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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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33. Die Schöne Einfältige.

Mein liebstes Rosen-Bild/ das nur der Unschuld Kreide/
Kein Firnis schlauer List noch falsche Schmincke ziert/
Mein Täubchen/ das kein Hertz/ wie keine Galle führt/
Daß du nichts weist/ und viel doch gläubst/ ist meine Freude.
Dein Sinn bekleidet sich mit reiner Einfalt-Seide/
Durch die man deine Lieb' ohn langes Suchen spürt:
Was solte mir ein Weib/ die gerne disputirt/
Dein Teutsches Ja und Nein vergnügt uns alle beyde.
Mein Wunsch ist/ daß ich stets im Friede leben kan/
Dich/ nicht die Eitelkeit/ hab' ich zur Frau erwehlet.
Wenn dort Xantippen nur nichts mehr als dir gefehlet/
So stünde Socrates den Männern oben an.
Bist du ein lindes Wachs/ so ist mirs ein Gelücke/
Daß ich nur Ehr und Treu zum Siegel in dich drücke.



Natura bona conditione te genuit.

Columba simplicissimum animal est, sed felle carens.

Satius est perpetua simplicitate contemni, quam perpetua si-
mulatione torqueri.

At illa quantum habet voluptatis sincera & per se ornata sim-
plicitas, nihil obtendens moribus suis.

Facilius reges animum nulla vanitate tumentem.

Non potest muliebris excusatio contingere ei, a qua omnia vi-
tia muliebria abfuerunt.

Pro optimo est minime malus.

Et magnus est pudicitiae fructus.

Risit Socrates cum ab uxore Xantippe immunda aqua perfu-
sus fuit.


34. Die
ADIMARI
33. Die Schoͤne Einfaͤltige.

Mein liebſtes Roſen-Bild/ das nur der Unſchuld Kreide/
Kein Firnis ſchlauer Liſt noch falſche Schmincke ziert/
Mein Taͤubchen/ das kein Hertz/ wie keine Galle fuͤhrt/
Daß du nichts weiſt/ und viel doch glaͤubſt/ iſt meine Freude.
Dein Sinn bekleidet ſich mit reiner Einfalt-Seide/
Durch die man deine Lieb’ ohn langes Suchen ſpuͤrt:
Was ſolte mir ein Weib/ die gerne diſputirt/
Dein Teutſches Ja und Nein vergnuͤgt uns alle beyde.
Mein Wunſch iſt/ daß ich ſtets im Friede leben kan/
Dich/ nicht die Eitelkeit/ hab’ ich zur Frau erwehlet.
Wenn dort Xantippen nur nichts mehr als dir gefehlet/
So ſtuͤnde Socrates den Maͤnnern oben an.
Biſt du ein lindes Wachs/ ſo iſt mirs ein Geluͤcke/
Daß ich nur Ehr und Treu zum Siegel in dich druͤcke.



Natura bona conditione te genuit.

Columba ſimpliciſſimum animal eſt, ſed felle carens.

Satius eſt perpetua ſimplicitate contemni, quam perpetuâ ſi-
mulatione torqueri.

At illa quantum habet voluptatis ſincera & per ſe ornata ſim-
plicitas, nihil obtendens moribus ſuis.

Facilius reges animum nulla vanitate tumentem.

Non poteſt muliebris excuſatio contingere ei, à qua omnia vi-
tia muliebria abfuerunt.

Pro optimo eſt minimè malus.

Et magnus eſt pudicitiæ fructus.

Riſit Socrates cum ab uxore Xantippe immunda aqua perfu-
ſus fuit.


34. Die
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[224/0324] ADIMARI 33. Die Schoͤne Einfaͤltige. Mein liebſtes Roſen-Bild/ das nur der Unſchuld Kreide/ Kein Firnis ſchlauer Liſt noch falſche Schmincke ziert/ Mein Taͤubchen/ das kein Hertz/ wie keine Galle fuͤhrt/ Daß du nichts weiſt/ und viel doch glaͤubſt/ iſt meine Freude. Dein Sinn bekleidet ſich mit reiner Einfalt-Seide/ Durch die man deine Lieb’ ohn langes Suchen ſpuͤrt: Was ſolte mir ein Weib/ die gerne diſputirt/ Dein Teutſches Ja und Nein vergnuͤgt uns alle beyde. Mein Wunſch iſt/ daß ich ſtets im Friede leben kan/ Dich/ nicht die Eitelkeit/ hab’ ich zur Frau erwehlet. Wenn dort Xantippen nur nichts mehr als dir gefehlet/ So ſtuͤnde Socrates den Maͤnnern oben an. Biſt du ein lindes Wachs/ ſo iſt mirs ein Geluͤcke/ Daß ich nur Ehr und Treu zum Siegel in dich druͤcke. Natura bona conditione te genuit. Columba ſimpliciſſimum animal eſt, ſed felle carens. Satius eſt perpetua ſimplicitate contemni, quam perpetuâ ſi- mulatione torqueri. At illa quantum habet voluptatis ſincera & per ſe ornata ſim- plicitas, nihil obtendens moribus ſuis. Facilius reges animum nulla vanitate tumentem. Non poteſt muliebris excuſatio contingere ei, à qua omnia vi- tia muliebria abfuerunt. Pro optimo eſt minimè malus. Et magnus eſt pudicitiæ fructus. Riſit Socrates cum ab uxore Xantippe immunda aqua perfu- ſus fuit. 34. Die

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/324>, abgerufen am 18.05.2024.