Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
ANEMONS und
Der Zytheren süsses Blicken/
Die aus ihrer Augen Nacht
Kunte Sonnen-Strahlen schicken/
Hat den Preiß darvon gebracht.
Göldner Locken stoltze Pracht
Mag den leichten Nero fangen:
Bleibt das klügste Wild nicht hangen/
Wo die Schlinge schwartz gemacht?
Braunes Haar kan auch verdienen/
Gleich dem gelben/ Zahl und Lied:
Zeuge/ wer an Nigellinen
Ein recht würdig Beyspiel sieht.
Rühmt der rothen Schmincke Zier/
Last die weiße Cloris prangen
Mit dem Schnee der glatten Wangen;
Schwartz allein beliebet mir.
Roth muß von der Sonne bleichen/
Weiß nimmt ihre Brandmahl an;
Ists nicht schwartz/ der Treue Zeichen/
Das sich nimmer ändern kan.
Schwärzt der blaue Himmel nicht/

Zu der Thetis lassen tragen/
Sein gebräuntes Angesicht.
Liebt man nicht den duncklen Schaten
Und der schwartzen Nächte Rast/
Wenn die heißen Glieder braten
Für des Tages Uberlast?
Wird nach schwartzer Kirschen Frucht
Nicht der höchste Baum bestiegen/
Andre/ die man siehet liegen/
Kaum mit fauler Hand gesucht?
Muß
ANEMONS und
Der Zytheren ſuͤſſes Blicken/
Die aus ihrer Augen Nacht
Kunte Sonnen-Strahlen ſchicken/
Hat den Preiß darvon gebracht.
Goͤldner Locken ſtoltze Pracht
Mag den leichten Nero fangen:
Bleibt das kluͤgſte Wild nicht hangen/
Wo die Schlinge ſchwartz gemacht?
Braunes Haar kan auch verdienen/
Gleich dem gelben/ Zahl und Lied:
Zeuge/ wer an Nigellinen
Ein recht wuͤrdig Beyſpiel ſieht.
Ruͤhmt der rothen Schmincke Zier/
Laſt die weiße Cloris prangen
Mit dem Schnee der glatten Wangen;
Schwartz allein beliebet mir.
Roth muß von der Sonne bleichen/
Weiß nimmt ihre Brandmahl an;
Iſts nicht ſchwartz/ der Treue Zeichen/
Das ſich nimmer aͤndern kan.
Schwaͤrzt der blaue Himmel nicht/

Zu der Thetis laſſen tragen/
Sein gebraͤuntes Angeſicht.
Liebt man nicht den duncklen Schaten
Und der ſchwartzen Naͤchte Raſt/
Wenn die heißen Glieder braten
Fuͤr des Tages Uberlaſt?
Wird nach ſchwartzer Kirſchen Frucht
Nicht der hoͤchſte Baum beſtiegen/
Andre/ die man ſiehet liegen/
Kaum mit fauler Hand geſucht?
Muß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0360" n="260"/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">ANEMONS</hi></hi> und</fw><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Der Zytheren &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;es Blicken/</l><lb/>
            <l>Die aus ihrer Augen Nacht</l><lb/>
            <l>Kunte Sonnen-Strahlen &#x017F;chicken/</l><lb/>
            <l>Hat den Preiß darvon gebracht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>Go&#x0364;ldner Locken &#x017F;toltze Pracht</l><lb/>
            <l>Mag den leichten Nero fangen:</l><lb/>
            <l>Bleibt das klu&#x0364;g&#x017F;te Wild nicht hangen/</l><lb/>
            <l>Wo die Schlinge &#x017F;chwartz gemacht?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>Braunes Haar kan auch verdienen/</l><lb/>
            <l>Gleich dem gelben/ Zahl und Lied:</l><lb/>
            <l>Zeuge/ wer an Nigellinen</l><lb/>
            <l>Ein recht wu&#x0364;rdig Bey&#x017F;piel &#x017F;ieht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <l>Ru&#x0364;hmt der rothen Schmincke Zier/</l><lb/>
            <l>La&#x017F;t die weiße Cloris prangen</l><lb/>
            <l>Mit dem Schnee der glatten Wangen;</l><lb/>
            <l>Schwartz allein beliebet mir.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <l>Roth muß von der Sonne bleichen/</l><lb/>
            <l>Weiß nimmt ihre Brandmahl an;</l><lb/>
            <l>I&#x017F;ts nicht &#x017F;chwartz/ der Treue Zeichen/</l><lb/>
            <l>Das &#x017F;ich nimmer a&#x0364;ndern kan.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l>Schwa&#x0364;rzt der blaue Himmel nicht/</l><lb/>
            <l> </l><lb/>
            <l>Zu der Thetis la&#x017F;&#x017F;en tragen/</l><lb/>
            <l>Sein gebra&#x0364;untes Ange&#x017F;icht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l>Liebt man nicht den duncklen Schaten</l><lb/>
            <l>Und der &#x017F;chwartzen Na&#x0364;chte Ra&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Wenn die heißen Glieder braten</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r des Tages Uberla&#x017F;t?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l>Wird nach &#x017F;chwartzer Kir&#x017F;chen Frucht</l><lb/>
            <l>Nicht der ho&#x0364;ch&#x017F;te Baum be&#x017F;tiegen/</l><lb/>
            <l>Andre/ die man &#x017F;iehet liegen/</l><lb/>
            <l>Kaum mit fauler Hand ge&#x017F;ucht?</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Muß</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[260/0360] ANEMONS und Der Zytheren ſuͤſſes Blicken/ Die aus ihrer Augen Nacht Kunte Sonnen-Strahlen ſchicken/ Hat den Preiß darvon gebracht. Goͤldner Locken ſtoltze Pracht Mag den leichten Nero fangen: Bleibt das kluͤgſte Wild nicht hangen/ Wo die Schlinge ſchwartz gemacht? Braunes Haar kan auch verdienen/ Gleich dem gelben/ Zahl und Lied: Zeuge/ wer an Nigellinen Ein recht wuͤrdig Beyſpiel ſieht. Ruͤhmt der rothen Schmincke Zier/ Laſt die weiße Cloris prangen Mit dem Schnee der glatten Wangen; Schwartz allein beliebet mir. Roth muß von der Sonne bleichen/ Weiß nimmt ihre Brandmahl an; Iſts nicht ſchwartz/ der Treue Zeichen/ Das ſich nimmer aͤndern kan. Schwaͤrzt der blaue Himmel nicht/ Zu der Thetis laſſen tragen/ Sein gebraͤuntes Angeſicht. Liebt man nicht den duncklen Schaten Und der ſchwartzen Naͤchte Raſt/ Wenn die heißen Glieder braten Fuͤr des Tages Uberlaſt? Wird nach ſchwartzer Kirſchen Frucht Nicht der hoͤchſte Baum beſtiegen/ Andre/ die man ſiehet liegen/ Kaum mit fauler Hand geſucht? Muß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/360
Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/360>, abgerufen am 27.05.2024.