Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Himmel-Schlüssel. Was ewig freu' und ewig schmertze.Die träge Schlaff-Sucht wiegt dich ein/ Daß keiner heilgen Flamme Schein Die todte Finsterniß durchdringet/ In Blindheits-voller Mattigkeit/ Die den erstorbnen Geist bespringet/ Verschläfft/ verderbst du deine Zeit. Ach ändre/ bessre die Gedancken/ Besinne klüger/ was du thust/ Und zwinge deine freye Lust Mit Ernst in ausgesteckte Schrancken/ Denck/ handle/ liebe so mit Fleiß/ Als ob der lezte Todes-Schweiß Dich stündlich übereilen wolte/ Als ob dein lezter Augenblick Einträt/ und nun entscheiden solte Dein ewig Weh/ und ewig Glück! Wer Sorge trägt für sein Gewissen/ Der schaut den Tod nicht anders an/ Als eine Freuden-volle Bahn Zu wünschens-würdigem Genüssen. Er kan das klappernde Gebein/ Der dürren Wangen bleichen Schein Mit unverwandtem Mutt ertragen/ Denn jenes bildet ihm nur hier Das Ende seiner Müh und Plagen/ Und die der Freyheit Eingang für. Fleuch für der Schuld/ und thue Busse/ Wiltu genüssen ewger Ruh/ Damit du nicht in fauler Muße Dem grossen Hauffen rennest zu. Bereite dich ja ohn Verdruß: Denn/ hast du heute nicht den Schluß/ Wird er dir morgen leichter fallen? Hast du das Ziel in deiner Hand/ Daß F 4
Himmel-Schluͤſſel. Was ewig freu’ und ewig ſchmertze.Die traͤge Schlaff-Sucht wiegt dich ein/ Daß keiner heilgen Flamme Schein Die todte Finſterniß durchdringet/ In Blindheits-voller Mattigkeit/ Die den erſtorbnen Geiſt beſpringet/ Verſchlaͤfft/ verderbſt du deine Zeit. Ach aͤndre/ beſſre die Gedancken/ Beſinne kluͤger/ was du thuſt/ Und zwinge deine freye Luſt Mit Ernſt in ausgeſteckte Schrancken/ Denck/ handle/ liebe ſo mit Fleiß/ Als ob der lezte Todes-Schweiß Dich ſtuͤndlich uͤbereilen wolte/ Als ob dein lezter Augenblick Eintraͤt/ und nun entſcheiden ſolte Dein ewig Weh/ und ewig Gluͤck! Wer Sorge traͤgt fuͤr ſein Gewiſſen/ Der ſchaut den Tod nicht anders an/ Als eine Freuden-volle Bahn Zu wuͤnſchens-wuͤrdigem Genuͤſſen. Er kan das klappernde Gebein/ Der duͤrren Wangen bleichen Schein Mit unverwandtem Mutt ertragen/ Denn jenes bildet ihm nur hier Das Ende ſeiner Muͤh und Plagen/ Und die der Freyheit Eingang fuͤr. Fleuch fuͤr der Schuld/ und thue Buſſe/ Wiltu genuͤſſen ewger Ruh/ Damit du nicht in fauler Muße Dem groſſen Hauffen renneſt zu. Bereite dich ja ohn Verdruß: Denn/ haſt du heute nicht den Schluß/ Wird er dir morgen leichter fallen? Haſt du das Ziel in deiner Hand/ Daß F 4
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Himmel-Schluͤſſel.
Was ewig freu’ und ewig ſchmertze.
Die traͤge Schlaff-Sucht wiegt dich ein/
Daß keiner heilgen Flamme Schein
Die todte Finſterniß durchdringet/
In Blindheits-voller Mattigkeit/
Die den erſtorbnen Geiſt beſpringet/
Verſchlaͤfft/ verderbſt du deine Zeit.
Ach aͤndre/ beſſre die Gedancken/
Beſinne kluͤger/ was du thuſt/
Und zwinge deine freye Luſt
Mit Ernſt in ausgeſteckte Schrancken/
Denck/ handle/ liebe ſo mit Fleiß/
Als ob der lezte Todes-Schweiß
Dich ſtuͤndlich uͤbereilen wolte/
Als ob dein lezter Augenblick
Eintraͤt/ und nun entſcheiden ſolte
Dein ewig Weh/ und ewig Gluͤck!
Wer Sorge traͤgt fuͤr ſein Gewiſſen/
Der ſchaut den Tod nicht anders an/
Als eine Freuden-volle Bahn
Zu wuͤnſchens-wuͤrdigem Genuͤſſen.
Er kan das klappernde Gebein/
Der duͤrren Wangen bleichen Schein
Mit unverwandtem Mutt ertragen/
Denn jenes bildet ihm nur hier
Das Ende ſeiner Muͤh und Plagen/
Und die der Freyheit Eingang fuͤr.
Fleuch fuͤr der Schuld/ und thue Buſſe/
Wiltu genuͤſſen ewger Ruh/
Damit du nicht in fauler Muße
Dem groſſen Hauffen renneſt zu.
Bereite dich ja ohn Verdruß:
Denn/ haſt du heute nicht den Schluß/
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