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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Schertz-Sonnette.
34. Die Schöne Listige.

Ich gebe dir nicht schuld/ du Ausbund schlimmer Frauen/
Daß du den Witz gebrauchst/ wozu dir nöthig scheint.
Veracht dich iederman/ ich bin dir drum nicht feind;
Mein Leben wolt ich dir in deine Schos vertrauen.
Ulyssens kluge List halff ja bey Troja bauen/
Warob der Grieche lacht und Hectors Erbe weint/
Was das gemeine Volck nicht recht zu seyn vermeint/
Das mnß man stets bey Hoff' in vollem Lauffe schauen.
Der Netze sind zu viel/ durch die man euch will bey/
Daß/ wenn ihr nicht versteht/ wie einem Schalcke sey/
Und List mit List belohnt/ ihr schwerlich könt entrinnen.
So bleib nun wie du bist: denn/ red' ich dir gleich ein/
(Wo du nicht anderst wilt mit Lust gefangen seyn:)
Mau siehet doch den Fuchs nicht andre Haar gewinnen.



Non potest Amor cum timore misceri.

Consortium rerum omnium inter nos facit Amicitia.

Astutia mentis est, qua rebus industriis cautum captatur con-
lium, & acute dispicitur atque judicatur, quid bonum, & versu-
iae nomen assumit, cum in malum sese contulerit.

Qui cavet, ne decipiatur, vix cavet, cum etiam cavet, etiam
um cavisse ratus est. Plaut.

Astutum fallere difficile est.

Hoc habent inter coetera boni mores, placent sibi & perma-
ent.

Hinc Pindarus: neque fulva Vulpes neque graviter rugientes
cones mutant mores.


35. Die
P
Schertz-Sonnette.
34. Die Schoͤne Liſtige.

Ich gebe dir nicht ſchuld/ du Ausbund ſchlimmer Frauen/
Daß du den Witz gebrauchſt/ wozu dir noͤthig ſcheint.
Veracht dich iederman/ ich bin dir drum nicht feind;
Mein Leben wolt ich dir in deine Schos vertrauen.
Ulyſſens kluge Liſt halff ja bey Troja bauen/
Warob der Grieche lacht und Hectors Erbe weint/
Was das gemeine Volck nicht recht zu ſeyn vermeint/
Das mnß man ſtets bey Hoff’ in vollem Lauffe ſchauen.
Der Netze ſind zu viel/ durch die man euch will bey/
Daß/ wenn ihr nicht verſteht/ wie einem Schalcke ſey/
Und Liſt mit Liſt belohnt/ ihr ſchwerlich koͤnt entrinnen.
So bleib nun wie du biſt: denn/ red’ ich dir gleich ein/
(Wo du nicht anderſt wilt mit Luſt gefangen ſeyn:)
Mau ſiehet doch den Fuchs nicht andre Haar gewinnen.



Non poteſt Amor cum timore miſceri.

Conſortium rerum omnium inter nos facit Amicitia.

Aſtutia mentis eſt, qua rebus induſtriis cautum captatur con-
lium, & acute diſpicitur atque judicatur, quid bonum, & verſu-
iæ nomen aſſumit, cum in malum ſeſe contulerit.

Qui cavet, ne decipiatur, vix cavet, cum etiam cavet, etiam
um caviſſe ratus eſt. Plaut.

Aſtutum fallere difficile eſt.

Hoc habent inter cœtera boni mores, placent ſibi & perma-
ent.

Hinc Pindarus: neque fulva Vulpes neque graviter rugientes
cones mutant mores.


35. Die
P
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[225/0325] Schertz-Sonnette. 34. Die Schoͤne Liſtige. Ich gebe dir nicht ſchuld/ du Ausbund ſchlimmer Frauen/ Daß du den Witz gebrauchſt/ wozu dir noͤthig ſcheint. Veracht dich iederman/ ich bin dir drum nicht feind; Mein Leben wolt ich dir in deine Schos vertrauen. Ulyſſens kluge Liſt halff ja bey Troja bauen/ Warob der Grieche lacht und Hectors Erbe weint/ Was das gemeine Volck nicht recht zu ſeyn vermeint/ Das mnß man ſtets bey Hoff’ in vollem Lauffe ſchauen. Der Netze ſind zu viel/ durch die man euch will bey/ Daß/ wenn ihr nicht verſteht/ wie einem Schalcke ſey/ Und Liſt mit Liſt belohnt/ ihr ſchwerlich koͤnt entrinnen. So bleib nun wie du biſt: denn/ red’ ich dir gleich ein/ (Wo du nicht anderſt wilt mit Luſt gefangen ſeyn:) Mau ſiehet doch den Fuchs nicht andre Haar gewinnen. Non poteſt Amor cum timore miſceri. Conſortium rerum omnium inter nos facit Amicitia. Aſtutia mentis eſt, qua rebus induſtriis cautum captatur con- lium, & acute diſpicitur atque judicatur, quid bonum, & verſu- iæ nomen aſſumit, cum in malum ſeſe contulerit. Qui cavet, ne decipiatur, vix cavet, cum etiam cavet, etiam um caviſſe ratus eſt. Plaut. Aſtutum fallere difficile eſt. Hoc habent inter cœtera boni mores, placent ſibi & perma- ent. Hinc Pindarus: neque fulva Vulpes neque graviter rugientes cones mutant mores. 35. Die P

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/325>, abgerufen am 17.05.2024.