Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Himmel-Schlüssel. Todes-Post zu dreyen Stimmen. Baß. 1.Beschicke dein Hauß/ die Boten erscheinen/ Welche dir nach und nach kündigen an/ Daß dein Abscheiden nicht ferne seyn kan: Bestelle dein Grab/ versorge die Deinen. 2. Beschicke dein Hauß! die bleichenden Haare/ Die streichenden Jahre sind Leiter zur Bahre/ Schwindel im Haubte/ Beklemmung und Schmertzen Drohen mit tödlichen Stössen dem Hertzen. 3. Bestelle dein Hauß/ berathe die Seele! Stunden entführen/ verlieren die Zeit: Wer sich zur Reise nicht weißlich bereit/ Geht irre/ verfällt zur höllischen Höle. 4. Bethräne mit Sehnen was Ubels verübet/ Fall deme zu Füssen der Sünde vergiebet! Eyfriges Ruffen und gläubiges Hoffen Hält dir die Pforte der Himmels-Burg offen. Tenor. 1. Traurige Stimme/ bekümmerte Post/ Die zagende Seele vom Leibe zu scheiden/ Behagende Freuden und Freunde vermeiden/ Würmern im Grabe gedeyhen zur Kost! 2. Sollen die Glieder so zeitlich erkalten? Zeigt sich kein Mittel die Seele zu halten? Wissen denn keine geübte Chymisten/ Länger den fliehenden Athem zu fristen. 3. Beg- K 5
Himmel-Schluͤſſel. Todes-Poſt zu dreyen Stimmen. Baß. 1.Beſchicke dein Hauß/ die Boten erſcheinen/ Welche dir nach und nach kuͤndigen an/ Daß dein Abſcheiden nicht ferne ſeyn kan: Beſtelle dein Grab/ verſorge die Deinen. 2. Beſchicke dein Hauß! die bleichenden Haare/ Die ſtreichenden Jahre ſind Leiter zur Bahre/ Schwindel im Haubte/ Beklemmung und Schmertzen Drohen mit toͤdlichen Stoͤſſen dem Hertzen. 3. Beſtelle dein Hauß/ berathe die Seele! Stunden entfuͤhren/ verlieren die Zeit: Wer ſich zur Reiſe nicht weißlich bereit/ Geht irre/ verfaͤllt zur hoͤlliſchen Hoͤle. 4. Bethraͤne mit Sehnen was Ubels veruͤbet/ Fall deme zu Fuͤſſen der Suͤnde vergiebet! Eyfriges Ruffen und glaͤubiges Hoffen Haͤlt dir die Pforte der Himmels-Burg offen. Tenor. 1. Traurige Stimme/ bekuͤmmerte Poſt/ Die zagende Seele vom Leibe zu ſcheiden/ Behagende Freuden und Freunde vermeiden/ Wuͤrmern im Grabe gedeyhen zur Koſt! 2. Sollen die Glieder ſo zeitlich erkalten? Zeigt ſich kein Mittel die Seele zu halten? Wiſſen denn keine geuͤbte Chymiſten/ Laͤnger den fliehenden Athem zu friſten. 3. Beg- K 5
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Beſchicke dein Hauß/ die Boten erſcheinen/
Welche dir nach und nach kuͤndigen an/
Daß dein Abſcheiden nicht ferne ſeyn kan:
Beſtelle dein Grab/ verſorge die Deinen.
2.
Beſchicke dein Hauß! die bleichenden Haare/
Die ſtreichenden Jahre ſind Leiter zur Bahre/
Schwindel im Haubte/ Beklemmung und Schmertzen
Drohen mit toͤdlichen Stoͤſſen dem Hertzen.
3.
Beſtelle dein Hauß/ berathe die Seele!
Stunden entfuͤhren/ verlieren die Zeit:
Wer ſich zur Reiſe nicht weißlich bereit/
Geht irre/ verfaͤllt zur hoͤlliſchen Hoͤle.
4.
Bethraͤne mit Sehnen was Ubels veruͤbet/
Fall deme zu Fuͤſſen der Suͤnde vergiebet!
Eyfriges Ruffen und glaͤubiges Hoffen
Haͤlt dir die Pforte der Himmels-Burg offen.
Tenor. 1.
Traurige Stimme/ bekuͤmmerte Poſt/
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Behagende Freuden und Freunde vermeiden/
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Zitationshilfe: | Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/573>, abgerufen am 25.07.2024. |