Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Schertz-Sonnette. 52. Die Schöne Todte. Du hast numehr/ mein Kind/ den lezten Hafen funden/ Wo Lieb und Hoffen dich nicht ferner hält gebunden: Und bist mir doch so schön in deinem Trauer-Kleide/ Daß ich den Schatten noch des Todes selbst beneide. Ich werde nun gewahr/ indem ich von dir scheide/ Daß man sich auch mit Lust an dürren Blumen weyde/ Daß Früchte besser seyn gepflückt/ als da sie stunden/ Daß süsser sey die Lust/ ie eher sie verschwunden. Vor blizt' ein jeder Blick/ es brennt' ein iedes Haar/ Dein Wort bezauberte/ dein Weigern brach die Sinnen/ Dein gantzes Leben war uns Unruh und Gefahr: Izt wird man keines Streits und keiner Furcht mehr innen. Die Schönheit/ die du hast im Tode/ zu erwerben/ Würd' auch der selbste Tod/ im Fall er könte/ sterben. Quicquid ad summum pervenit, ad exitum properat. Cui nasci contigit, mori restat. Sen. Ad extrema pervenisti, jam nec mortem metues, nec optabis, Mors omnium dolorum solutio est & finis. Sen. Ad immortalitatem moriendo venitur. Solem occidentem contemplari licet. Et non habet spectatorem nisi cum deficit. Minus molestiarum habet funus. Et quando, inquies, tibi proderit istud, quod exitu discis, au Quemadmodum clepsydram non extremum stillicidium ex- Quamvis magna videatur varietate singulorum vita distingvi, 53. Die Q 2
Schertz-Sonnette. 52. Die Schoͤne Todte. Du haſt numehr/ mein Kind/ den lezten Hafen funden/ Wo Lieb und Hoffen dich nicht ferner haͤlt gebunden: Und biſt mir doch ſo ſchoͤn in deinem Trauer-Kleide/ Daß ich den Schatten noch des Todes ſelbſt beneide. Ich werde nun gewahr/ indem ich von dir ſcheide/ Daß man ſich auch mit Luſt an duͤrren Blumen weyde/ Daß Fruͤchte beſſer ſeyn gepfluͤckt/ als da ſie ſtunden/ Daß ſuͤſſer ſey die Luſt/ ie eher ſie verſchwunden. Vor blizt’ ein jeder Blick/ es brennt’ ein iedes Haar/ Dein Wort bezauberte/ dein Weigern brach die Sinnen/ Dein gantzes Leben war uns Unruh und Gefahr: Izt wird man keines Streits und keiner Furcht mehr innen. Die Schoͤnheit/ die du haſt im Tode/ zu erwerben/ Wuͤrd’ auch der ſelbſte Tod/ im Fall er koͤnte/ ſterben. Quicquid ad ſummum pervenit, ad exitum properat. Cui naſci contigit, mori reſtat. Sen. Ad extrema perveniſti, jam nec mortem metues, nec optabis, Mors omnium dolorum ſolutio eſt & finis. Sen. Ad immortalitatem moriendo venitur. Solem occidentem contemplari licet. Et non habet ſpectatorem niſi cum deficit. Minus moleſtiarum habet funus. Et quando, inquies, tibi proderit iſtud, quod exitu diſcis, au Quemadmodum clepſydram non extremum ſtillicidium ex- Quamvis magna videatur varietate ſingulorum vita diſtingvi, 53. Die Q 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0343" n="243"/> <fw place="top" type="header">Schertz-Sonnette.</fw><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">52. Die Schoͤne Todte.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">D</hi>u haſt numehr/ mein Kind/ den lezten Hafen funden/</l><lb/> <l>Wo Lieb und Hoffen dich nicht ferner haͤlt gebunden:</l><lb/> <l>Und biſt mir doch ſo ſchoͤn in deinem Trauer-Kleide/</l><lb/> <l>Daß ich den Schatten noch des Todes ſelbſt beneide.</l><lb/> <l>Ich werde nun gewahr/ indem ich von dir ſcheide/</l><lb/> <l>Daß man ſich auch mit Luſt an duͤrren Blumen weyde/</l><lb/> <l>Daß Fruͤchte beſſer ſeyn gepfluͤckt/ als da ſie ſtunden/</l><lb/> <l>Daß ſuͤſſer ſey die Luſt/ ie eher ſie verſchwunden.</l><lb/> <l>Vor blizt’ ein jeder Blick/ es brennt’ ein iedes Haar/</l><lb/> <l>Dein Wort bezauberte/ dein Weigern brach die Sinnen/</l><lb/> <l>Dein gantzes Leben war uns Unruh und Gefahr:</l><lb/> <l>Izt wird man keines Streits und keiner Furcht mehr innen.</l><lb/> <l>Die Schoͤnheit/ die du haſt im Tode/ zu erwerben/</l><lb/> <l>Wuͤrd’ auch der ſelbſte Tod/ im Fall er koͤnte/ ſterben.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Quicquid ad ſummum pervenit, ad exitum properat.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Cui naſci contigit, mori reſtat. <hi rendition="#i">Sen</hi>.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Ad extrema perveniſti, jam nec mortem metues, nec optabis,<lb/> nec corporis animique defectibus ſubjacebis. <hi rendition="#i">Petr</hi>.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Mors omnium dolorum ſolutio eſt & finis. <hi rendition="#i">Sen</hi>.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Ad immortalitatem moriendo venitur.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Solem occidentem contemplari licet.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Et non habet ſpectatorem niſi cum deficit.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Minus moleſtiarum habet funus.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Et quando, inquies, tibi proderit iſtud, quod exitu diſcis, au<lb/> in quam rem? In hanc, ut ego quoque exeam melior.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Quemadmodum clepſydram non extremum ſtillicidium ex-<lb/> aurit, ſed quicquid ante defluxit: ſic ultima hora, qua deſini-<lb/> mus, non ſola mortem facit, ſed illam conſummat.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Quamvis magna videatur varietate ſingulorum vita diſtingvi,<lb/> mma in unum venit: <hi rendition="#i">accepimus peritura perituri</hi>.</hi> </p><lb/> <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">Q 2</hi> </fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">53. Die</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [243/0343]
Schertz-Sonnette.
52. Die Schoͤne Todte.
Du haſt numehr/ mein Kind/ den lezten Hafen funden/
Wo Lieb und Hoffen dich nicht ferner haͤlt gebunden:
Und biſt mir doch ſo ſchoͤn in deinem Trauer-Kleide/
Daß ich den Schatten noch des Todes ſelbſt beneide.
Ich werde nun gewahr/ indem ich von dir ſcheide/
Daß man ſich auch mit Luſt an duͤrren Blumen weyde/
Daß Fruͤchte beſſer ſeyn gepfluͤckt/ als da ſie ſtunden/
Daß ſuͤſſer ſey die Luſt/ ie eher ſie verſchwunden.
Vor blizt’ ein jeder Blick/ es brennt’ ein iedes Haar/
Dein Wort bezauberte/ dein Weigern brach die Sinnen/
Dein gantzes Leben war uns Unruh und Gefahr:
Izt wird man keines Streits und keiner Furcht mehr innen.
Die Schoͤnheit/ die du haſt im Tode/ zu erwerben/
Wuͤrd’ auch der ſelbſte Tod/ im Fall er koͤnte/ ſterben.
Quicquid ad ſummum pervenit, ad exitum properat.
Cui naſci contigit, mori reſtat. Sen.
Ad extrema perveniſti, jam nec mortem metues, nec optabis,
nec corporis animique defectibus ſubjacebis. Petr.
Mors omnium dolorum ſolutio eſt & finis. Sen.
Ad immortalitatem moriendo venitur.
Solem occidentem contemplari licet.
Et non habet ſpectatorem niſi cum deficit.
Minus moleſtiarum habet funus.
Et quando, inquies, tibi proderit iſtud, quod exitu diſcis, au
in quam rem? In hanc, ut ego quoque exeam melior.
Quemadmodum clepſydram non extremum ſtillicidium ex-
aurit, ſed quicquid ante defluxit: ſic ultima hora, qua deſini-
mus, non ſola mortem facit, ſed illam conſummat.
Quamvis magna videatur varietate ſingulorum vita diſtingvi,
mma in unum venit: accepimus peritura perituri.
53. Die
Q 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDas Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |