
Der
Ehren-Gedaͤchtniß.
Glaubt/ daß ſein Geiſt izt nur der Sterbligkeit entriſſen/
Weil ſein Gedaͤchtniß doch bey uns lebendig bleibt/
Ihr koͤnnet dieſes ja aus dieſer Grab-Schrifft ſchluͤſſen/
So Tugend/ Gottesfurcht und eigne Kunſt ihm
ſchreibt:

Hier lieget unſer Schatz in dieſem Ehren-Tempel/
Und bleibt verewiget der Lebenden Exempel.

Hanns Friedrich von Kreckwitz.




So hat des Himmels Schluß ſchon wieder wahr ge-
macht/
Daß auch ein Cedern-Baum von ungemeiner Hoͤhe
Auff ſeinem Libanon nicht feſt und ſicher ſtehe/
Wenn Donner/ Sturm und Blitz um ſeinen Gipffel
kracht:

Mich deucht ich hoͤre noch den Streich in Ohren knallen/
Der dieſen edlen Baum ſo bald zu Boden ſchlug.
Die Stimme ruffet laut: Die Saͤule iſt gefallen/
Die dieſes Landes Heyl auff ihren Schultern trug.
Erlaube/ Seligſter/ daß dich mein Kiel ſo nennt/
Indem er zitternd will die lezte Pflicht ablegen/
Und dieſen herben Fall noch einmahl wohl erwegen/
Der dich ſo unverhofft von unſrer Seite trennt.
Denn hebt ein ſolcher Baum ſein Haubt biß an die Ster-
nen/

So hat dein hoher Stand dich hoͤher noch geſezt:
Die Klugen muſten ſelbſt von deinem Witz erlernen/
Wie man der Tugend Lob in Ceder-Taffeln aͤzt.
Ach ungemeiner Geiſt! ſoll dein gelehrter Kiel
Und unermuͤdter Fleiß von unſern Augen weichen/
Wie/ laͤſtu uns nach dir/ viel die dir werden gleichen?
Sezt dir der Himmel denn ſo kurtze Maaß und Ziel?
Der
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[45/0065] Ehren-Gedaͤchtniß. Glaubt/ daß ſein Geiſt izt nur der Sterbligkeit entriſſen/ Weil ſein Gedaͤchtniß doch bey uns lebendig bleibt/ Ihr koͤnnet dieſes ja aus dieſer Grab-Schrifft ſchluͤſſen/ So Tugend/ Gottesfurcht und eigne Kunſt ihm ſchreibt: Hier lieget unſer Schatz in dieſem Ehren-Tempel/ Und bleibt verewiget der Lebenden Exempel. Hanns Friedrich von Kreckwitz. So hat des Himmels Schluß ſchon wieder wahr ge- macht/ Daß auch ein Cedern-Baum von ungemeiner Hoͤhe Auff ſeinem Libanon nicht feſt und ſicher ſtehe/ Wenn Donner/ Sturm und Blitz um ſeinen Gipffel kracht: Mich deucht ich hoͤre noch den Streich in Ohren knallen/ Der dieſen edlen Baum ſo bald zu Boden ſchlug. Die Stimme ruffet laut: Die Saͤule iſt gefallen/ Die dieſes Landes Heyl auff ihren Schultern trug. Erlaube/ Seligſter/ daß dich mein Kiel ſo nennt/ Indem er zitternd will die lezte Pflicht ablegen/ Und dieſen herben Fall noch einmahl wohl erwegen/ Der dich ſo unverhofft von unſrer Seite trennt. Denn hebt ein ſolcher Baum ſein Haubt biß an die Ster- nen/ So hat dein hoher Stand dich hoͤher noch geſezt: Die Klugen muſten ſelbſt von deinem Witz erlernen/ Wie man der Tugend Lob in Ceder-Taffeln aͤzt. Ach ungemeiner Geiſt! ſoll dein gelehrter Kiel Und unermuͤdter Fleiß von unſern Augen weichen/ Wie/ laͤſtu uns nach dir/ viel die dir werden gleichen? Sezt dir der Himmel denn ſo kurtze Maaß und Ziel? Der

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/65>, abgerufen am 04.05.2024.